FIFA

Fußball-Fans als Stützen des Systems

Fußballfans feiern am 04.07.2014 in Hamburg beim Public Viewing auf dem Heiligengeistfeld das Viertelfinal-Spiel Deutschland-Frankreich.
Fußballfans feiern in Hamburg beim Public Viewing auf dem Heiligengeistfeld das Viertelfinal-Spiel Deutschland-Frankreich; Aufnahme vom Juli 2014 © dpa / picture alliance / Axel Heimken
Moderation: Jörg Degenhardt |
Der Fußball ist korrupt. Und wirklich unschuldig ist daran niemand. Auch Zuschauer, Medien, Sponsoren und FIFA-Verbandsmitglieder hängen mit im Sumpf, meint der Sportwissenschaftler Karl-Heinrich Bette.
Nach der Welle der Empörung über die korrupten Strukturen im Weltfußballverband FIFA "wird das Alltagsgeschäft wieder zuschlagen", glaubt der Darmstädter Sportwissenschaftler Karl-Heinrich Bette.
Die Gründe dafür seien die komplexen Verstrickungen im Sportgeschäft. Zudem seien die Zuschauer nicht bereit, auf große Sportereignisse – wie die Fußballweltmeisterschaften oder die Olympischen Spiele – zu verzichten.
"Die Haltung des Publikums ist wie die aller anderen Akteure offensichtlich ambivalent", sagte Bette im Gespräch mit Deutschlandradio Kultur. "Und die Konsequenz ist doch im Grunde genommen ein Hin- und Herschwanken zwischen Sauberkeitsinteressen und zähneknirschender Tolerierung des Geschehens."
Ohne Zuschauerinteressen weder Medien-, Sponsoren- noch Politikerinteressen
Diese "bewusste Selbsttäuschung" der Zuschauer werde dadurch erleichtert, dass viele das Geschehen nur aus der Distanz betrachteten. Tatsächlich gebe es "ohne die Zuschauerinteressen am Fußball weder Medien-, Sponsoren- noch Politikerinteressen."
Die weit verbreitete "Kumpanei innerhalb der Sportfunktionärsclique" erklärte Bette mit einem "Suchtverhalten auf Seiten der Sportfunktionäre".
"Blatter und andere, die werden ja in der Öffentlichkeit wie Fürsten behandelt. Sie zeigen sich mit den Größen der Politik: Mandela, dem Papst und anderen. Das kann süchtig machen und führt dann wahrscheinlich auch dazu, dass sie von dieser Macht nicht lassen können."
Süchtige könne man "nur durch das Abdrehen von Suchtmitteln von ihrer Sucht abbringen", so Bette. "Das ist im Grunde aber nicht erwartbar, denn der Fußball ist ja im Zentrum von politischen, wirtschaftlichen, auch medialen Interessen, die im Grunde dann diesen Suchtfaktor auch dauerhaft am Leben erhalten."
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