Filmausstatter Bernhard Henrich

Ein Berliner greift nach dem Oscar

Der Filmausstatter Bernhard Henrich ist für seine Arbeit für den Film "Bridge of Spies" für einen Oscar nominiert.
Der Filmausstatter Bernhard Henrich ist für seine Arbeit für den Film "Bridge of Spies" für einen Oscar nominiert. © dpa/picture alliance/Paul Zinken
Von Franz Michael Rohm |
Der Berliner Bernhard Henrich wurde für die Ausstattung von "Bridge of Spies" für den Oscar nominiert. Dabei hat der gebürtige Saarländer seinen Berufsweg ganz unspektakulär begonnen - als Schaufensterdekorateur.
"Ich war fassungslos, ganz ehrlich. In dieser Branche muss man immer cool sein, weil man mit vielem umgehen muss, Druck und allem Möglichen. Dass ich mal so überrascht werde, hätte ich nie gedacht. Mich hat es von den Socken gehauen."
Bernhard Henrich ist Filmausstatter, auf Englisch Set Decorator. Er hat den Teil von Steven Spielbergs Drama "Bridge of Spies" ausgestattet, der in Berlin spielt. Noch immer ist der schmal gebaute Mann mit dichter, schlohweißer Mähne, ganz aufgeregt, wenn er von seiner Oscarnominierung erzählt. Mitte Januar erhielt er einen Anruf aus New York.
"Da klingelte Abends das Telefon. Adam Stockhausen, der Production Designer des Films, rief mich an und hat mir gesagt: Hast du die Nominierung mitgekriegt? Sag ich: Ja. Hast du gesehen, du stehst nicht drauf? Habe ich gesagt: Ist mir aufgefallen. Und da sagt er: Und das ist falsch. Und er hat sich dafür eingesetzt, und sogar Spielberg, damit sich das schnell wieder ändert. Weil, der Set Decorator wird beim amerikanischen Film auch mit zum Oscar nominiert."
Für Henrich war es ein langer Weg, aus dem 4000-Einwohnerort Niederwürzbach bis nach Hollywood.
"Ich komme aus einem kleinen Ort im Saarland, habe Schaufenstergestalter gelernt. In Berlin habe ich noch ein bisschen gearbeitet als Schaufenstergestalter."
Anfang der 70er-Jahre ging Henrich dann ans West-Berliner Schillertheater, als Theaterplastiker. 1977 besuchte er den wichtigsten Filmproduzenten der geteilten Stadt:
"Ich habe mich bei Atze Brauner mal sehen lassen und gefragt, ob er einen Job hätte, und da hat er gefragt: Was wollen Sie überhaupt? Und das wusste ich nicht so ganz genau. Und da hat er gesagt: Requisiteur wäre doch was. Ein paar Monate später wurde ich auch angerufen, hab gekündigt und bin dann zum Film."

Jedes Jahr ein neuer Film

Über Deutschland hinaus bekannt wurde Henrich 1982 mit dem "Zauberberg", zehn Jahre später stattete er in Babelsberg "Die unendliche Geschichte" aus, kurz darauf die TV-Serie "Der große Bellheim". In den nächsten 20 Jahren folgte jedes Jahr ein Film, unter anderen Volker Schlöndorffs Nazi-Epos "Der Unhold", George Clooneys "Monuments Men" und Bryan Singers "Operation Walküre".
Einen so guten Namen in der Szene hat Henrich inzwischen, dass Production Designer Adam Stockhausen, der vergangenes Jahr den Szenenbild-Oscar für "Grand Budapest Hotel" erhielt, ihn für "Bridge of Spies" haben wollte.
"Der hat mich dann schon sehr früh gefragt, bevor überhaupt jemand so wusste, ob ich überhaupt auch bei Steven Spielberg mitarbeiten würde. Was für eine Frage, nicht? Natürlich habe ich ja gesagt. Und der fand eben mit Babelsberg als Co-Produzent statt. So kam ich da praktisch zu dem Film."
Ab Sommer 2014 bereitete er mit seinem 30-köpfigen Team die Ausstattung in Berlin und Wroclaw vor, wo die Mauerbau-Szenen gedreht wurden. Was ist Bernhard Henrichs Lieblings-Set des Films?
"Das CIA-Office. Eigentlich war das ne Szene gewesen, das war ein Luxushotel, mit Drei- Zimmer-Suite, Foyer und allem. Da hatte ich die ganzen Möbel ausgesucht, und dann kamen die nach Berlin, Spielberg und Co, und hatten 'ne neue Idee. Hotel ist langweilig, lass uns doch ein CIA-Büro machen. Und dann muss man innerhalb von kürzester Zeit das Zusammenbasteln. Und dann habe ich einen Teppich, der ein bisschen nach was aussieht, herstellen lassen, aber, der musste gedruckt werden, und das geht nicht so schnell. Nachts wurde der erst angeliefert, mussten wir noch mal die ganzen Möbel rausnehmen, Teppich rein, Möbel drauf, und drehen."
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