Filmdoku "Freakscene"

Die Geschichte der Indie-Band Dinosaur Jr.

07:55 Minuten
Die Band Dinosaur Jr mit dem Sänger J Mascis auf der Bühne in London, 2018.
Als unprätentiösen, authentischen Indie-Rocker zeigt Philipp Reichenheim Dinosaur Jr.-Sänger J Mascis in seinem Film "Freakscene". © picture alliance / Photoshot
Philipp Reichenheim im Gespräch mit Gesa Ufer |
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Schon als Jugendlicher war er von Dinosaur Jr. begeistert, ein paar Jahre später wurde Bandsänger J Mascis sein Freund. Nun erzählt der Filmemacher Philipp Reichenheim in einer Dokumentation die wechselhafte Geschichte der Indie-Rock-Band.
Die US-Band Dinosaur Jr. gilt seit Mitte der 1980er-Jahre als eine der einflussreichsten Bands der Rockgeschichte. Lange Haare, verzerrte Gitarren, der Sound von Punk, Heavy Metal und Noise-Rock, daneben aber auch eingängige Melodien: Was J Mascis, Lou Barlow, Murph, George Berz und zeitweilig auch Mike Johnson auf ihren Alben herausbringen, ist Indie-Rock in Reinform - und war es schon, als es den Begriff noch gar nicht gab.
Nirvana, die einst als Vorband von Dinosaur Jr. spielten, waren von ihrem Sound stark beeinflusst. 1998 trennten sich die "Dinosaurier", fanden aber 2005 zu einer Reunion zusammen. "Da war für mich klar: Jetzt muss ein Film her", sagt der Filmemacher Philipp Reichenheim. So entstand die Doku "Freakscene – The Story of Dinosaur Jr.", die jetzt in den deutschen Kinos gezeigt wird.

Charakteristische Nuschelstimme

Dass Nirvana Dinosaur Jr. schließlich an Bekanntheit und Präsenz überholte, mag auch am unprätentiösen Frontmann und Sänger J Mascis und seiner Zurückhaltung gelegen haben, was öffentliche Auftritte, beispielsweise in Radioshows, angeht. Tatsächlich hat der Musiker eine ziemlich nuschelige Stimme, was in Interviews mit ihm deutlich auffällt.
Reichenheim bestätigt: "J hat nicht so die Radiostimme, das sagt er selber. Das ist ein bisschen Neil-Young-mäßig und doch anders, nicht kompatibel für den Massengeschmack."
Bereits als Teenager habe ihn die Musik "ziemlich weggehauen", sagt der Filmemacher. J Mascis kennt er seit den frühen 1990er-Jahren, ist mit ihm befreundet – und sogar verschwägert: Reichenheims Schwester ist mit J Mascis verheiratet.

"Spröde, unnarzisstische Typen"

Der Dokumentarfilm, der schon auf dem Dok.fest München zu sehen war, zeigt die Bandmitglieder mit all ihren liebenswerten Ticks wie nette, uneitle Typen von nebenan und vermittelt dabei ihren besonderen Spirit. Reichenheim konnte dafür auch auf Super 8-Archivmaterial zurückgreifen, unter anderem wurde er in einem Fan-Netzwerk fündig. Den Bandmitgliedern gefiel das Ergebnis.
"Letztlich sind wir sehr respektvoll mit ihren Konflikten und Geschichten umgegangen", sagt Reichenheim. "Es ging uns nicht um ein reißerisches Werk. Das sind so spröde, unnarzisstische Typen, dass wir uns auf die Musik und die schräge Welt von Dinosaur Jr. konzentriert haben."
Szenen von tollen Shows mit sich selbst beweihräuchernden Bandmitgliedern finde man in seinem Film deswegen nicht. Das hätte nicht gepasst, meint er. Denn für Reichenheim sind die Dinosaurier "Antihelden".
(mkn)
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