Warum Philosophie auf die Marktplätze gehört!
"Schönheit ist Freiheit" – unter diesem Motto fand zum fünften Mal das Festival der Philosophie in Hannover statt. Das soll die Philosophie zurück auf die Marktplätze holen. Interessierte erfuhren so etwas über die Schönheit schwarzer Löcher oder das Gefährliche am Schönen.
Hannover, Galeriesalon der Künstlerinnengemeinschaft Gedok. Karin Bach steht vor drei kleinformatigen Bildern, zu denen sie das Festivalthema inspiriert hatte: Schönheit ist Freiheit. Eines der abstrakten blau-weiß-roten Werke hat sie "Ins Blaue" getauft.
"Zu diesem Thema frei fiel mir dann ein 'Ins Blaue fahren' – ich lasse mich auf etwas Neues ein, in Gedanken, in Ausflügen oder in Lebenssituationen."
Aber nicht nur das Thema hat die Künstlerin inspiriert; sie ist auch als Bürgerin vom Festival begeistert. Seit zehn Jahren und damit von Anfang an ist sie dabei. Die Philosophie – und mehr noch: das Philosophieren, das sei wichtig für alle:
"Dass die Menschen spüren: Konsum ist es nicht. Ich muss mein eigenes Denken erstmal animieren und vertiefen und wieder wahrnehmen. Und mich nicht nur noch oberflächlich berieseln lassen."
Wo Philosophie auf andere Realitäten trifft
Mit Karin Bach haben rund 7000 andere das vielseitige Angebot gerne angenommen, zumeist bei freiem Eintritt. Dank vieler Sponsoren konnten auch internationale Referentinnen und Referenten gewonnen werden. Die Absicht des Initiatoren- und Organisatorenpaares, der Künstlerin Assunta Verrone und des Philosophieprofessors Peter Nickl, geht damit auf:
Assunta Verrone: "Es geht um die Stellung der Philosophie in der Gesellschaft, und auch um die Stellung der Geisteswissenschaft in der Gesellschaft und ich bin sicher, es hat etwas bewegt."
Peter Nickl: "Wir haben gestern einen italienischen Vortrag über die Schönheit des Logos gehört - da waren viele Leute da und die sind total mitgegangen und haben super applaudiert. Oder gestern einen Vortrag über die Schönheit der schwarzen Löcher, die Herr Danzmann in dieser Intensität gefreut hat. Dieses Aufeinanderprallen von Philosophie mit anderen Realitäten und Lebensbereichen ist sehr intensiv gewesen und wird in den Leuten weiter wirken"!
Ob Stadtarchitektur, die Schönheit Schwarzer Löcher, eine Sozialskulptur mit Flüchtlingen, Poetry Slam, Malerei, Konzert oder Film: Die Schönheit wurde von allen Seiten ausgeleuchtet. Und diskutiert, ob wahre Schönheit von Innen kommt, und was noch dran ist an den schönen Künsten, wurde gefragt. Was es mit dem Gefährlichen am Schönen auf sich hat, das erklärte die in Montreal lehrende Philosophin Simone Mahrenholz :
"Diese beiden Aspekte interessieren mich – das Harmonische und das Abgründige zusammen. Und dann auch die Frage: Wird das politisch auch wirksam: Wenn wir etwas Gutes wollen, dass daraus etwas Böses werden kann und auch umgekehrt."
Diskutiert und nachgedacht wurde ebenso in Schulen wie in Cafés, Museen, auf öffentlichen Plätzen oder in Kirchen. Vor allem den Philosophen ist dabei wohl bewusst, wie notwendig das Festival ist, wie der in Tübingen lehrenden Sabine Döring:
"Weil ich schon glaube, dass die Philosophie im Augenblick ein Legitimationsproblem hat: zu wenig Äußerungen in politischer Hinsicht, eine Aufgabe der Philosophen der Öffentlichkeit klar zu machen, dass das, was sie tut, wichtig ist."
Der Kunst geht es nicht um Schönheit, sondern um Erkenntnisgewinn
Sie und der Marburger Philosoph Reinhard Brandt sprachen zum Verhältnis des modernen Menschen zu den Künsten. Da gehe es schon lang nicht mehr um Schönheit, sondern um Erkenntnisgewinn. Assunta Verrone bestätigt das:
"Gerade für die Künstler ist schwierig, über die Schönheit zu reden – weil es ist wie eine leere Schachtel. Man muss sie füllen mit der Wahrheit."
Die Mit-Initiatorin wirkt am Ende der vier Tage nur ein wenig erschöpft, aber dafür sehr zufrieden. Sie ist sicher:
"Es werden neue Bücher entstehen, neue Bücher, neue Musik... es wird nicht alles visualisierbar sein. Aber es ist geschehen, und das ist wichtig."
Nach Themen wie Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit bei den vergangenen Festivals hat nun also die Schönheit für Anregungen aller Art gesorgt. Für Verrone und Nickl beginnt nun das Auswerten und Reflektieren. Und das Nachdenken über das nächste Festival.
Und: Wie schon zuvor soll auch zu diesem Festival ein Buch entstehen, in dem die Gedankenernte dargestellt wird. Die wachsende Fangemeinde bis Berlin und Regensburg wird es freuen:
"Das Programm war sehr vielfältig und konnte alle interessieren. Man hat entdeckt, wo die Schönheit sich versteckt, an welchen Orten, wo wir sie nicht vermuten würden und auch an Orten, wo sie negiert ist."
"Ich kenne das in Modena, ich bin total begeistert von der Vielfalt des Programms, von der Weite, es übertritt in manchem noch Modena. Alles ist anstößig weil es Anstoß gibt zum Nachdenken, es erweitert den Horizont, es ist eine einmalige Sache. Weil ich es auch sehr spannend finde, dass dieses Gedankengut in die Öffentlichkeit dringt."
"Es ist erfrischend gewesen, mal anders konfrontiert zu werden mit der Schönheit - ganz interessant!"
"Ich kenne das in Modena, ich bin total begeistert von der Vielfalt des Programms, von der Weite, es übertritt in manchem noch Modena. Alles ist anstößig weil es Anstoß gibt zum Nachdenken, es erweitert den Horizont, es ist eine einmalige Sache. Weil ich es auch sehr spannend finde, dass dieses Gedankengut in die Öffentlichkeit dringt."
"Es ist erfrischend gewesen, mal anders konfrontiert zu werden mit der Schönheit - ganz interessant!"