"Lucky"
Regie: John Carroll Lynch, USA, 2017
mit Harry Dean Stanton, David Lynch u.a.
88 Minuten, FSK: ab 0
Harry Dean Stantons letzter großer Auftritt
Morgens ein bisschen Yoga, nachmittags ein Kaffee im Diner und abends eine Quizshow plus Bloody Mary: Der von Harry Dean Stanton gespielte "Lucky" geht jeden Tag der gleichen Routine nach und wird sich dabei bewusst, dass das Ende naht.
Wenn Harry Dean Stanton als Titelheld "Lucky" beim allmorgendlichen Rasieren seinen faltigen Oberkörper betrachtet, begegnet er nicht mehr dem Mann, der er einst war. Umso rührender wirken seine anschließenden Yogaübungen. Lucky lebt zwischen Kakteen und Felsen in einer Wüstenlandschaft nahe der mexikanischen Grenze.
Sein Alltag besteht aus festen Ritualen: Zigarette, Gymnastik, Kaffee im Diner, Kreuzworträtsel, Quizshows und ein Glas Bloody Mary in der Lieblingsbar als krönender Abschluss eines weiteren Tages. Dabei umgibt den im letzten September mit 91 Jahren verstorbenem Schauspieler die Melancholie eines immer wieder eingespielten Countrysongs, dessen Groove auch Lucky in seinen lakonischen Aphorismen über das Leben übernimmt.
Einmal sehen wir ihn in seinem Wohnzimmer. Lucky sieht eine Quizshow, holt dabei ein Wörterbuch aus dem Schrank und liest laut die Definition des Begriffs "Realität" vor: Die Fähigkeit, eine Situation so zu akzeptieren, wie sie ist. Schlagartig geht ein Ruck durch seinen fragilen Körper. Lucky wird sich plötzlich seiner eigenen Sterblichkeit bewusst. Es ist auch der Moment, in dem der Darsteller mit seiner Rolle verschmilzt: Achselzuckend schaut Harry Dean Stanton den Zuschauer direkt an. Den Umgang mit dieser Lebens- oder Sterbenserkenntnis zeigt der Debütfilm des Amerikaners John Caroll Lynch als leise Tragikomödie und verschafft dabei einem der populärstem Nebendarsteller des US-amerikanischen Kinos einen großen Auftritt!