Fenster aus Köln und Wein aus Lübeck
In Deutschland gibt es rund 37 Unesco-Welterbestätten. Im Deutschen Architektur Museum in Frankfurt am Main kann man quasi alle auf einmal betrachten: Mit ausgewählten Exponaten wie Holzmodellen der Berliner Museumsinsel oder Gerhard Richters Fenster des Kölner Doms bekommt man einen sinnlichen Eindruck des deutschen Kulturerbes.
Es gibt viele Orte, die stolz auf ihr Weltkulturerbe sind. Und sie erhoffen sich handfesten Nutzen: mehr öffentliche Aufmerksamkeit und vor allem mehr Besucher, damit die Kassen klingeln. Und dann gibt es Orte, die sowieso spitze sind, ganz ohne Tamtam und Werbetrommel. Allen voran die Königsschlösser in Bayern, die den fehlenden Weltkulturerbe-Status locker verschmerzen können.
Auch anerkannte Welterbestätten wie der Kölner Dom, das klassische Weimar oder die Berliner Museumsinsel gehören zur ersten Liga. Dresden hat mit seiner Elbschlösschenbrücke gezeigt, dass man den Titel auch verspielen kann, und die Touristen trotzdem kommen. Weltkulturerbe, sagt Peter Cachola Schmal, Direktor des Deutschen Architektur Museums, gibt es nicht zum Nulltarif:
"Dann muss man sich nachher verpflichten, sich der Entwicklung dieses Ortes mit viel Sorgfalt anzunehmen und zum Beispiel bestimmte Dinge nicht zu tun."
Hochhäuser, die den Blick auf den Kölner Dom verstellen, oder Projekte, die an der Parklandschaft Potsdams knabbern, soll es nicht geben. In der Frankfurter Ausstellung werden jetzt alle deutschen Weltkulturerbestätten gezeigt. Die virtuelle Tafel am Eingang verschafft einen ersten Überblick.
Peter Cachola Schmal: "Hier die Klosteranlage Maulbronn zum Beispiel. Alles geordnet chronologisch nach dem Jahr, in dem ein Weltkulturerbe anerkannt wurde, und Sie sehen die 37 Welterbestätten, die es in Deutschland gibt, Grube Messel, hier zum Beispiel, eines unserer hessischen Welterbestätten."
Trotz höchster Wertschätzung ist es eine bunte Mischung. Karin Jung steht vor einer Vitrine mit Devotionalien, die man an den verschiedenen Welterbestätten kaufen kann:
"Frühstücksbrettchen mit Lutheraufschrift, genauso wie die zahlreichen Altarkerzen oder eine Weinflasche aus Lübeck, wo tatsächlich Günter Grass eine enge Beziehung zu diesem Weinkontor pflegt, und deswegen der Besitzer seine Handzeichnungen nutzen darf."
Ein Stück Alltagskultur. Ganz offensichtlich landet viel Nippes in den Wohnstuben der Kulturtouristen. Aber in Frankfurt sind vor allem jene Exponate ausgestellt, die sich weder im Internet noch im Museumsshop finden lassen. Peter Cachola Schmal:
"Dann sieht man da drüben holländische Fayencen und staunt: von 1750, und dann sieht man: ah, die sind in Brühl in dem Schloss, wer weiß was da alles ist in Brühl in Schloss, da waren wir noch nicht gewesen, das muss man mal sehen, und so geht das immer weiter."
Es gibt einen historischen Stein von der Regensburger Donaubrücke oder ein ganz wunderbares Holzmodell von David Chipperfield, das die Berliner Museumsinsel zeigt. Und Karin Jung steht vor einem echten Gerhard Richter, der im Kölner Dom neue Fenster gestaltet hat:
"Wir haben hier eine Musterscheibe von der Manufaktur in Originalgröße, also die Quadrate sind auch wirklich im Kölner Dom genau so, und die Farben, die Sie dort sehen, das sind alles Farben, wie sie in den antiken Gläsern des Kölner Doms bereits vorkommen. Er hat sich damals die Farbtöne mischen lassen und so eben diese wirklich unglaubliche Farbwirkung erzielt."
Das Ministerium hat die Fenster nicht finanziert, aber es gibt Geld für die Neugestaltung der Domplatte, um das Weltkulturerbe etwas sensibler mit der Umgebung zu vernetzen. Ein wichtiges Kriterium bei der Mittelvergabe durch das zuständige Ministerium. Die 220 Millionen Euro sollen auch der Stadtentwicklung dienen. Eisleben ist ein gutes Beispiel. Dort wurde Luthers Sterbehaus rekonstruiert und mit einem Neubau verbunden. So entstand ein kleines Museumsviertel, das dem verwahrlosten Grundriss der Stadt neuen Halt und Würde verleiht. Gut angelegtes Geld, bestätigt Olaf Asendorf, Leiter des Referats Baukultur im Bundesinstitut für Bau-, Stadt-, und Raumforschung:
"Unser kleines Katalogbuch mit dem, dann können Sie auch zum Teil direkt sehen, was heißt zum Teil, zum größten Teil sehen, wenn nicht gerade Wasserleitungen vergraben worden sind, was mit dem Geld finanziert worden ist, das ist richtig auch für die Steuerzahler haptisch wahrnehmbar: Da ist das Investitionsprogramm verbaut worden, und das wird die nächsten 100 Jahre hoffentlich auch halten."
Doch für Peter Cachola Schmal geht es bei der Ausstellung noch um mehr:
"Wir haben gesagt, ja, das Investitionsvorhaben ist gut, wir werden auch darüber berichten, aber das Wichtigste ist, das man die Welterbestätten als solche und den Kern dessen, was sie ausmachen, dem Publikum näher bringt. Also warum ist ein bestimmter Ort Welterbestätte, was sind die Qualitäten und möchte ich nicht vielleicht da hinfahren?"
Reisen bildet, und wer zu den Welterbestätten fährt, kann unendlich viel Neues entdecken, die Frankfurter Ausstellung will da ganz bescheiden nur ein erster Hinweis sein.
Service:
Die Ausstellung Unesco Welterbe – Eine Deutschlandreise ist vom 6.2. bis 26.5.2013 im Deutschen Architekturmuseum Frankfurt zu sehen.
Auch anerkannte Welterbestätten wie der Kölner Dom, das klassische Weimar oder die Berliner Museumsinsel gehören zur ersten Liga. Dresden hat mit seiner Elbschlösschenbrücke gezeigt, dass man den Titel auch verspielen kann, und die Touristen trotzdem kommen. Weltkulturerbe, sagt Peter Cachola Schmal, Direktor des Deutschen Architektur Museums, gibt es nicht zum Nulltarif:
"Dann muss man sich nachher verpflichten, sich der Entwicklung dieses Ortes mit viel Sorgfalt anzunehmen und zum Beispiel bestimmte Dinge nicht zu tun."
Hochhäuser, die den Blick auf den Kölner Dom verstellen, oder Projekte, die an der Parklandschaft Potsdams knabbern, soll es nicht geben. In der Frankfurter Ausstellung werden jetzt alle deutschen Weltkulturerbestätten gezeigt. Die virtuelle Tafel am Eingang verschafft einen ersten Überblick.
Peter Cachola Schmal: "Hier die Klosteranlage Maulbronn zum Beispiel. Alles geordnet chronologisch nach dem Jahr, in dem ein Weltkulturerbe anerkannt wurde, und Sie sehen die 37 Welterbestätten, die es in Deutschland gibt, Grube Messel, hier zum Beispiel, eines unserer hessischen Welterbestätten."
Trotz höchster Wertschätzung ist es eine bunte Mischung. Karin Jung steht vor einer Vitrine mit Devotionalien, die man an den verschiedenen Welterbestätten kaufen kann:
"Frühstücksbrettchen mit Lutheraufschrift, genauso wie die zahlreichen Altarkerzen oder eine Weinflasche aus Lübeck, wo tatsächlich Günter Grass eine enge Beziehung zu diesem Weinkontor pflegt, und deswegen der Besitzer seine Handzeichnungen nutzen darf."
Ein Stück Alltagskultur. Ganz offensichtlich landet viel Nippes in den Wohnstuben der Kulturtouristen. Aber in Frankfurt sind vor allem jene Exponate ausgestellt, die sich weder im Internet noch im Museumsshop finden lassen. Peter Cachola Schmal:
"Dann sieht man da drüben holländische Fayencen und staunt: von 1750, und dann sieht man: ah, die sind in Brühl in dem Schloss, wer weiß was da alles ist in Brühl in Schloss, da waren wir noch nicht gewesen, das muss man mal sehen, und so geht das immer weiter."
Es gibt einen historischen Stein von der Regensburger Donaubrücke oder ein ganz wunderbares Holzmodell von David Chipperfield, das die Berliner Museumsinsel zeigt. Und Karin Jung steht vor einem echten Gerhard Richter, der im Kölner Dom neue Fenster gestaltet hat:
"Wir haben hier eine Musterscheibe von der Manufaktur in Originalgröße, also die Quadrate sind auch wirklich im Kölner Dom genau so, und die Farben, die Sie dort sehen, das sind alles Farben, wie sie in den antiken Gläsern des Kölner Doms bereits vorkommen. Er hat sich damals die Farbtöne mischen lassen und so eben diese wirklich unglaubliche Farbwirkung erzielt."
Das Ministerium hat die Fenster nicht finanziert, aber es gibt Geld für die Neugestaltung der Domplatte, um das Weltkulturerbe etwas sensibler mit der Umgebung zu vernetzen. Ein wichtiges Kriterium bei der Mittelvergabe durch das zuständige Ministerium. Die 220 Millionen Euro sollen auch der Stadtentwicklung dienen. Eisleben ist ein gutes Beispiel. Dort wurde Luthers Sterbehaus rekonstruiert und mit einem Neubau verbunden. So entstand ein kleines Museumsviertel, das dem verwahrlosten Grundriss der Stadt neuen Halt und Würde verleiht. Gut angelegtes Geld, bestätigt Olaf Asendorf, Leiter des Referats Baukultur im Bundesinstitut für Bau-, Stadt-, und Raumforschung:
"Unser kleines Katalogbuch mit dem, dann können Sie auch zum Teil direkt sehen, was heißt zum Teil, zum größten Teil sehen, wenn nicht gerade Wasserleitungen vergraben worden sind, was mit dem Geld finanziert worden ist, das ist richtig auch für die Steuerzahler haptisch wahrnehmbar: Da ist das Investitionsprogramm verbaut worden, und das wird die nächsten 100 Jahre hoffentlich auch halten."
Doch für Peter Cachola Schmal geht es bei der Ausstellung noch um mehr:
"Wir haben gesagt, ja, das Investitionsvorhaben ist gut, wir werden auch darüber berichten, aber das Wichtigste ist, das man die Welterbestätten als solche und den Kern dessen, was sie ausmachen, dem Publikum näher bringt. Also warum ist ein bestimmter Ort Welterbestätte, was sind die Qualitäten und möchte ich nicht vielleicht da hinfahren?"
Reisen bildet, und wer zu den Welterbestätten fährt, kann unendlich viel Neues entdecken, die Frankfurter Ausstellung will da ganz bescheiden nur ein erster Hinweis sein.
Service:
Die Ausstellung Unesco Welterbe – Eine Deutschlandreise ist vom 6.2. bis 26.5.2013 im Deutschen Architekturmuseum Frankfurt zu sehen.