Festivalsaison

"Raus aus dem Konzertsaal!"

Buntes Treiben bei der Eröffnung der Bregenzer Festspiele 2014
Buntes Treiben bei der Eröffnung der Bregenzer Festspiele 2014 © Bregenzer Festspiele / Karl Forster
Holger Hettinger im Gespräch mit Ute Welty und Dieter Kassel |
Erst Salzburg, dann Bregenz und am kommenden Freitag noch Bayreuth, der Festivalreigen ist wieder eröffnet - und neben den ganz großen, gibt es noch Dutzende kleinerer Musikfestspiele. Holger Hettinger erklärt, warum sie immer noch so angesagt sind.
Die Bregenzer Festspiele gehen los, ein Klassiker im Festspielsommer, ebenso wie die Salzburger Festspiele, die bereits am vergangenen Freitag begonnen haben - ganz zu schweigen von dem Musikfestival schlechthin, den Festspielen in Bayreuth, die an diesem Freitag starten. Hinzu kommt eine ganze Reihe mittlerer und kleinerer Sommerfestspiele, die den bunten Reigen komplettieren, der jedes Jahr hunderttausende von Musikfreunden anlockt.
Klassischer Stoff - neu vertont
In Bregenz wird den Musikfans am Mittwochabend mit "Geschichten aus dem Wienerwald" zunächst mal ein klassischer Stoff präsentiert - allerdings in neuem Gewand und in einer völlig neuen Komposition von HK Gruber. Die Inszenierung im Festspielhaus dürfte für größeres Aufsehen sorgen, sagt Musikredakteur und Festivalexperte Holger Hettinger:
"HK Gruber, ein Hanns-Eisler-Schüler, das ist nichts für die Massen, das ist also auch durchaus mutig, und für so ein Festival, das sich eher großformatig inszeniert, ist es wirklich Handschrift", so Hettinger. Zudem handele es sich um eine Auftragsarbeit, die eigens für Bregenz komponiert worden sei, wodurch das Festival am Bodensee wieder neue Impulse gebe.
"Weg mit den Ritualen!"
Überhaupt übten die Festspiele unter der Intendanz von David Pountney nach wie vor eine große Faszination auf die Besucher aus. Das liege auch am zweiten Standort, der gewaltigen Seebühne: "Ich persönlich war immer ganz dankbar, wenn mir, was selten vorkam, eine Inszenierung so gar nicht gefallen hat, dann konnte man auf den See gucken und die Musik genießen."
Dass immer wieder neue Festspiele aus dem Boden schießen, wie zum Beispiel die Havelländischen Musikfestspiele oder die Tiroler Festspiele, betrachtet Hettinger durchaus als Bereicherung. Das Motto der Musikfestivals, das mit den Salzburger Festspielen um 1920 zum ersten Mal formuliert worden sei, laute immer noch "Raus aus dem Konzertsaal, weg mit diesen Ritualen des Konzerts", sagt Hettinger - und es gebe viele Beispiele, wo diese Idee ganz fantastisch aufgehe - "wo diese ungezwungene Situation wirklich etwas erlaubt, was man als Begegnung bezeichnet, Begegnungen innerhalb des Publikums, Begegnungen mit den Musikern".
Wer für die großen Festivals keine Tickets mehr bekomme, habe viele Alternativen, zum Beispiel die 24. Festivalsaison auf Schloss Rheinsberg in der Mark Brandenburg, deren Besuch Hettinger ebenso empfiehlt wie die am 26. Juli beginnenden Sommerlichen Musiktage Hitzacker an der Elbe in Niedersachsen, dem ältesten bundesdeutschen Festival für Kammermusik.

Mehr Infos im Netz:
Salzburger Festspiele (18.07.-31.08.)
Bregenzer Festspiele (23.07.-25.08.)
Bayreuther Festspiele (25.07.-28.08.)
Sommerliche Musiktage Hitzacker (26.07.-03.08.2014)