Femme fatale und ewige Diva
Natürlich hat sie die Züge von Liz Taylor - die Kleopatra, die auf Plakaten für die Ausstellung "Die ewige Diva" wirbt. Bis zum 6. Oktober regiert die sagenhafte Königin vom Nil in der Bonner Bundeskunsthalle. Exponate von der Antike bis heute zeigen ihr facettenreiches Bild durch die Jahrhunderte.
Natürlich landet man irgendwann in Hollywood in dieser Ausstellung. Kleopatra als Idol der Popkultur. Ausschnitte aus Filmen, ganze Fotogalerien von Diven aller Epochen in körperbetonten, kostbaren Kostümen, die Augen ausdrucksvoll dunkel geschminkt und im Haar ein Diadem mit Schlangenkopf. Liz Taylor als Barbiepuppe, Werbebilder, Videos von Michael Jackson oder Madonna. Die ägyptische Königin, die von 69 bis 30 vor Christus lebte und die letzte in einer jahrtausendelangen Reihe von Pharaonen am Nil war, beflügelt die Phantasie seit der Antike.
Elisabeth Bronfen: "Das Entscheidende ist, dass wir so wenig wissen. Selbst zu Lebzeiten war sie - nicht unbedingt eine Sphinx, aber was überlebt hat, sind nur noch Fragmente. Gerade weil es so wenig zu ihr gibt, können wir uns so viel zu ihr einfallen lassen."
Die prominente Kulturwissenschaftlerin Elisabeth Bronfen, die in ihren Büchern immer wieder die weibliche Rolle hinterfragt hat, ist Kuratorin der Bonner Ausstellung. Auf dem spannenden Rundgang erlebt man, wie ein Mythos entsteht. Schon Kleopatra selbst hat planvoll daran gearbeitet. Ihr Bildnis ließ sie in klassisch-ägyptischer Manier als Göttin Isis verbreiten, aber auch in ganz westlichem, damals modernem Stil: mit Lockenkranz und Stirnband wie eine römische Patrizierin. Qualitätvolle antike Büsten zeigen das in der Ausstellung. Vor allem aber war es ihr planvoll inszeniertes Ende, mit dem ihr Aufstieg zur Diva begann.
Elisabeth Bronfen: "Wir interessieren uns für Kleopatra wegen ihres Todes. Sie lebt nach, als die Herrscherin, die sich umbringt. Wenn sie das nicht getan hätte, hätte sie nicht diesen mythischen Effekt."
Elisabeth Bronfen: "Das Entscheidende ist, dass wir so wenig wissen. Selbst zu Lebzeiten war sie - nicht unbedingt eine Sphinx, aber was überlebt hat, sind nur noch Fragmente. Gerade weil es so wenig zu ihr gibt, können wir uns so viel zu ihr einfallen lassen."
Die prominente Kulturwissenschaftlerin Elisabeth Bronfen, die in ihren Büchern immer wieder die weibliche Rolle hinterfragt hat, ist Kuratorin der Bonner Ausstellung. Auf dem spannenden Rundgang erlebt man, wie ein Mythos entsteht. Schon Kleopatra selbst hat planvoll daran gearbeitet. Ihr Bildnis ließ sie in klassisch-ägyptischer Manier als Göttin Isis verbreiten, aber auch in ganz westlichem, damals modernem Stil: mit Lockenkranz und Stirnband wie eine römische Patrizierin. Qualitätvolle antike Büsten zeigen das in der Ausstellung. Vor allem aber war es ihr planvoll inszeniertes Ende, mit dem ihr Aufstieg zur Diva begann.
Elisabeth Bronfen: "Wir interessieren uns für Kleopatra wegen ihres Todes. Sie lebt nach, als die Herrscherin, die sich umbringt. Wenn sie das nicht getan hätte, hätte sie nicht diesen mythischen Effekt."
Tugendideal der Renaissance
Ihr Geliebter, der römische Feldherr Marc-Anton, hatte eine entscheidende Schlacht verloren und die ägyptische Herrscherin damit schutzlos der Macht seines Rivalen Oktavian preisgegeben. Als Heldin, die den Freitod wählt, um sich nicht demütigen zu lassen, wird Kleopatra zum Tugendideal der Renaissance. Eine exquisite Serie von Zeichnungen und grafischen Blättern - eines sogar von der Hand Michelangelos - zeigt die Königin, aufrecht und entschlossen. In heroischer Nacktheit, im Augenblick, wo sie die giftige Schlange an ihren Busen legt.
Elisabeth Bronfen: "Im Laufe des 17. Jahrhunderts geht es hauptsächlich um die Herrscherin und um das Fatum, darum, dass das Schicksal gegen sie war. Da geht es nicht um Laszivität, um den Orient als Fluchtort."
Mit diesen Stichworten verbindet sich der andere Prototyp, für den Kleopatra steht: die Femme fatale. Das 19. Jahrhundert rückt diese Facette in den Vordergrund. Als Kolonialismus und Expansionspolitik auf der Tagesordnung standen, wird ihr sinnlich verlockender Körper zu einem Objekt der Begierde. Zugleich manifestiert sich eine unbestimmte Angst vor dem Fremden, die ihr dämonische Züge verleiht. Ebenso viel wie über Kleopatra enthüllt diese klug konzipierte Ausstellung über den Zeitgeist der jeweiligen Epochen.
Elisabeth Bronfen: "Da findet sich diese Verschränkung: Fluchtort aus dem kapitalistischen Europa. Andererseits: Wir besitzen diese anderen Kulturen, wir besitzen den Blick auf die anderen, der schöne, weibliche, lasziv dargebotene Körper, den besitzen wir durch unseren Blick."
Elisabeth Bronfen: "Im Laufe des 17. Jahrhunderts geht es hauptsächlich um die Herrscherin und um das Fatum, darum, dass das Schicksal gegen sie war. Da geht es nicht um Laszivität, um den Orient als Fluchtort."
Mit diesen Stichworten verbindet sich der andere Prototyp, für den Kleopatra steht: die Femme fatale. Das 19. Jahrhundert rückt diese Facette in den Vordergrund. Als Kolonialismus und Expansionspolitik auf der Tagesordnung standen, wird ihr sinnlich verlockender Körper zu einem Objekt der Begierde. Zugleich manifestiert sich eine unbestimmte Angst vor dem Fremden, die ihr dämonische Züge verleiht. Ebenso viel wie über Kleopatra enthüllt diese klug konzipierte Ausstellung über den Zeitgeist der jeweiligen Epochen.
Elisabeth Bronfen: "Da findet sich diese Verschränkung: Fluchtort aus dem kapitalistischen Europa. Andererseits: Wir besitzen diese anderen Kulturen, wir besitzen den Blick auf die anderen, der schöne, weibliche, lasziv dargebotene Körper, den besitzen wir durch unseren Blick."
Die Einzelzüge des Mythos verschmelzen
Persische Teppiche und samtbezogene Sofas geben den Räumen, die sich in Bonn dem 19. Jahrhundert widmen, ein luxuriöses Ambiente. In schweren Farben gehaltene, große Gemälde - wie eine ganze Kleopatra-Serie von Hans Makart - zeigen exotische, sündige Schönheit in einem raffinierten Spiel von Verhüllung und Entblößung. In den Traumfabriken des 20. Jahrhunderts, die dann am Ende des Rundgangs stehen, verschmelzen alle Einzelzüge des Mythos Kleopatra.
Ein Video, das Sequenzen aus Kleopatra-Filmen montiert und verfremdet, ist das jüngste Ausstellungsstück der Bonner Schau, eigens im Auftrag der Bundeskunsthalle entstanden. Wie im Zeitraffer wechseln die Bilder: Mal schwarz-weiß, mal farbig, überblenden sich die Züge schöner und erfolgreicher Schauspielerinnen. Und dann schließt sich der Kreis des Rundgangs: am Anfang wie am Ende steht ein Siebdruck von Andy Warhol, der Liz Taylor in ihrer vielleicht berühmtesten Maske als Kleopatra zeigt.
Für Kuratorin Elisabeth Bronfen die stimmigste Annäherung an die "ewige Diva":
"Da haben wir eine Vielzahl von scheinbar gleichen Bildern, aber mal sind sie dunkler. Mal sind sie heller, mal sieht man mehr, mal weniger, und es sind alles nur Spuren, Abdruck, mehr können wir nicht bekommen. Aber es ist genug, um uns süchtig zu machen."
Service:
Die Ausstellung "Kleopatra. Die ewige Diva" ist vom 28.6. bis zum 6.10.2013 in der Bundeskunsthalle in Bonn zu sehen.
Ein Video, das Sequenzen aus Kleopatra-Filmen montiert und verfremdet, ist das jüngste Ausstellungsstück der Bonner Schau, eigens im Auftrag der Bundeskunsthalle entstanden. Wie im Zeitraffer wechseln die Bilder: Mal schwarz-weiß, mal farbig, überblenden sich die Züge schöner und erfolgreicher Schauspielerinnen. Und dann schließt sich der Kreis des Rundgangs: am Anfang wie am Ende steht ein Siebdruck von Andy Warhol, der Liz Taylor in ihrer vielleicht berühmtesten Maske als Kleopatra zeigt.
Für Kuratorin Elisabeth Bronfen die stimmigste Annäherung an die "ewige Diva":
"Da haben wir eine Vielzahl von scheinbar gleichen Bildern, aber mal sind sie dunkler. Mal sind sie heller, mal sieht man mehr, mal weniger, und es sind alles nur Spuren, Abdruck, mehr können wir nicht bekommen. Aber es ist genug, um uns süchtig zu machen."
Service:
Die Ausstellung "Kleopatra. Die ewige Diva" ist vom 28.6. bis zum 6.10.2013 in der Bundeskunsthalle in Bonn zu sehen.