Mit dem Motorrad von Halle nach New York
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Fünf junge Künstlerinnen und Künstler hatten eine Idee: Sie reisten über zwei Jahre lang mit ihren Motorrädern immer gen Osten. Bis sie New York erreichten. Daraus wurde ein Film, der ihr außergewöhnliches Projekt dokumentiert.
Auf dem Landweg gen Osten von Halle nach New York, Zehntausende von Kilometern auf alten Ural-Motorrädern, im Beiwagen: mobile Künstlerateliers. Im Kopf: eine Idee von Freiheit und Grenzerfahrung. Fünf junge Bildhauerinnen und Bildhauer brachen 2014 zur Reise ihres Lebens auf. Zweieinhalb Jahre lang wichen sie keinem Fluss und keiner Buckelpiste aus, hatten spannende Begegnungen mit Mensch und Tier. Und mussten auf dem Weg 972 Pannen meistern.
Sie hätten, sagen die jungen Künstler, versucht, auch das Beste daraus zu machen: Jede Panne sei auch ein bisschen zur sozialen Plastik oder einer Art künstlerischen Inszenierung, auf jeden Fall aber Interaktion geworden. Denn oft trafen sie in solchen Situationen natürlich auf Einheimische. Überhaupt seien all diese Begegnungen und der Dialog mit fremden Menschen eine wichtige Erfahrung gewesen.
Eine außergewöhnliche Erfahrung
Es versteht sich von selbst, dass die jungen Kunstschaffenden, die kurz vor der Reise ihren Abschluss an der Kunstakademie Burg in Halle und anschließend ihren Motorradführerschein gemacht hatten, dieses außergewöhnliche Erlebnis mit der Kamera festhalten und auch sonst künstlerisch verarbeiten wollten.
Herausgekommen ist unter anderem der Dokumentarfilm "972 Breakdowns. Auf dem Landweg nach New York", der jetzt in den Kinos zu sehen ist.
Über ihre Motivation sagt Bildhauerin Anne Knödler: "Wer die Burg, die Akademie, kennt in Halle, der weiß, dass das wirklich eine alte Burg ist, mit fetten Mauern. Und wenn man dort für ein Kunststudium ist, befindet man sich ganz schön in einer Blase. Und diese Blase wollten wir unbedingt durchstechen und raus – und uns eben diesen Pool schaffen, den man braucht, um als Künstler tätig zu werden."
Dafür nahmen die Fünf allerlei in Kauf. Intimsphäre, zum Beispiel, gab es kaum auf der langen Reise. Als Schlafzimmer diente eine 25 Quadratmeter große, zeltartige Plane, unter der alle schliefen. Und zwischendurch, wenn wieder einmal eine Straße schier unpassierbar war, lagen die Nerven auch blank. Hat es nicht regelmäßig fürchterlich gekracht?
Sie sei davon überzeugt, sagt Knödler, dass "diese Zeltplane uns bei den sozialen Auseinandersetzungen den Arsch gerettet hat, weil wir ja jeden Abend darunter zusammenkommen mussten. Und wir haben uns ja auch absichtlich dafür entschieden, weil das der Punkt war, wo wir uns immer zusammengefunden und jeden Abend getroffen haben. Es konnte sich keiner in sein Zelt zurückziehen und schmollen."
Elisabeth Oertel, die sich mit Anne Knödler zu dem Kunstkollektiv leavehomefunktion zusammengetan hat und ebenfalls mitgereist ist, sagt über die schwierigen Situationen der Reise: "Man denkt, gleich flippt jemand aus. Aber das Gegenteil war der Fall: Eigentlich sind wir ganz ruhig geworden, und jeder hat mit seiner Kraft gehaushaltet. Und wir haben sehr gut zusammengearbeitet, um da wieder rauszukommen."
(mkn)