Die Top 5 des Mainstream-Kinos
Die Hitler-Komödie "Er ist wieder da" klebt in den Top 5 - ein erfolgreicher Film seit Wochen. Und auch auf Platz 1 findet sich ein alter Bekannter.
"Dass ich für diesen Film unterschrieben habe. Ich meine, mein Gott, ich verstehe diesen Film nicht. Niemand wird diesen Film verstehen."
Und? Ich verstehe auch einiges nicht. Beispielsweise, warum wir bald eine dritte Trilogie von Star Wars werden ertragen müssen. Gut, okay, alles klar, da wird in der Zukunft passieren, sprich in zwei Wochen, kurz vor Weihnachten. Aber hier und heute, unglaublich penetrant in den Charts:
Platz 5: ER IST WIEDER DA von David Wnendt
"Herr Hitler würde mir genügen. Sie können auch 'Mein Führer' sagen, aber nur, wenn Sie wollen."
Der Wiedergänger, der Untote, der, der nicht erledigt zu sein scheint im kollektiven Gedächtnis der Deutschen, im unbewussten Schuldgedächtnis - Gibt es das? So, wie es das Schmerzgedächtnis des Körpers gibt? Hitler, nach 70 Jahren auferstanden, kitzelt aus den Deutschen, denen von hier und heute, eine verstörende Begeisterung für den Massenmörder wieder heraus. Was der Bestseller "Er ist wieder da" behauptet, belegt, beweist der Spielfilm in seinen dokumentarischen Sequenzen: Dass sich Leute heute noch mit Hitler vor die Kamera stellen. Realität und Fiktion, Wahn und Vorstellung lösen sich für einen Moment auf. Das ist ein unglaublicher, verstörender Effekt in David Wnendts Film.
Es ist Animationszeit im Vorweihnachtskino. Vampir-Klamotte ...
Platz 4: HOTEL TRANSSILVANIEN 2 von Genndy Tartakowsky
...oder die Reise...
"Das ist das Langzeitgedächtnis."
...in das Gehirn eines kleinen Mädchens. Erzählt aus der "hirnlichen" - gibt es das Wort? - Innenperspektive.
"Ein Gewirr aus Fluren und Regalen. Ich habe in den Handbüchern darüber gelesen."
Platz 3: ALLES STEHT KOPF von Ronaldo del Carmen und Peter Docter
"Du hat die Handbücher gelesen. Huuuuhuuuuh! Du bist mein Navi."
Pixar-Fantasie-Bombe. Manchmal verwirrend, manchmal herrlich durchgeknallt.
"Ah! 007!"
"Was ist los, James?"
"Was ist los, James?"
Platz 2: SPECTRE von Sam Mendes
"Es gibt nicht einen Menschen beim MI6, der nicht darüber spricht. - Und über was genau wird gesprochen? - Darüber, dass Sie in Mexiko einen Schritt zu weit gegangen sind. Dass Sie erledigt sind. - Und was glauben Sie?"
Was ich glaube, ist, dass Figuren im Kino, die eine nachhaltige Schädigung an den Tag legen - sprich, denen eine auf den Leib geschrieben wird - dass damit sogar Helden wie Bond, James Bond, auf der Leinwand wieder interessant werden können. Insofern ist SPECTRE mit Daniel Craig, gerade weil die Actionszenen nicht mehr allein im Vordergrund stehen, ein spannenderer und interessanterer Bond-Film als viele andere vorher, wo die Figur an sich gar kein Innenleben mehr besaß. Weil Bond in SPECTRE von seiner dunklen Vergangenheit getrieben wird. Gut, schon noch auf Comic-Niveau, aber immerhin. Gleiches gilt, vielleicht noch deutlicher oder besser extremer wie komplexer für Katniss Everdeen.
Platz 1: DIE TRIBUTE VON PANEM - MOCKINGJAY, TEIL 2 von Francis Lawrence
"Ich werde Snow töten. Nichts Gutes ist vor ihm sicher, solange er lebt."
Die Heldin aus den TRIBUTEN VON PANEM ist im letzten Teil der Saga immer mehr eine Getriebene, die sich von falschen Gefährten und richtigen Feinden in eine Rolle gezwungen fühlt, die ihr nicht entspricht. Für die sie schlicht instrumentalisiert wird. Denn Katniss ist von all dem Grauen, von den Toten, die sie bei ihrem Kampf gegen den Diktator zurücklassen musste, traumatisiert. Jegliches Revolutionsgeschwafel bleibt ihr fremd, weil die Bestialität dieser Welt sie innen eben nicht, wie so viele anderen Superhelden im Kino, unberührt gelassen hat. Hier im Finale erweist sich die Verfilmung der Suzanne-Collins-Romane als dunkle Dystopie, die dem Attribut der Dunkelheit alle Ehre macht. DIE TRIBUTE-VON-PANEM-Verfilmungen haben das Zeug zum Klassiker.