Netflix-Film "Rez Ball"

Die Geschichte eines indigenen Basketballteams

05:21 Minuten
Szene aus dem Netflix-Film "Rez Ball" von Sydney Freeland
Im Mittelpunkt des Films steht Rezball, eine aggressive, blitzschnelle und kreative Form des Basketballs. © picture alliance / ZUMAPRESS.com / Netflix
Von Kerstin Zilm |
Audio herunterladen
In „Rez Ball“ geht es um eine Highschool-Mannschaft der Navajos, die zu den indigenen Ureinwohnern der USA gehören. Nachdem sich der Starspieler das Leben nimmt, muss das Team wie nie zuvor zusammenhalten.
„Rez Ball“ ist die Geschichte der Chuska Warriors - ein Highschool-Basketball-Team im Reservat der Navajo in New Mexiko. Nachdem ihr Starspieler sich das Leben nimmt, sind ihre Chancen auf die Meisterschaft gleich null.
Doch die Spieler und ihre Trainerin besinnen sich auf die Stärken von Navajo-Traditionen und finden in ihnen eine neue Motivation.
Die Geschichte ist fiktiv, basiert aber auf einem Buch über wahre Ereignisse. Im Mittelpunkt steht Rezball - Basketball, wie der Sport auf Reservaten in den USA genannt wird. Es ist eine aggressive, blitzschnelle und kreative Form des Spiels.

Regisseurin Freeland ist selbst Navajo

Spielerinnen und Spieler sind nonstop in Bewegung. Rezball soll zahlreiche Teams und Trainer der NBA inspiriert haben. Für Bewohnerinnen und Bewohner der Reservate ist es mehr als ein Sport, sagt Regisseurin Sydney Freeland. Rezball sei wie eine Religion.
Freeland muss es wissen. Sie ist Navajo und war selbst in einem Rezball-Team in New Mexiko.

"Ich habe es in der Highschool gespielt und war ziemlich gut. Nach dem Schulabschluss konnte ich dann allerdings nicht schnell genug vom Reservat verschwinden und habe andere Sachen gemacht. Aber Rezball ist in meinem Blut."

Rezball ist vor allem im Südwesten verbreitet

Der Sport ist vor allem im Südwesten der USA verbreitet - in Reservaten der Apache, Pueblo und Navajo. In Arizona und New Mexico gibt es Arenen mit über 7000 Sitzplätzen.
Familien fahren Stunden mit dem Auto, um ihre Mannschaft anzufeuern. Tickets sind immer ausverkauft.
Regisseurin Sydney Freeland:

Reservate sind meist sehr abgeschieden vom Rest der USA, geografisch und gesellschaftlich. Wir haben keine professionellen Mannschaften und keine Collegeteams. Das Einzige, was es gibt, sind die Athletinnen und Athleten in Highschools. Und Basketball hat diese total wilden Fans.

Regisseurin Sydney Freeland

Zu denen gehören auch die Darstellerinnen und Darsteller des Films. Um eine Rolle zu bekommen, mussten sie nicht nur einen Schauspieltest bestehen und eine Verbindung zur indigenen Kultur haben.

Hauptrolle für Kauchoni Bratt

Sie mussten auch beweisen, dass sie Basketball spielen können: Freiwürfe, Dreier und Korbleger. Kauchoni Bratt war einer von mehr als 5.000 Bewerbern. Er hatte keine Schauspielerfahrung und wäre mit einer Statistenrolle zufrieden gewesen.  
Doch Regisseurin Freeland gab ihm die Hauptrolle.

Ich ging durch Instagramposts und sehe diesen Aufruf, sich zu bewerben. Ich habe mein Leben lang Basketball gespielt. Was immer in meinem Leben los war - Höhen und Tiefen – Basketball war immer für mich da. Und ich dachte: Bei dem Film muss ich dabei sein. Ich hatte das Gefühl, dass er Geschichte machen wird.

Schauspieler Kauchoni Bratt

Noch immer ist es ungewöhnlich, abseits von kleineren Filmfestivals Werke von und mit indigenen Filmemacher:innen zu sehen. Laut einer jüngsten Studie  besetzen indigene Schauspielerinnen und Schauspieler in populären Serien und Filmen weniger als ein Prozent der Rollen.
In „Rez Ball“ wird die Trainerin von der erfolgreichen Schauspielerin und Produzentin Jessica Matten gespielt. Die Kanadierin ist vom Stamm der Red River Mètis.

"Der Sport ist ein kreativer Ausdruck unseres Zusammenhalts und unseres Gemeinschaftssinns. Es ist ein Zufluchtsort in Umständen, die manchmal eher düster sind. Die Geschichte knüpft auch an Suizidprävention an, an der ich seit 20 Jahren beteiligt bin."

Schwierige Themen der Reservate im Film

Sydney Freeland hat auch das Drehbuch mitgeschrieben. Ihr war es wichtig, schwierige Aspekte des Lebens in den Reservaten anzusprechen, zum Beispiel Selbstmord, Alkoholismus und Armut. Sie wollte aber nicht, dass sie zum zentralen Thema werden.
Regissseurin Sydney Freeland
Sydney Freeland ist Regisserin des Films.© dpa / picture alliance / Richard Shotwell
Und anders als in der Buchvorlage für den Film bringt nicht ein Coach von außerhalb des Reservats dem Team neuen Mut.

"Eine unserer wichtigsten Entscheidungen kam ganz am Anfang. Wir wollten keinen weißen Retter, der kommt und den Kids im Reservat erklärt, wie man richtig spielt und gewinnt. Wir wollten, dass das alles von innen kommt. Wir wollten eine Frau, die alle Lösungen für das Team im Reservat finden muss."

So ist tatsächlich ein historischer Film entstanden. Das Team hofft auf einen Erfolg, damit indigene Filmemacher:innen nicht die Ausnahme bleiben. 

Abonnieren Sie unseren Weekender-Newsletter!

Die wichtigsten Kulturdebatten und Empfehlungen der Woche, jeden Freitag direkt in Ihr E-Mail-Postfach.

Vielen Dank für Ihre Anmeldung!

Wir haben Ihnen eine E-Mail mit einem Bestätigungslink zugeschickt.

Falls Sie keine Bestätigungs-Mail für Ihre Registrierung in Ihrem Posteingang sehen, prüfen Sie bitte Ihren Spam-Ordner.

Willkommen zurück!

Sie sind bereits zu diesem Newsletter angemeldet.

Bitte überprüfen Sie Ihre E-Mail Adresse.
Bitte akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung.
Mehr über Indigene in den USA