Ein anderer deutscher Torwart wäre vor Kurzem 100 Jahre alt geworden: Toni Turek, einer der "Helden von Bern" 1954. Zu diesem Anlass erschienen eine Biografie "Toni Turek - Fußballgott", Michael Groth hat sie gelesen. Das Gespräch mit Michael Groth können Sie hier nachhören: Audio Player
Erst Kriegsgefangener, dann Volksheld
"Traut the Kraut" - so nennen sie ihn in England heute noch liebevoll: Bert Trautmann, den Kriegsgefangenen, der zum Torhüter von Manchester City aufstieg. Zur Legende wurde er, als er im Pokalfinale 1956 einen Genickbruch erlitt - und weiterspielte.
"Hey, der Blonde da im Tor ist nicht mal schlecht, ziemlich gut sogar." Bert Trautmann, der Torwart mit den fast schon magnetischen Händen. Als deutscher Kriegsgefangener in Großbritannien wird er vom Trainer des Vereins St. Helens entdeckt und in die Mannschaft geholt – gegen Widerstände.
"Hier geht's nicht um Fußball, Dad. Er ist ein verfluchter Nazi. Er hat wie alle seine Hand zum Gruß gehoben und 'Heil Hitler' geschrien."
Auch als Trautmann später als Profi bei Manchester City spielt, gibt es zunächst eine negative Berichterstattung und Proteste.
Mehr als ein Sportfilm
Der Film "Trautmann" zeigt aber auch, was Sport möglich macht. Deswegen sei es kein reiner Sportfilm, sagt Regisseur Marcus H. Rosenmüller: "Wenn man plötzlich den Geist von dem Sport, wie der verbindend ist, das Integrierende vom Sport. Wenn ich das befreien kann von nur dem einen Thema und zu was anderem machen kann, dann greif ich da gern zu."
So spielen auch Trautmanns Kriegstraumata und seine Beziehung zur Tochter des Trainers von St. Helens im Film eine Rolle.
Besonderen Ruhm erlangte Trautmann, weil er im Finale des FA-Cups 1956 trotz Genickbruchs weitergespielt hatte. Damit wollte er aber nicht in die Geschichte eingehen, erzählt Regisseur Rosenmüller. Zusammen mit Produzent Robert Marciniak hat er Bert Trautmann persönlich getroffen: "Es war ihm wahnsinnig wichtig, dass wir eben sein Leben und den Film nicht drauf fokussieren, dass er sich nur das Genick gebrochen hat. Sondern es ging ihm darum, dieser versöhnende Aspekt. Dass er irgendwann begriffen hat, dass er da bei einem Regime dabei war, das nicht richtig war. Dass man die Leute kennen lernen muss, Vorurteile abbauen, das war ihm wichtig. Und deshalb hat er sich uns geöffnet."
Gespielt wird Bert Trautmann von David Kross, der aus Filmen wie "Krabat" und "Der Vorleser" bekannt ist. Für die Rolle erlernte er Trautmanns spezielle Art zu sprechen, die sich durch eine Mischung aus deutschem Akzent und dem Dialekt aus Manchester auszeichnete.
Weil er als Junge selbst Fußball gespielt hat, sei mit der Rolle ein Traum in Erfüllung gegangen, erzählt Kross beim Podiumsgespräch nach der Filmvorführung: "Ich hab mich wahnsinnig auf das Torwart-Training gefreut. Ich hab, glaube ich, vier Monate vorher angefangen. Ich musste erst mal fit werden. Ich hab einen Athletik-Coach bekommen. Dann gab's Torwart-Training. Es war großartig. Aber ich stand selber vorher noch nie im Tor, musste das alles wirklich von Anfang an lernen. Aber super, es hilft natürlich auch in die Rolle zu kommen."
In Deutschland ist Trautmanns Geschichte relativ unbekannt
Die Reaktionen im Publikum zeigen: Bisher ist die Geschichte von Bert Trautmann noch relativ unbekannt: "Mir hat es sehr gut gefallen, der Film. Die ganze Geschichte. Ich hatte von Herrn Trautmann vorher noch nie gehört. Obwohl mich Fußball interessiert. Und deshalb hat es mir besonders gut gefallen."
"Es war ein sehr emotionaler Film. Ich kannte die Geschichte schon. Und ich muss sagen, der Zuschauer ist vom Anfang bis zum Ende mitgenommen worden und es war ein bewegender Film."
"Sehr unerwartet. Also supertoll gefallen. Sehr emotionale Geschichte. Ich muss auch ganz ehrlich sagen, über den Trautmann wusste ich vorher nichts. Bin aber schon ein Fußballfan."
Trautmanns Wunsch wurde respektiert: Der Film erzählt die Geschichte eines Mannes, der sehr viel mehr war als ein Torwart mit gebrochenem Genick.
Am 14. März startet der Film "Trautmann" in den deutschen Kinos.