Feuer und Flamme

Von Michael Frantzen |
Die Berliner wollen nichts anbrennen lassen: 313.000 Mal rückte die Berliner Feuerwehr letztes Jahr aus - so oft wie in keinem anderen Bundesland. Auf rund 750 Einsätze am Tag kommt die älteste und größte Feuerwehr Deutschlands. Besonders viel los ist im Innenstadtbereich - allen voran in der "Berufsfeuerwache Kreuzberg 1600." Die ist schon seit Jahren bundesweit Spitzenreiter bei den Einsätzen. Kein leichter Job: "Kreuzberg ist nun einmal sozialer Brennpunkt." Michael Frantzen berichtet über den Alltag und die Geschichten der Berufsfeuerwache Kreuzberg.
Linnert Bäker: "Feuerwache Kreuzberg."

Gert Treptow: "Ditt is nen Männerjob. Also keine Frage. Da diskutiere ich auch gar nicht."

Linnert Bäker: "Is so'n Kindheitstraum von fast jedem Jungen, mal Feuerwehrmann zu werden. Das ist ein archaischer Reiz: Quasi dem Feuer direkt gegenüber zu stehen."

Conni Lauersdorf: "Und ansonsten fahren wir uns hier die Hacken wund, sag ich mal."

Auf den Tag genau vor 34 Jahren begannen die Bauarbeiten an der Feuerwache in der Wiener Straße. Erstmals in die Schlagzeilen geriet die Wache am 1. Mai 1987, als Feuerwehrautos bei den Maikrawallen angezündet und mit Steinen beworfen wurden. So schlimm wie damals ist es heute nicht mehr, aber leicht ist der Job für die Feuerwehrleute auch nicht gerade.

(Gemurmel) "Ja, einen wunderschönen guten Morgen, liebe Kollegen und Kolleginnen." (Gemurmel) "Stammführer Eins: Herr Haag und meine Wenigkeit..."

Morgenappell in der Feuerwache Kreuzberg. Die Nachtschicht ist gerade gegangen, jetzt ist die Tagschicht dran. Auf die 17 Feuerwehrleute warten zwölf Stunden Dienst.

Alle sind zwischen 30 und Anfang 50, viel kurzes Haar, ein paar Schnauzbärte, ein, zwei Tattoos. Alles Männer. Die Uhr in der Kommandozentrale zeigt exakt Viertel vor acht. Auf Pünktlichkeit legen sie hier wert, meint Frank Haag, seines Zeichens:

"Wachabteilungsleiter von der Ersten Wachabteilung auf der Feuerwehrwache Kreuzberg."

Heute hat Haag in der Feuerwache das Sagen. Seit knapp drei Jahren ist der Endvierziger jetzt schon "Kreuzberger", wie sie sich auf der Wache untereinander nennen. Ist so eine Art Erkennungszeichen. "Kreuzberger" - das sind die toughen Jungs in der Berliner Feuerwehr; die keine ruhige Kugel schieben, wie die Kollegen in Zehlendorf oder Karlshorst, wo eher weniger los ist. Wär nichts für Frank Haag, der nächstes Jahr sein 25. Dienstjubiläum bei der Berliner Feuerwehr feiert.

Frank Haag: "Ich glaube, jeder von uns hat irgendwo so 'n kleines Helfersyndrom, der bei der Feuerwehr ist, der Job so wie Krankenschwester und meinetwegen auch Ärzte, Polizei, glaube ich auch - da steckt schon irgendwo so 'n bisschen dieses Helfersyndrom, für jemand anders da zu sein und jemandem anders zu helfen, mit drin."

Sein "Helfersyndrom" hat der gelernte Schlosser in der letzten Zeit ziemlich gut ausleben können: Schon seit Jahren belegt die "Berufsfeuerwache Kreuzberg, 1600" bundesweit den Spitzenplatz bei den Einsätzen, 2005 rückten die "Kreuzberger" 13.399 Mal aus. Auf so viele Einsätze kommen allenfalls, aber nicht ganz, die Kollegen von der Nachbarwache in Neukölln.

Dass sie in Kreuzberg Spitze sind, kommt nicht von ungefähr.
Frank Haag: "Gucken sie sich das soziale Umfeld an. Gerade nachts ist auch oft der Brennpunkt hier. Ich sage mal, die Nachtalarme von Null bis sieben Uhr: Wenn wir dann für die Wache 12, 14 Alarme haben, sind keine Seltenheit."

Kreuzberg ist sozialer Brennpunkt, im wahrsten Sinne des Wortes. Hoher Anteil an Hartz-IV-Empfängern, hohe Arbeitslosigkeit, hoher Ausländeranteil - gleich: Hohes Konfliktpotential. Und mittendrin die Feuerwache - diese schwarz geklinkerte Trutzburg aus den 70er Jahren, die eigentlich an ein Schiff erinnern soll. So zumindest hatten sich das die Architekten gedacht. Kommt aber eher rüber wie ein Bunker, auch wenn Kreuzberger Künstler die Fassade im Erdgeschoss mit Graffiti besprüht haben - im Einverständnis mit der Wache, damit die wilden Graffiti-Schmierereien ein Ende haben. Funktioniert auch. Die Graffiti der comicartigen Feuerwehrmänner und Feuerwehrwagen werden in Ruhe gelassen. Meint er hier:

"Ich heiß Conni. Wirklich Conni. Nur Conni. Und Lauersdorf. Ick bin stellvertretender Staffelführer. Sein Stellvertreter. Seit '90, kann ick sagen, bin ick tapferer Kreuzberger." (lacht)

Heute morgen verschafft sich Conni Lauersdorf einen Überblick darüber, wer von seinen Kollegen welchem Einsatzfahrzeug zugeteilt ist. Ein, zwei Maus-Klicks - und schon spuckt ihm das Programm die Daten aus.

Routine-Arbeit am Computer - ist eigentlich nicht Conni Lauersdorfs Ding. Am liebsten würde er jetzt nach draußen - zum Einsatz mit dem "LHF" - dem Lösch- und Hilfeleistungsfahrzeug. Doch danach sieht es heute morgen nicht aus. Und so bleibt dem Mann mit den funkelnden Augen und dem leicht angespannten T-Shirt samt Aufschrift "Wir machen auch Hausbesuche" nichts anderes übrig, als sich in Geduld zu üben - und in Erinnerungen zu schwelgen. An einen seiner letzten Großeinsätze.

"Datt war 'nen Wohnungsbrand: Nach oben und unten durchgebrannt. Hat 'nen bisschen länger gedauert. Musste von außen löschen. Man musste Menschen retten. Ja, ditt is 'nen Feuer, sag ich mir mal. Wo ett auch richtig heiß is. Wo man sich mal 'nen bisschen Mühe geben muss. Und dann gibt's natürlich Mülltonnen. Ditt is doch keen Feuer! Ditt is Kikifax. 'Nen Feuer is für uns halt 'nen richtiges Feuer. Görlitzer Straße! Wo datt Dachstuhl abgegangen is. Ja, wo sich die Helme verformt (lacht) haben beim Feuer. Datt war schon watt."

"Drei. NHFA. Mit Trupp 37."

"Sollten mir die Flammen ins Gesicht schlagen: Kannst mir Bescheid sagen!"

Doch noch ein Alarm! Kurz vor elf, Notruf aus der Oranienstraße.

"Tür auf!"
(Treppensteigen. Haag, mit lauter Stimme: "Machen Sie mal die Tür auf! "
(Knallen, Gemurmel)
""Na, datt können se auch in Unterhose machen!"
(Gemurmel)
"Morgen! Morgen!"
Mann: "Watt is denn los?"
Frau: "Na, ick war schon kurz nach acht hier. Hab hier angerufen und geklingelt. Und jetzt war ick datt zweite Mal da und immer noch nicht aufgemacht..."

Von wegen Brandgefahr! Ein Beziehungsdrama am frühen Morgen - für die "Kreuzberger" ist das Routine. Kommt häufiger vor, an manchen Tagen drei, vier Mal. Brennpunkt Kreuzberg halt.

Dass die Feuerwehr auch zu solchen Anlässen ausrücken muss, hat Linnert Bäker anfangs gewundert. Aber das war, bevor er mit seinem Praktikum in der "Feuerwache Kreuzberg" angefangen hatte.

Linnert Bäker: "Das Außenbild der Feuerwehr ist relativ undifferenziert. Die wenigsten Leute wissen, glaube ich, wie die alltägliche Arbeit wirklich aussieht. Also ich glaube, dass auch die wenigsten Leute überhaupt wissen, dass die Feuerwehr auch den Rettungsdienst stellt. Und dass die Hauptaufgabe eines Feuerwehrmannes einfach ist, Rettungsdienst zu fahren - in so einer Stadt, in so einer großen Stadt."

Nur jeder vierzigste Einsatz der Berliner Feuerwehr dient dazu, ein Feuer zu bekämpfen. Meist leisten die 38 Berufsfeuerwachen der Hauptstadt technische Hilfe: Bei Verkehrsunfällen und Wasserrohrbrüchen, bei Sturmschäden und Beziehungsdramen.

In anderen Bundesländern wird das anders gehandhabt, sind "Johanniter" oder das "Deutsche Rote Kreuz" für Rettungsdienste zuständig - und nicht die Feuerwehr.

Sonderlich glücklich über das "Berliner Modell" sind sie auf der "Feuerwache Kreuzberg" zwar nicht, aber was soll man schon machen? Maiko Stach zuckt die Schultern: "Ist politisch halt so gewollt. Weil es Berlin angeblich billiger kommt". Der 47-jährige ist mit einer der Dienstältesten auf der Wache. 1990 hat er hier angefangen, seit fünf Jahren ist er Hauptbrandmeister, viel höher kann ein Feuerwehrmann in Berlin auf der Karriereleiter nicht mehr klettern.

Kreuzberg kennt Stach aus dem Effeff. Die Drogen- und Alkiszene rund um das Kottbusser Tor, die türkischen und arabischen Jugendgangs aus den Hochhäusern und Hinterhöfen rund um die Skalitzer Straße, die in die Jahre gekommenen Alt-Revoluzzer vom Paul-Linke-Ufer. Kreuzberg, meint Stach, Kreuzberg hat sich verändert.

"Der ganze Bezirk hat sich umstrukturiert. Wir müssen nicht nur helfen, um jetzt zu helfen bei Verletzten zum Beispiel. Sondern teilweise auch psychologisch tätig werden. Für Dinge, wofür wir eigentlich gar nicht mehr zuständig sind. Also, weeß ich: Die Leute sind einsam. Haben watt. Und wollen einfach mit jemanden sprechen. Die Leute sind teilweise nicht mehr mündig genug, für sich selbst zu entscheiden. Und wollen dann ins Krankenhaus."

Conni Lauersdorf: "Man hat auch mehr Sozialschwache in bestimmten Ecken. Durch Drogen, Alkoholmissbrauch auch uns mal öfter anrufen und unsere Hilfe brauchen. Oder die Kumpels meinen, dass sie jetzt mal Hilfe brauchen. Und zum Entzug fahren wollen. Weil 'se mal auf einmal der Meinung sind, jetzt müssen 'se gerade mal wieder 'nen Entzug machen. Kommen 'se sich vor wie 'nen Taxifahrer, auf Deutsch gesagt."

Regt sich Conni Lauersdorf auf - nur um hinzufügen, er wolle sich ja nicht beklagen, aber mit seinem eigentlichen Job als Feuerwehrmann hätten diese Rettungseinsätze eigentlich nicht viel zu tun.

Wie sie am besten mit ihren "Klienten" umgehen - das wird den Feuerwehrleuten selbst überlassen. Psychologische Schulungen gibt es keine, Conni Lauersdorf jedenfalls kann sich nicht daran erinnern, in den letzten Jahren an einer teilgenommen zu haben.

"Nä! Eigentlich nich. Wenn dann höchstens mal 'nen Stündchen. Wo wa mal ne Einweisung hatten. 19… weeß ick watt...(lacht) '84. Oder '85. Wo ick datt letzte Mal so watt hatte."

Mittagspause! Die Kantine und der Aufenthaltsraum im zweiten Stock sind gerammelt voll. Auf dem Menü stehen Nudeln mit Gulasch. Hat Daniel Hausmann zubereitet, der war heute mit dem Kochen an der Reihe. Gibt ein paar Klassiker, die immer gut ankommen. Nudeln mit Gulasch halt. Oder:

Daniel Hausmann: "Schnitzel. Eintöpfe. Kassler, Bouletten. Alles, watt man so als Hausmannskost so sich vorstellen kann. Man kann also alles kochen. Hauptsache es ist viel, warm."(lacht)

Dann mal Mahlzeit! Hausmanns kulinarische Strategie jedenfalls geht voll auf: Von den Nudeln und dem Gulasch bleibt kein Fitzel mehr übrig.

Es geht zügig zu in der Küche. Schnell essen, schnell Geschirr abwaschen, schnell Teller zurückstellen in den Küchenschrank, auf dessen Innenseite ein Foto zweier küssender Frauen klebt.

Frauen in Fotoformat mögen sie so und so ganz gerne in der Feuerwache. Im Fitnessraum hängt neben dem Filmplakat des leibhaftigen Arnold "Arni" Schwarzenegger das Foto einer knapp bekleideten Bodybuilderin, ein paar Räume weiter, im Ruheraum der Zugführer, geht die Reproduktion eines Bildes des französischen Malers Gauguin auf Tuchfühlung mit den Helmut Newton-Schönheiten des "Liqui Moly Erotik-Kalenders."

Nur mit leibhaftigen Frauen haben sie hier so ihre Probleme. Eine Feuerwehr-Frau sucht man in der "Feuerwache Kreuzberg" vergeblich. An Conni Lauersdorf kann es nicht liegen.

"Wenn die Frauen datt wollen, sollen se datt machen. Man sacht ja immer: Macho-Gehabe. Also, datt stimmt aber nich ganz so. Ick meine, wenn jetzt son Typ von 120 Kilo runtergetragen werden muss, aus dem vierten OG. Und ick hab son Mädel, von, ich weiß nicht, von 70 Kilo oder 65. Die sind ja immer sehr eitel, wenn se 'nen bisschen mehr wiegen. Na, wie soll denn ditt Mädel den Brummer da runterkriegen? Ick habe nischt gegen Frauen bei der Arbeit. Aber die müssen mit uns und der Arbeit dann auch klar kommen."

Gert Treptow: "Problem vielleicht, watt ick och noch sehe, is - auf den Feuerwachen: Die sind für Frauen gar nicht ausgelegt. Weil: Ett war 'ne Männerdomäne, wird ett wahrscheinlich auch immer bleiben. Wir haben hier keine Frauentoiletten, keine Frauenduschen. Die Frauen, wenn hier welche sind, werden gefragt: Haben sie watt dagegen, wenn sie hier irgendwie mal duschen? Kann ja auch mal 'nen Mann da rein kommen. So ungefähr. Mich fragt aber keener, ob ich mit 'ner Frau duschen möchte."

Sinniert Oberbrandmeister Gert Treptow. Als ob er nicht schon genug Probleme hätte! Ist nämlich ganz schön stressig - sein Job. Wenn es wieder mal zu einem Einsatz geht und ihm die türkischen und arabischen Jugendlichen aus dem Kiez das Leben schwer machen.

Gert Treptow: "Die aggressive Grundstimmung ist gestiegen. Staatsgewalt! Allgemein gegen die Staatsgewalt. Dass man also der Feuerwehr als Helfer nicht mehr entgegentritt, sondern du bist Vertreter des Staates. Und dich kann man beschimpfen."

"Kreuzberg. (Rauschen) RTW. Mit Trupp. 71. LHF..."

Mann: "Rinn! Rinn!"

Einsatz in der Manteuffelstraße. Wieder ein Notruf. Vielleicht diesmal ein Feuer?

Mann: "Aufpassen wegen der Stufe, die kommt nämlich gleich raus. 'Is 'ne Frau und hat wahrscheinlich 'nen Schlaganfall. Also mit Sicherheit."

Kein Feuer! Wieder ein Rettungseinsatz. Die Patientin wird ins Urbankrankenhaus gebracht - zur Notaufnahme.

Mann: "Wir gucken noch mal, wie Ihr Zuckerwert is."
Frau: "Is gut. Ja. Bin auf einmal umgekippt."
Mann: "Ja, ja. Deshalb gucken wa ja..."

Auf 15 Alarme ist die "Feuerwache Kreuzberg" allein bis fünfzehn Uhr heute gekommen. Bislang alles Rettungsdienste. Plus zwei Fehlalarme. Viel Arbeit - und doch ist die Wache unterbesetzt.

Frank Haag: "Heute sind wir zum Beispiel Minus Zwei. Dadurch kann ein Trupp nicht besetzt werden. Deswegen haben wir von der Feuerwache Neukölln zwei Mann Personalverstärkung bekommen."

Immer häufiger kann Frank Haag sein Team nicht vollständig besetzen. Ähnlich wie bei der Polizei wird auch bei der Berliner Feuerwehr Personal eingespart. Geht seit Jahren so. Und kein Ende im Sicht, im Gegenteil. Die nächste Spar-Runde ist schon eingeläutet. Im März kommenden Jahres steht eine weitere "Personalumstrukturierung" ins Haus, wie es im Behördendeutsch euphemistisch heißt.

Dementsprechend ist die Stimmung in der "Feuerwache Kreuzberg." Sind ja nicht nur die Stellenkürzungen. Auch beim Gehalt ist der Berliner Senat knickerig geworden. Schon vor Jahren wurde das Weihnachtsgeld gestrichen, ziehen sich Beförderungen - und damit verbundene Gehaltserhöhungen - immer mehr in die Länge.

Machen es ihnen nicht einfach: Die da oben. Conni Lauersdorf schüttelt den Kopf. Hat er kein Verständnis für - genauso wenig wie für die neuen Einstellungskriterien.

"Wie ick jetzt mitgekriegt habe, müssen se irgendwelche Drähte biegen nach irgendwelchen Fotos. Diktate schreiben. Mathe. Und watt da jetzt so alles passiert. Also mich hat man damals gefragt: Willste bei der Feuerwehr anfangen? Sachte ich: Ja. Und datt war ett. Ich brauche keinen, der in Deutsch 'ne Eins hat - und nich ins Feuer geht. So 'ne Typen brauch ich hier nicht inne Feuerwehr. Ich brauche enen, der anfäßt, der ringeht und die Leute rausholt."

Später Nachmittag, das milchig-graue Tageslicht hat Platz gemacht für die einbrechende Dunkelheit. Nur der Sprühregen ist geblieben. Erneut Alarm. Und diesmal sogar ein echter Brand. In der Tiefgarage eines Hochhauses am Kottbusser Tor brennt es.

Ein Einsatz ganz nach dem Geschmack von Conni Lauersdorf: Ein richtiges Feuer, das droht, auf benachbarte Gebäude überzugreifen. Doch Lauersdorf und seine "Kreuzberger" haben die Sache relativ schnell im Griff. Nur Sachschaden, keine Verletzten, keine Toten, reine Routine. Auch wenn Conni Lauersdorf wieder die Angst im Nacken saß.

"Angst sollte man eigentlich immer haben. Ja, sicherlich. Also, wenn ick keene Angst mehr habe, globe ick, gehe ich nich mehr ins Feuer. Also man sollte sehr vorsichtig sein. Weil Feuer is ja nicht nur heiß. Der Wasserdampf is ja viel gefährlicher als datt Feuer. Man sagt ja: Ein Liter Wasser sind 1.000 Liter Wasserdampf. Und wenn ick jetzt den Strahl aufdrehe und ick jage da mal so hundert Liter in datt Feuer rin, dann kommt ihnen ja jede Menge Wasserdampf entgegen. Und ditt kriecht in jede Ritze, in jede Lücke. Doch! Man sollte Angst haben."

Kurz vor sieben. In einer halben Stunden ist Schichtwechsel. Gert Treptow packt schon mal seine Sachen zusammen. Nach Dienstende hat er erst einmal 24 Stunden frei. Der Tag steckt dem Mittvierziger in den Knochen. Das Schleppen des Notfall-Rucksacks und der Patienten bei den Rettungseinsätzen, das Treppensteigen, die psychische Anspannung. Knapp fünfzehn Jahre gibt er sich noch, mit 60 will er in Rente gehen.

Gert Treptow: "Dann is einfach mal Schluss. Und ich kann diesen Beruf nicht mehr ausüben, wenn ich halt beim Ergometer runter falle."