"Ma Rainey's Black Bottom"
Regie: George C. Wolfe
Mit Viola Davis und Chadwick Boseman
Ab 18.12. auf Netflix zu sehen
Länge: 92 Minuten
Dialoglastiges Drama um eine Sängerin
06:23 Minuten
Eine legendäre Blues-Diva, ihr ehrgeiziger Trompeter und ein auf Geld versessener Manager: Das ist die konfliktreiche Konstellation in "Ma Rainey's Black Bottom". Ein Schauspielerfilm mit Chadwick Boseman in seiner letzten Rolle.
Worum geht es?
Die Verfilmung eines in den USA bekannten Theaterstücks – mit Viola Davis als die legendäre Blues-Sängerin Ma Rainey und Chadwick Boseman in seiner letzten Rolle als Trompeter Levee: In ihrer Band geht es um einen einzigen Tag in einem Musikstudio in Chicago. Ma Raineys Manager Irvin ist ein Weißer, der alles tut, damit sie eine Platte aufnimmt, mit der er viel Geld verdienen will.
Ma Rainey ist bewusst, dass die Weißen mit ihrer Musik nur Geld verdienen wollen. Sie benimmt sich sehr selbstbewusst, sehr divenhaft, macht alle mit ihren Allüren wahnsinnig. So muss sie Coca-Cola trinken vor der Aufnahme, und ohne ihre Coke singt sie nicht. Aber diese Allüren sind auch eine Form der Rache an den Weißen, die sie und ihre Musik überhaupt nicht schätzen oder verstehen. Nur ist sie diesmal in einer Machtposition.
Was ist besonders?
Es ist der letzte Film von Chadwick Boseman, der in der Rolle des Black Panther zu Hollywood-Ruhm kam und im August tragisch an Darmkrebs starb, im Alter von 43 Jahren. Er verkörpert Levee als einen aufstrebenden Musiker, der seine eigene Band gründen will und mit Ma Rainey nicht klarkommt, weil sie ihn klein halten will.
Er hat aber schon als Kind ein Trauma erlebt, als seine Mutter von weißen Männern missbraucht wurde. Seine Figur des Trompeters Levee wird im Verlauf der Handlung immer wieder herausgefordert und an den Rand gedrängt. So bekommt der Film dann am Schluss noch eine sehr dramatische Komponente und vielleicht ein zu großes Gewicht.
Ansehen – oder nicht?
Ma Rainey wird hinreißend verkörpert von Viola Davis, die man zunächst kaum wiedererkennt, weil sie stark überschminkt ist und für die Rolle auch ein paar Kilo zulegte. Der Kameramann Tobias Schliessler ist übrigens ein Deutscher, der mit 20 Jahren nach Nordamerika kam und dort seit längerer Zeit erfolgreiche Hollywoodfilme dreht, unter anderem "Dreamgirls", auch ein Musikfilm.
Das Licht im Film ist sehr schön, sehr warm. Es ist ein Schauspielerfilm, aber leider zu dialoglastig. Viele Konflikte werden sehr unfilmisch, rein über Dialoge gelöst. Dann verliert der Film immer wieder seinen Rhythmus. Auch das Ende um eine Kurzschlussreaktion des Trompeters Levee wirkt aufgesetzt, zu offensichtlich, zu theatralisch.