Blick auf den politischen Brecht
Der neue Leiter des Augsburger Brecht-Festivals, Patrick Wengenroth, empfindet die Ausgangslage seiner Arbeit als "dankbare Situation". Sein Vorgänger Joachim Lang habe sich an der Biografie Brechts abgearbeitet. Er könne sich nun auf die politisch relevanten Positionen Brechts stürzen.
"Lieber im Überforderungszustand Sachen machen als einmal zu viel drüber nachgedacht",
sagt Patrick Wengenroth. Er trägt gern Trainingsjacken, sieht ein bisschen aus wie eine Re-Inkarnation von Rainer-Werner Fassbinder und hat bei Frank Castorf und Dimiter Gotscheff gelernt. Zuletzt konnte man Patrick Wengenroth mit der Inszenierung "Love hurts in tinder times" an der Berliner Schaubühne zu finden oder einem Abend über die Familie "Brasch" in Schwerin.
Patrick Wengenroth, Schauspieler und Regisseur, scheut das Komplexe nicht und nicht das scheinbar Banale. Also macht er auch nicht halt vor einem Fußball-Musical und einem Udo-Jürgens-Abend.
Eröffnung mit Brechts "Die Maßnahme" von Selcuk Cara
Jetzt aber ist er für ein Jahr Leiter des Brecht-Festivals in Augsburg. Gestern gab es die Eröffnungspremiere: Brechts "Maßnahme" inszeniert von Selcuk Cara, der als Protest gegen die AfD auf Facebook einmal monatelang regelmäßig Brechts Text "An die Nachgeborenen" postete.
Im Gespräch mit Deutschlandradio Kultur, verrät Wengenroth, warum er sich Brecht sehr nah fühlt:
"Da trägt der Theaterpraktiker gegenüber dem Theatertheoretiker eigentlich immer den Sieg davon. Gerade das ist mir so sympathisch, dass er am Ende aus der Praxis kam und eher auch ein Theaterhandwerker war. Und so empfinde ich das bei mir auch so ein bisschen. Da liegen viele Parallelen."
Wengenroth erzählt auch, warum er einen Feminismus-Tag ins Programm genommen hat – auf die Gefahr hin, dass wenig Zuschauer kommen. Schon jetzt kann er sich eine Fortsetzung der Zusammenarbeit mit dem Brecht-Festival in Augsburg vorstellen.