FIFA-Urteil

Keine Bestechung bei WM-Vergabe?

Das Luschniki-Stadion in Moskau wird einer der Spielorte der WM 2018
Das Luschniki-Stadion in Moskau wird einer der Spielorte der WM 2018. © picture-alliance / dpa / Yuri Kochetkov
Thomas Kistner im Gespräch mit Vladimir Balzer und Axel Rahmlow |
Die Vergabe der Fußball-WM an Russland und Qatar sei sauber abgelaufen, so das Ergebnis der Untersuchung der FIFA-Ethikkommission. Dieser Bericht ist eine "Nullnummer", meint der Sportjournalist Thomas Kistner: Denn man habe nur nach FIFA-Ethikstandards gearbeitet.
Die FIFA-Ethikkommission hat keine stichhaltigen Beweise für Korruption bei der doppelten WM-Vergabe an Russland 2018 und Katar 2022 aufdecken können. Das ist das Ergebnis der heute vorgestellten Untersuchung der Ethik-Kommission.
Für Thomas Kistner von der "Süddeutschen Zeitung" ist der Bericht eine "Nullnummer". Er enthalte nichts Neues, sagte der für investigative Beiträge zu den Schattenseiten des Sports bekannte Journalist im Deutschlandradio Kultur:
"Ich mache den Ethikern im Kern vor allem den Vorwurf, dass sie sich in dieses Regel-Korsett einspannen lassen. Sie müssen das ja nicht tun. Am Ende einer Untersuchung gibt es dann den Stempel: 'Juristisch geprüft'. Aber eben ohne den wichtigen Zusatz: 'Nach FIFA-Ethikstandards geprüft'."
Korruption bei der Wahl steht außer Frage
Wer in den letzten Monaten die Zeitungen insbesondere in England, in den USA oder in Deutschland gelesen habe, sei besser informiert als der Konsument dieses Reports, meinte Kistner. Für ihn stehe es außer Frage, dass bei dieser Wahl in hohem Maße Korruption betrieben worden sei:
"Das ergibt sich zum einen schon daraus, dass von den damals 24 Vorständen, die darüber abgestimmt haben, mittlerweile mehr als die Hälfte mit diversen Korruptionsdelikten aufgeflogen sind. Das zeigt schon einmal, wie die Herrschaften grundsätzlich ethisch ausgestattet sind."
Weltmeisterschaften als "globaler Fetisch"
Nach diesem Bericht müsse sich die Politik noch massiver positionieren, forderte Kistner. Sie müsse auch einmal darauf verzichten können, sich für Weltmeisterschaften zu bewerben. Das sei ja mittlerweile ein "globaler Fetisch" geworden.
Kistner verwies außerdem auf laufende Ermittlungen des amerikanischen Inlandsgeheimdienstes FBI. Er habe schon seit einigen Jahren in der FIFA eine Art Whistleblower installiert.
"Und da ist wirklich hartes Material zu erwarten. Aber die Frage ist letzten Endes, gerade, wenn es um Qatar geht: Wie werden solche Ergebnisse am Ende wirklich eingesetzt? Da stellt sich die ganze WM-Frage in einen größeren Kontext. Denn Qatar ist ein wichtiger Verbündeter der USA im Nahen Osten."
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