Film "Professor Marston and the Wonder Woman"

Eine Dreiecksbeziehung und eine Superheldin

Comic-Heldin "Wonder Woman" auf einer US-Briefmarke.
Comic-Heldin "Wonder Woman" auf einer US-Briefmarke. © imago
Von Anna Wollner |
Der Film "Professor Marston and the Wonder Woman" ist ein Biobpic über den Macher und Erfinder der Comic-Heldin Wonder Woman – und eine Geschichte über seine ungewöhnlichen Liebesbeziehungen.
Das Timing für "Professor Marston and the Wonder Woman" hätte besser nicht sein können, das muss auch Regisseurin Angela Robertson zugeben. Glückliche oder vielmehr göttliche Fügung, dass die Entwicklung und Finanzierung ihres Filmes so lange gedauert hat, dass die Origin-Story gerade jetzt rauskommt, zu einer Zeit, in der Wonder Woman boomt und an der es an der berühmten Superheldin kein Vorbeikommen zu geben scheint.
Aber Robertson erzählt in ihrem Film gar nicht so sehr von Wonder Woman selbst, sondern von ihrem Erschaffer, dem Psychologie-Professor William Moulton Marston, gespielt von Luke Evans.

Ein ungewöhliches Leben in einer Dreier-Beziehung

Warum er unter dem Pseudonym "Charles Marston" seine Geschichten schreibe, wird der Professor im Film gefragt. Und nicht unter seinem richtigen Namen: "Weil die meisten Amerikaner eine schlechte Meinung von Comicautoren haben? Oder woran liegt es?" - Es liegt wohl, das legt der Film zumindest nahe, am für damalige Verhältnisse unkonventionellen Lebensstil von Marston.
Er hat nicht nur eine Frühform des Lügendetektors erfunden, ein technischer Vorgänger von Wonder Womans Lügen-Lasso, sondern lebte mit seiner Frau Elizabeth, verkörpert von Rebecca Hall, und seiner ehemaligen Studentin Olive, der Nichte der Frauenrechtlerin Margaret Stranger, in den 1930er-Jahren in einer Dreier-Beziehung.
Diese "unkonventionelle Liebesgeschichte" sei der interessanteste Gedanke gewesen, sagt Regisseurin Robertson. "Und dass Wonder Womans Entstehungsgeschichte von diesen beiden Frauen inspiriert wurde, geprägt von seinen Ideen von Sex, Feminismus, Gender und Sexualität." Letztendlich habe er mit der Figur "ganz vorsätzlich psychologische Propaganda betrieben, um einer Generation von Jungen und Männern beizubringen, starke Frauen zu respektieren".
Der Film erzählt von eben jener Menage-à-trois, wie Marston unter anderem bei gemeinsamen Sex-Rollen-Spielen auf das ikonische Wonder Woman Kostüm kommt, als Olive in einem Sex-Laden eine Burlesque-Nummer ausprobiert und mit Stiefeln, Armbändern, Tiara und Bondage-Seil vor ihm steht. Alles Dinge, die sich in den Comics wiederfinden lassen.

Männer würden nie freiwillig die Macht aufgeben

Aus heutiger Sicht ist Marstons Frauen-Bild sexistisch und feministisch zugleich: Er glaubte an starke Frauen, aber er glaubte auch, dass Frauen ihre Stärken aus ihren Schwächen ziehen und daher beim Sex gedemütigt werden wollen. Wonder Woman wird in den Comics oft gefesselt, denn Frauen - so Marson - liebten es eben, unterworfen zu werden.
"Marston hatte ganz bestimmte Vorstellungen von Sex, Frauen und Liebe", meint Robertson. "Grob zusammengefasst war seine Ausgangsidee, dass Männer von Natur aus gewalttätig und anarchisch sind." Frauen dagegen seien von Natur aus liebend und pflegend. "Er ging davon aus, dass mit Frauen in Führungspositionen Hitler nie an die Macht gekommen wäre – es waren ja immerhin die Dreißiger, in denen er lebte." Gleichzeitig sei ihm klar gewesen, dass Männer niemals freiwillig ihre Macht aufgeben würden. "Männer würden aber alles für eine Frau tun, wenn sie ihre Faszination ausspielen würde, ihre sexuelle Attraktion."
Diese Widersprüchlichkeit der Figur macht noch heute ihren Reiz aus. Nach "Professor Marston and the Wonder Woman" wird man Wonder Woman mit vollkommen anderen Augen sehen.

"Professor Marston and the Wonder Woman" ist ab dem 2. November 2017 in deutschen Kinos zu sehen.

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