Der menschlichen und künstlichen Intelligenz auf der Spur
Das Medienkunstfestival Ars Electronica in Linz will dieses Jahr die künstliche Intelligenz ergründen und damit vielleicht auch dem Menschen wieder ein Stückchen näher kommen. Dabei gibt es auch ein Wiedersehen mit dem Münztelefon.
"Hello, Aibo!"
Kennen Sie noch Aibo? Der kleine Roboterhund steht auf einem Tisch im Eingang des alten Postverteilzentrums in Linz und legt das Köpfchen schief. Um ihn herum eine Schar Kinder, die das Hündchen aus Plastik, Schrauben, Dioden und einem kleinen Gummischwänzchen fasziniert streicheln. Plötzlich fällt der Roboterhund um.
"That never happened before!"
Auch, wenn man es ihm hier auf dem Festival Ars Electronica nicht ansieht: Für einen Hund ist Aibo schon sehr alt. Und für ein Stück Technologie sowieso. Gebaut von Sony Ende der 1990er, war er eines der ersten popkulturellen Beispiele für künstliche Intelligenz. Aibo konnte die Stimme seines Herrchens erkennen und ein bisschen einen Charakter entwickeln. Inzwischen hat Sony die Produktion eingestellt; japanische Fans veranstalten Begräbnisse für ihre Aibos, erzählt die Kunstkoordinatorin Rie Okada.
"Wir Japaner haben den Animismus, der davon ausgeht, dass auch Gegenstände wie Steine, Bäume und Flüsse eine Seele haben. Für die Japaner war es deshalb nur natürlich, dass Aibo eine Seele hat."
Ein Roboterhund, eine Ikone der Künstlichen Intelligenz. Knapp 20 Jahre nach seiner Erfindung ist er auf der Ars Electronica zum Kunstwerk geworden.
Kennen Sie noch Aibo? Der kleine Roboterhund steht auf einem Tisch im Eingang des alten Postverteilzentrums in Linz und legt das Köpfchen schief. Um ihn herum eine Schar Kinder, die das Hündchen aus Plastik, Schrauben, Dioden und einem kleinen Gummischwänzchen fasziniert streicheln. Plötzlich fällt der Roboterhund um.
"That never happened before!"
Auch, wenn man es ihm hier auf dem Festival Ars Electronica nicht ansieht: Für einen Hund ist Aibo schon sehr alt. Und für ein Stück Technologie sowieso. Gebaut von Sony Ende der 1990er, war er eines der ersten popkulturellen Beispiele für künstliche Intelligenz. Aibo konnte die Stimme seines Herrchens erkennen und ein bisschen einen Charakter entwickeln. Inzwischen hat Sony die Produktion eingestellt; japanische Fans veranstalten Begräbnisse für ihre Aibos, erzählt die Kunstkoordinatorin Rie Okada.
"Wir Japaner haben den Animismus, der davon ausgeht, dass auch Gegenstände wie Steine, Bäume und Flüsse eine Seele haben. Für die Japaner war es deshalb nur natürlich, dass Aibo eine Seele hat."
Ein Roboterhund, eine Ikone der Künstlichen Intelligenz. Knapp 20 Jahre nach seiner Erfindung ist er auf der Ars Electronica zum Kunstwerk geworden.
Ein großes weißes Horn
Heute gehen die Künstler weiter. Bioengineering ist das Zauberwort. In einer Halle steht ein großes weißes Horn, der überdimensionierte Lautsprecher eines alten Plattenspielers. In seiner Mitte: eine Petrischale, von der Kabel weggehen. Der Künstler Guy Ben-Ari hat hier ein neuronales Netz geschaffen; aus Zellen seiner eigenen Haut hat er ein winziges Gehirn gezüchtet. Aus den Neuronen, den elektrischen Signalen des Gehirns, macht ein Synthesizer Musik.
"Ich wollte immer ein Rockstar sein, aber ich kann nicht spielen. Jetzt verwirklichen meine Neuronen meinen Traum."
Faszinierend ist das, für Ben Ari ist sein Frankenstein‘sches Werk aber eine Warnung.
"Dieses Werk erzählt von einer Zukunft, in der wir Bewusssein oder Intelligenz künstlich herstellen können. Ein Blickwinkel darauf ist die Angst, die wir aus guten Gründen haben: Es ist eben kein Computerchip und es gibt keinen Stecker, den man ziehen kann."
Aber noch ist es nicht zu spät zum Umkehren. Ben-Ari muss seine selbst erschaffenen Gehirne regelmäßig vernichten. Ein komisches Gefühl bleibt ihm dabei.
Einen Raum weiter hängen Glaskolben von der Decke, gefüllt mit roter Flüssigkeit, darunter eine kleine Digitalanzeige und ein Lautsprecher. Literweise Blut hat sich der russische Künstler Vtol für sein Werk abgezapft. Der Lebenssaft des menschlichen Körpers, hier betreibt er als Batterie eine Klangmaschine.
"Es ist sehr wichtig zu verstehen, dass künstliche Intelligenz ohne Energie nicht funktioniert. Die besten Energiequellen sind bisher organisch, auch das Öl und Gas. Menschen könnten als gute und interessante Energiequellen für künstliche Intelligenz dienen. Und ohne uns gäbe es ja auch gar keine künstliche Intelligenz."
"Ich wollte immer ein Rockstar sein, aber ich kann nicht spielen. Jetzt verwirklichen meine Neuronen meinen Traum."
Faszinierend ist das, für Ben Ari ist sein Frankenstein‘sches Werk aber eine Warnung.
"Dieses Werk erzählt von einer Zukunft, in der wir Bewusssein oder Intelligenz künstlich herstellen können. Ein Blickwinkel darauf ist die Angst, die wir aus guten Gründen haben: Es ist eben kein Computerchip und es gibt keinen Stecker, den man ziehen kann."
Aber noch ist es nicht zu spät zum Umkehren. Ben-Ari muss seine selbst erschaffenen Gehirne regelmäßig vernichten. Ein komisches Gefühl bleibt ihm dabei.
Einen Raum weiter hängen Glaskolben von der Decke, gefüllt mit roter Flüssigkeit, darunter eine kleine Digitalanzeige und ein Lautsprecher. Literweise Blut hat sich der russische Künstler Vtol für sein Werk abgezapft. Der Lebenssaft des menschlichen Körpers, hier betreibt er als Batterie eine Klangmaschine.
"Es ist sehr wichtig zu verstehen, dass künstliche Intelligenz ohne Energie nicht funktioniert. Die besten Energiequellen sind bisher organisch, auch das Öl und Gas. Menschen könnten als gute und interessante Energiequellen für künstliche Intelligenz dienen. Und ohne uns gäbe es ja auch gar keine künstliche Intelligenz."
Ist die Seele Teil des künstlichen Gehirns?
Künstliche Intelligenz, Emotion, die menschliche Seele: Steckt sie ein bisschen im geliebten Roboterhund aus Japan? Ist die Seele Teil des künstlichen Gehirns, ja vielleicht des Blutes?
Die Seele zu imitieren, vielleicht ist das dem deutschen Künstlerkollektiv Raumzeitpiraten am besten gelungen. Ein Akkordeon, eine Gitarre, ein Zitherklavier – altertümliche Maschinchen, glänzend in Chrom und Licht, drücken, zupfen streichen und sägen sich in das Holz der Instrumente. Die Partitur: ein Notenblatt, auf dem elektronische Bauteile angeordnet sind.
Ohne Sinn und Ziel spielt die Elektronik vor sich hin. Schön klingt das, harmonisch. Die menschliche Seele, in Wahrheit steckt sie in der Musik.
Das vielleicht überraschendste Kunstwerk auf dem Festival Ars Electronica: ein gelbes Münztelefon. Hebt man den Hörer ab, klingelt irgendwo auf der Welt ein ähnliches Telefon. Wenn dort jemand abhebt, sprechen zwei völlig fremde Personen miteinander.
"Hello, this is Chris from Austria!
I am Brian from New Zealand!
Nice to meet you, Brian! I have been in New Zealand two years ago!"
Der altmodische Münzfernsprecher: In einer Welt der künstlichen Intelligenz, der Computer, die an Telefonhotlines mit uns sprechen, ist das nicht ein Rückschritt? Vielleicht. Aber einer, der Freude bereitet. Die Freude am echten Menschen.
Die Seele zu imitieren, vielleicht ist das dem deutschen Künstlerkollektiv Raumzeitpiraten am besten gelungen. Ein Akkordeon, eine Gitarre, ein Zitherklavier – altertümliche Maschinchen, glänzend in Chrom und Licht, drücken, zupfen streichen und sägen sich in das Holz der Instrumente. Die Partitur: ein Notenblatt, auf dem elektronische Bauteile angeordnet sind.
Ohne Sinn und Ziel spielt die Elektronik vor sich hin. Schön klingt das, harmonisch. Die menschliche Seele, in Wahrheit steckt sie in der Musik.
Das vielleicht überraschendste Kunstwerk auf dem Festival Ars Electronica: ein gelbes Münztelefon. Hebt man den Hörer ab, klingelt irgendwo auf der Welt ein ähnliches Telefon. Wenn dort jemand abhebt, sprechen zwei völlig fremde Personen miteinander.
"Hello, this is Chris from Austria!
I am Brian from New Zealand!
Nice to meet you, Brian! I have been in New Zealand two years ago!"
Der altmodische Münzfernsprecher: In einer Welt der künstlichen Intelligenz, der Computer, die an Telefonhotlines mit uns sprechen, ist das nicht ein Rückschritt? Vielleicht. Aber einer, der Freude bereitet. Die Freude am echten Menschen.