Die Gefühlswelt des Schostakowitsch
Ein Höhepunkt des Eröffnungskonzerts der diesjährigen Young Euro Classics war der Auftritt des Cellisten Alexey Stadler. Der 24-Jährige spürt bei seinem Paradestück von Schostakowitsch die Gefühle des russischen Komponisten - und übersetzt sie in die Musik.
In Berlin wurde am Donnerstag Abend das 16. Festival Young Euro Classic eröffnet. Bis zum 23. August werden insgesamt 1500 junge Musiker aus mehr als 40 Nationen in 18 Orchestern zu erleben sein. Das Eröffnungskonzert im Konzerthaus Berlin gestaltete das Young Philharmonic Orchestra Jerusalem Weimar. Ein Orchester, das sich aus Musikstudenten der Konservatorien beider Städte zusammensetzt und alle zwei Jahre mit einem gemeinsam einstudierten Programm auf Reisen geht.
Im 50. Jahr der diplomatischen Beziehungen zwischen Deutschland und Israel spielte das Orchester unter der Leitung von Michael Sanderling die Zweite Sinfonie des deutsch-jüdischen Komponisten Kurt Weill, die Fantasie-Ouvertüre zu "Romeo und Julia" von Peter Tschaikowsky und - als Uraufführung - ein Werk des jungen israelischen Komponisten Ziv Cojocaru.
Cellokonzert von Schostakowitsch als Höhepunkt
Ein Höhepunkt des Konzertes, das kommenden Freitag ab 20:03 Uhr gesendet wird, dürfte die Aufführung des 1. Cellokonzertes von Dmitri Schostakowitsch gewesen sein, bei dem der 24-jährige Cellist Alexey Stadler brillierte. "Dieses Stück habe ich schon mehrmals gespielt", sagte Stadler. "Aber das ist immer jedes Mal wie ein erstes Mal – man entdeckt so viel bei dem Stück und vor allem mit verschiedenen Dirigenten."
Stadler sagte, er spüre bei der Komposition von Schostakowitsch, die mit dem Stalinismus abrechnet, sehr stark den "Geist der Zeit", aber auch die persönlichen Gefühle des Komponisten. "Das ist sehr wichtig, die Musik von Schostakowitsch nicht nur mit der Zeit zu verbinden, sondern auch mit seiner Persönlichkeit", sagte der junge Musiker über sein Paradestück, mit dem er noch in diesem Jahr in Japan und in den USA sein Debüt geben wird.
Vorsicht auf der Langstrecke
Der Cellist, der aus einer Petersburger Musikerfamilie stammt, studiert derzeit noch in Weimar. "Ich glaube, man muss sehr vorsichtig sein und aufpassen, dass man die richtigen Schritte in meinem Alter macht", sagte Stadler. "Ich glaube, man baut eine Karriere nicht mit den Konzerten auf, die man gespielt hat, sondern mit den Konzerten, die man nicht gespielt hat." Es lohne sich, manchmal zu warten und eine "Langstrecke" aufzubauen.