"Lady Bird"
USA, 2017
Buch und Regie: Greta Gerwig
Mit: Saoirse Ronan, Lucas Hedges, Laurie Metcalf, Tracy Letts
95 Minuten, FSK: frei ab 0 Jahren
Hymne auf eine eigensinnige Heldin
Die 17-jährige Christine gibt sich selbst den Namen Lady Bird – und der Name ist Programm. Drehbuch-Autorin und Regisseurin Greta Gerwig ist ein Film gelungen, der wunderbar beiläufig das Coming of Age-Genre politisiert.
Worum es geht
Christine nennt sich Lady Bird, weil dieser Name ihrem Selbstbild entspricht. Lady, weil sich die Siebzehnjährige schon erwachsen fühlt, weil sie etwas Besonderes sein möchte. Bird, weil sie unangepasst ist, weil sie und ihre Gedanken sich nicht einfangen lassen wollen. Und weil sie wegfliegen möchte. Sobald sie fertig mit der Schule ist, will Christine das konservative, langweilige und miefige Sacramento verlassen.
Das Besondere
Als Schauspielerin kennt Greta Gerwig ihre Figuren aus eigener Anschauung. Sie weiß um deren Gefühle, Sehnsüchte und Sorgen, weil sie schon bei dem Film "Francis Ha" am Drehbuch mitgearbeitet hat. Das Drehbuch ihres Regiedebüts "Lady Bird" hat sie nun alleine geschrieben. Auch hinter der Kamera bleibt Herwig auf Augenhöhe mit ihrer Heldin, weiß, wovon sie erzählt. Wie Lady Bird alias Christine ist auch sie in Sacramento groß geworden. Wie Christine wollte auch sie schnell der Kleinstadt den Rücken zukehren und ihr Glück als Künstlerin in der Großstadt versuchen. Dennoch will Gerwig den Film nicht autobiographisch verstanden wissen, eher versucht sie, das Lebensgefühl junger Menschen kurz vor dem Erwachsenwerden einzufangen: Man weiß noch nicht, wohin man will. Man weiß nur, was man nicht will. Aus nächster Nähe und mit anteilnehmender Zärtlichkeit begleitet Gerwig ihre Heldin bei deren ersten Liebesabenteuern. Und bei den Auseinandersetzungen mit der Mutter, die es eigentlich nur gut meint, von der sie sich dennoch missverstanden fühlt.
Die Bewertung
Wunderbar beiläufig politisiert Gerwig das Coming of Age-Genre. Wie man liebt, lebt, fühlt, wie man seine Zukunft plant, das hängt eben auch damit zusammen, woher man kommt. Christines Eltern gehören der unteren Mittelschicht an. Die Mutter schiebt Doppelschichten als Krankenschwester, der Vater ist arbeitslos. Die beiden können ihrer Tochter nicht die große Zukunft finanzieren. Um so schöner, dass wir hier eine Heldin kennenlernen, die sich in allen Lebenslagen ihren Eigensinn und ihre Widerspenstigkeit bewahrt und sich auf die Suche nach ihrem Weg ins Leben macht.
P.S.: Und sollten sich die Wege von Lady Bird und Francis Ha einmal kreuzen, wäre man allzu gerne als Zuschauer*in dabei.