Festschmaus von der Costa da Morte
Wenn sich Suso Lista morgens in seinen Tauchanzug zwängt, dann zelebriert er das ebenso als Ritual wie jeder Torero, der sich zum Kampf rüstet. Suso Lista ist Entenmuschelfischer vor der Steilküste Galiciens, einem sturmzerzausten Flecken Erde, an dem schon so manches Schiff zerschellte.
Nicht umsonst heißt die Gegend "Costa da morte", Todesküste. Dort gedeihen sie am besten, die begehrten Meeresfrüchte, die aussehen wie runzelige Finger und büschelweise aus den Felsen sprießen. Immer kurz vor Ebbe beginnt der riskante Arbeitstag. Ausgerüstet mit langen Holzspachteln und Seilen kraxeln die "Percebeiros" die Klippen hinab und versuchen blitzschnell, die Schalentiere aus dem Gestein zu kratzen, bevor die nächste hohe Welle anrollt. Manche seilen sich auch am Felsen ab, unter ihnen sind nicht wenige Frauen. Zur Weihnachtszeit, wenn die Delikatesse zum Festschmaus serviert wird, kann ein Kilo bei der Fischbörse schon mal 150 Euro bringen. In Madrid kommt es dann für 300 Euro auf den Tisch.