Fernsehtipp: "Deutsche Pop-Zustände"

TV-Doku hinterfragt rechte Musik

Eine Hand hält am 04.03.2009 im Polizeipräsidium in Stuttgart eine CD mit rechtsextremem Material in der Hand, die mit anderen Tonträgern bei Durchsuchungen sichergestellt wurde
Eine Hand hält im Polizeipräsidium in Stuttgart eine CD mit rechtsextremem Material in der Hand, die mit anderen Tonträgern bei Durchsuchungen sichergestellt wurde © picture-alliance/ dpa / Norbert Försterling
Dietmar Post im Gespräch mit Max Oppel |
Wie spielen Popkultur und rechte Ideologie zusammen? Wie hat sich extrem rechte Musik seit den 70er-Jahren in Deutschland entwickelt? Und wie anschlussfähig an den Mainstream ist sie mittlerweile? Darüber sprechen wir mit dem Regisseur Dietmar Post.
Musik spielte im NSU um Uwe Böhnhardt, Uwe Mundlos und Beate Zschäpe eine zentrale Rolle. Die rechtsextreme Musikszene hat die später Untergetauchten maßgeblich unterstützt. Der Dokumentarfilm "Deutsche Pop-Zustände" lässt Poptheoretiker und Soziologen, Musiker, Label-Vertreter, einen Aussteiger aus der rechten Szene und einen Ausstiegsberater zu Wort kommen, analysiert und ordnet Musikstücke genau ein.
Dietmar Post, Regisseur der Fernsehdokumentation "Deutsche Pop-Zustände – Eine Geschichte rechter Musik" (3sat) zu Gast bei Deutschlandradio Kultur. 
Regisseur Dietmar Post zu Gast bei Deutschlandradio Kultur. © Deutschlandradio / Jule Hoffmann
Rammstein und Riefenstahl
Der Film versuche "nüchtern und sachlich", Dinge zu kommentieren und zu analysieren, sagt Regisseur Dietmar Post. Es gehe darum, "Dinge, die seit langer Zeit in dieser Gesellschaft vorhanden sind, aneinanderzureihen und in einen größeren Kontext zu stellen, auch in einen gesellschaftlichen Kontext".
Zu beobachten ist offenbar ein zunehmendes Verschwimmen der Grenzen von rechter Musik und musikalischem Mainstream: Zwar hätten nicht unbedingt "Nazilieder" Eingang in den musikalischen Mainstream gefunden, sagt Post. "Aber sehr wohl völkisches und nationalistisches Gedankengut." Dafür sei die Band Frei.Wild ein gutes Beispiel. "Aber selbst eine Gruppe wie Rammstein mit ihrem Video 'Stripped', die Leni-Riefenstahl-Bilder benutzen, das ist anschlussfähig. Da gibt es Material, wo man sich schon fragen muss, wieso machen die das?"
Nach wie vor "knallharte Nazi-Texte"
Rechte Bands formulierten ihre Botschaften "zunehmend versteckter und geschickter, sodass man vor allem eben auch an der Zensur vorbeikommt", warnt Post. "Trotzdem gibt es nach wie vor Bands, die aktiv im Untergrund agieren und denen auch die Zensur völlig schnuppe ist, die lassen ihre Platten irgendwo in Dänemark oder den Vereinigten Staaten pressen und haben nach wie vor knallharte Nazi-Texte."
Der Dokumentarfilm "Deutsche Pop-Zustände – Eine Geschichte rechter Musik" läuft am Mittwochabend um 23:25 Uhr auf 3sat.
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