Im Pausengespräch spricht Ruth Jarre mit dem Dirigenten Fabian Enders über das aufgeführte Oratorium von Gustav Schreck:
Bewerbung um das Thomas-Amt
Gustav Schreck benannte sein Oratorium "Christus, der Auferstandene" als musikalische Visitenkarte in seinem Bewerbungsschreiben um die frei gewordene Stelle des Thomaskantors. Das damals erfolgreiche Werk wurde nun in der Thomaskirche wiederbelebt.
Das "Festival Leipziger Romantik" rückt seit 2015 Musik jener Epoche in den Mittelpunkt, in der Leipzig zur Musikmetropole aufstieg. Richard Wagner wurde in einer Stadt geboren, in der führende Notenverlage und Instrumentenbauer heimisch waren, ein bedeutendes Musikkonservatorium zahllose Schüler anlockte, ein reges Konzertleben existierte und die ehrwürdige Thomasschule musikalische Standards setzte.
Von der Beethoven-Begeisterung überfallen
In der Thomaskirche wurde Richard Wagner getauft. Später studierte er beim Thomaskantor Christian Theodor Weinlig grundlegene Kompositionstechniken. Mit 18 Jahren überfiel ihn die Beethoven-Begeisterung. In dieser Phase komponierte er zwei Ouvertüren, die ausschließlich für den Konzertsaal gedacht waren und klanglich das große Wiener Vorbild unüberhörbar nachahmen.
Fünfzig Jahre später bewarb sich Gustav Ernst Schreck auf die Stelle des Thomaskantors. Kurz zuvor hatte 1892 sein Oratorium "Christus, der Auferstandene" eine glänzende Uraufführung im Leipziger Gewandhaus erlebt. Dieser Erfolg unterstützte auch die Entscheidung der Stadt, dem gebürtigen Sachsen und ehemaligen Studenten des hiesigen Konservatoriums das gewichtige Amt zu übergeben.
Damit fiel die Wahl auf eine Persönlichkeit, die als einer der fürsorglichsten Kantoren in die Geschichte der Thomaner eingegangen ist. Musikalisch legte er größten Wert auf die Pflege des Bachschen Repertoires. Diese Ehrfurcht vor dem barocken Meister spiegelt sich auch in seinen eigenen Werken wider.
Das Textbuch zu seinem ersten Oratorium verfassten Schrecks Ehefrau, die Schriftstellerin Emmy Schreck. Dabei entschied sie sich, das Oratorium inhaltlich da anzusetzen, wo die meisten Passions-Vertonungen enden: mit der Auferstehung. In sechs Teilen erleben die Hörer den Gang zum leeren Grab bis hin zur eigentlichen Himmelfahrt.
Partitur in der Stadtbibliothek entdeckt
Das Stimmmaterial ging im Laufe des Zweiten Weltkrieges verloren. Allerdings wurde die handschriftliche Originalpartitur in der Leipziger Stadtbibliothek ausfindig gemacht.
Der ehemalige Thomaner und Sänger Peter Berg konnte so das Werk neu editieren und ermöglichte so das Vorhaben des Sächsischen Kammerchores und der Sächsischen Solistenvereinigung, die Wiederaufführung zum 100. Tondestages des Komponisten zu verwirklichen. Eine Wiederentdeckung, die zu einem romantischen Klangfest wurde.
Konzertaufzeichnung vom 20. Mai 2018
in der Thomaskirche in Leipzig
in der Thomaskirche in Leipzig
Gustav Schreck
Christus, der Auferstandene
Großes Oratorium
Christus, der Auferstandene
Großes Oratorium
Richard Wagner
Concert-Ouvertüre C-Dur, WWV 27
Concert-Ouvertüre C-Dur, WWV 27
Christus - Andreas Scheibner, Bariton
Maria - Ute Selbig, Sopran
Maria Alphäi - Viktoria Wilson, Sopran
Maria von Magdala - Marie Henriette Reinhold, Mezzosopran
Engel - Franziska Abram, Sopran
Cleophas - André Khamasmie, Tenor
Barnabas - Lars Conrad, Bass
Thomas - Johannes Pietzonka, Tenor
Johannes - Johannes Pietzonka, Tenor
Petrus - Julian Clement, Bass
Sächsischer Kammerchor
Philharmonisches Orchester des Staatstheaters Cottbus
Leitung: Fabian Enders
Die Aufzeichnung des Konzertes wird im Herbst 2018 beim Label Rondeau erscheinen.