Die Top 5 des Arthouse-Kinos
Star Wars, mit einem Konflikt zwischen Vater und Sohn als Grundmotiv, dominiert derzeit alle deutschen Kinos. Als ob das nicht schon genug wäre, gibt es auch in den Arthouse-Charts auffällig viele Vater-Kind-Beziehungen.
Platz 5: "Dämonen und Wunder – Dheepan" von Jacques Audiard
"Ich bin dein Vater. Nein, das ist nicht wahr."
Doch – das ist wahr. Darth Vader und Luke Skywalker stehen in einem direkten Verwandschaftsverhältnis. Anders als auf Platz 5, wo erstmal ein wenig getrickst werden muss:
"Dheepan war 35, seine Frau 25 und seine Tochter 9. Vor über sechs Monaten sind sie gestorben. Jetzt seid ihr die Familie."
Als Patchworkfamilie der besonderen Art fliehen Dheepan, Yalini und das Waisenmädchen Illayaal vor dem Bürgerkrieg in Sri Lanka und landen in der Pariser Banlieue. Die Familienzusammenführung ist ein Akt der Verzweiflung und dennoch, das Band zwischen Vater und Tochter wächst jeden Tag.
"Lasst mich nicht allein. Sieh mich an. Die Erwachsenen müssen arbeiten und Geld verdienen. Du kannst zur Schule gehen und Französisch lernen. Du musst das genauso lernen wie die anderen Kinder. Sonst werden sie uns zurückschicken. Willst du zurück? Willst du das?"
Der Gewinner der Goldenen Palme 2015 ist ein Flüchtlingsdrama, das leider jeden Tag an Aktualität gewinnt.
"Sie ist nicht meine Tochter. Und er ist nicht mein Mann. Das ist alles eine Lüge."
Platz 4: "Irrational Man" von Woody Allen
Auf Platz 4 geht es weniger verwirrend zu. In der bitterbösen Satire vom New Yorker Altmeister lässt er die Eltern der Studentin Jill wenigstens noch eine lehrreiche Warnung aussprechen
"Man munkelt, dein Philosophie-Professor hätte ein kleines Alkoholproblem? Das ist nur eines von vielen. Ich hoffe du fängst nur nicht an, ihn zu sehr auf die falsche Art zu mögen."
Genutzt hat es trotzdem nichts – aber bitte, welche junge Tochter hat auch jemals auf ihre Eltern gehört.
Platz 3: "Bridge of Spies" von Steven Spielberg
Platz 3 erzählt eigentlich vom Kalten Krieg. Aber Regisseur Steven Spielberg hat in "Bridge of Spies" auch eine sehr persönliche Szene eingebaut. James Donovan, gespielt von Tom Hanks, ist der Verteidiger eines russischen Spions – und muss sich erstmal vor seiner eigenen Familie rechtfertigen.
"Ist eine Gefahr für uns alle, er ist ein Verräter. Wer ist ein Verräter? Rosenbergs waren Verräter. Wer ist das? Sie haben den Russen Atomgeheimnisse verraten. Das waren Amerikaner, die haben ihr Vaterland verraten. Du kannst Abel nicht des Verrats beschuldigen. Er ist kein Amerikaner..."
Nun bekommt sein kleiner Sohn Angst vor einem nuklearen Angriff der Russen und präpariert das Haus für den Notfall, lässt die Badewanne und das Waschbecken mit Wasser voll laufen, hortet Vorräte. Eine Szene, die Steven Spielberg, der selbst in Zeiten des Kalten Krieges aufwuchs, aus seinem eigenen Leben im Film eingebaut und dramatisiert hat.
"Jeder Mensch ist wichtig. Jim, sind wir nicht wichtig. Ist dir klar wie wir dann dastehen? Als Familie eines Mannes, der versucht einen Verräter zu befreien."
Platz 2: "Ewige Jugend" von Paolo Sorrentino
Jetzt wird es kurz nicht ganz Jugendfrei...
"Wer ist die Schlampe? Sie heißt Paloma Frey. Was macht sie beruflich? Den obszönsten Job der Welt. Sie ist Prostiutierte? Schlimmer. Sie ist Popstar."
Auf Platz 2 ist "Ewige Jugend" von Paolo Sorrentino. Gerade ausgezeichnet mit drei europäischen Filmpreisen haben Michael Caine als gealterter Stardirigent und seine Tochter Lena – Rachel Weisz - ein ganz besonderes Verhältnis.
"Nun, ich habe zwei Jobs. Ich bin Tochter und auch Assistentin meines Vaters."
Sie, gerade frisch verlassen, fragt den Vater nach dem Trennungsgrund.
"Was hat diese Miese Schlampe, zumindest nach Julien, was ich nicht habe. Ich will wissen was er gesagt hat. Er sagte, dass sie gut im Bett ist. Das hättest du mir nicht zu sagen brauchen."
Kurz danach liegen sie beide im Pyjama in Bett und reden über ihre jeweiligen Qualitäten als Liebhaber. Das ist rührend, das ist aberkomisch, fast schon zärtlich.
Platz 1: "Das brandneue Testament" von Jaco van Dormael
Platz 1 hat alles, nur keine Zärtlichkeiten zwischen Vater und Tochter: "Das brandneue Testament" von Jaco van Dormael
"Gott existiert. Er lebt in Brüssel. Er ist ein Tyrann. Zu seiner Frau und seiner Tochter ist er gemein. Man spricht oft von seinem Sohn. Aber sehr selten von seiner Tochter. Seine Tochter, das bin ich."
Das schwierige Verhältnis zwischen Gott und seiner Tochter explodiert. Wie in jeder Pubertät.
"Ich habe jedem auf der Welt verraten, wann er stirbt. Dadurch wirkt der alte total unglaubwürdig. Der flippt aus. Super Idee. Die Menschen an die Endlichkeit des eigenen Lebens erinnern. Irre..."
"Das brandneue Testament" ist gerade wegen seiner schrägen, so ganz unchristlichen Idee über göttliche Verwandschaftsverhältnisse ein Vergnügen.
"Wer ist das? Mein Vater. Gott. Den hab ich mir anders vorgestellt."