Doku "8x2 jüdische Perspektiven"
Begegnungen innerhalb der jüdischen Gemeinde greift der Film "8x2 Jüdische Perspektiven" auf. © imago images/avishagshuva
Ein Film über jüdische Vielfalt
07:05 Minuten
Der Dokumentarfilm "8x2 jüdische Perspektiven" bringt verschiedenste Menschen zu Gesprächen je zu zweit zusammen. Sie eint nur eins: Sie sind jüdisch. Regisseurin Rina Rosenberg will den Zuschauern so ermöglichen, lebendiges Judentum kennenzulernen.
Bei dem Film "8x2 jüdische Perspektiven" treffen sich achtmal zwei jüdische Personen an verschiedenen Orten vor der Kamera und unterhalten sich. Es sind also acht Dialoge mit je zwei sehr unterschiedlichen Menschen.
Sie lauten beispielsweise so: „Hi, Ich bin Naomi, ich habe gerade mein Abitur gemacht.“ Da ist auch der 19-jährige Joel aus Köln oder Sivan: "Eine internationale Seele, und ich erwarte heute einen Gast, ich weiß, er hat in Israel gelebt, wo ich geboren bin, und mich interessiert, welchen Platz Israel in seinem Leben hat.“
Begegnungen im Film
Der Film ist keine klassische Dokumentation oder Reportage und auch kein Spielfilm mit schaurigen oder romantischen Szenen. "Finden war nicht das Problem", sagt die Regisseurin Rina Rosenberg aus der Düsseldorfer jüdischen Gemeinde über die Protagonistensuche. "Wir sind hier in der drittgrößten Gemeinde in Deutschland." Unter den mehr als 6000 Mitgliedern wurde herumgefragt und jeder habe jemanden vorgeschlagen.
Mit 20 Personen führt sie ein Vorgespräch über das Jüdischsein, die Bedeutung der Religion und von Israel. "Und überhaupt, wer bist du eigentlich?" So begrüßt der 86-jährige Herbert Rubinstein im Film Naomi, die etwa 19 Jahre alt ist. Die beiden sehen sich zum ersten Mal im Leben, sollen aber über wichtige Themen sprechen. „Wir beide sind gleich aufeinander losgeschossen, wenn Sie so wollen. Wir haben uns sofort glänzend verstanden. Wir haben direkt so viele Themen gehabt, Jugendarbeit, Jugendzentren oder Zukunft und und und. Das heißt: Es lief direkt zueinander hin.“
Acht Stunden Filmmaterial sind allein bei diesem Gespräch zusammengekommen. Das Sichten und die Auswahl waren eine Riesenherausforderung. Natalie Kajser ist für die pädagogische Beratung zuständig und hat einen Leitfaden für die Gespräche geschrieben. „Es war ganz wichtig, dass die Protagonist:innen nicht für Nicht-Juden und -Jüdinnen sprechen und quasi jedes Wort erklären. Das ist alles erst im Nachhinein passiert.“
Von Episoden zum Film
Die Lehr-Episoden von fünf bis zehn Minuten Länge entstanden zuerst. Der Film „8x2 jüdische Perspektiven“ ist quasi eine Art Director's Cut zu eben dieser Reihe von Lehrfilmen für den Unterricht an Schulen. Themen der Dialoge sind zum Beispiel Musik oder Soziale Netzwerke einst und jetzt – oder Heimat und Sehnsucht.
Die Schul-Episoden und der Film sind in der Kreativschmiede von SABRA entstanden, der Servicestelle für Anti-Diskriminierungsarbeit und Beratung bei Rassismus und Antisemitismus. SABRA ist an die Gemeinde Düsseldorf angeschlossen und arbeitet seit einigen Jahren an einem „virtuellen Methodenkoffer gegen Antisemitismus“ - MALMAD genannt.
Schlimme Anfeindungen
Es geht unter die Haut, wenn sich echte Menschen gegenseitig erzählen, wie sie angefeindet werden, weil sie jüdisch sind, weil sie Kippa tragen, weil sie das sind, was sie sind.
Wobei das Dunkle, Negative nur einen Teil des Filmes ausmacht. Der Regisseurin ist es gelungen, die Räume zwischen den 8x2 jüdischen Menschen positiv aufzuladen, und so sind es auch die Gespräche. „Es ist die Möglichkeit, wirklich lebendiges Judentum kennenzulernen. Das ist authentischer, wenn man diese Begegnungen sieht, als wenn jemand dasteht und erzählt oder wenn sie Fragen beantworten“, sagt Rosenberg.
"8x2 jüdische Perspektiven": Wo und wann der Film als Ganzes zu sehen sein wird, ist bisher noch nicht geklärt. Es gibt aber schon zahlreiche Anfragen von Bildungseinrichtungen. Klar ist: Dieser Film macht Freude. Er macht nachdenklich und neugierig auf die acht kürzeren Lehrfilme des Methodenkoffers MALMAD. Die wiederum sind – nach und nach – für alle zugänglich im Internet zu finden.