Filme der Woche

Von Hans Ulrich Pönack |
Nach "Dogville" setzt der dänische Dogma-Regisseur Lars von Trier mit "Manderlay" seine Amerika-Trilogie fort, in dem er seinen Anti-Amerikanismus zynisch weiterpflegt. "In den Schuhen meiner Schwester" ist eine unterhaltsame Familienzusammenführung, bei der eine zufällig wieder gefundene Großmutter zwei zerstrittene Schwestern versöhnt.
"Manderlay"

Dänemark 2005, Regie: Lars von Trier, Darsteller: Bryce Dallas Howard, Isaach De Bankolé u.a.

"Manderlay" von Lars von Trier (als Co-Produktion Dänemark / Schweden / Frankreich / Großbritannien / Deutschland / Niederlande) setzt die Amerika-Trilogie - nach "Dogville" (2003) - fort, bei der der dänische "Dogma"-Regisseur und Autor seinen Anti-Amerikanismus zynisch weiterpflegt. Auch hier werkelt er wieder bühnenhaft-verfremdend (der Film wurde komplett in einer großen Halle gedreht) und erzählt erneut von der Gangster-Tochter Grace (nach Nicole Kidman jetzt die bei uns unbekannte Bryce Dallas Howard), die Anfang der 30er Jahre in einer kleinen Gemeinde im tiefen USA-Süden auf Immer-Noch-Sklavenhaltung und -leben stößt.

Erstaunt und angewidert beschließt sie, diese hier abzuschaffen, um "demokratische Verhältnisse" einzuführen. Doch weil selbst die Schwarzen mit der neuen Freiheit nichts anfangen können und wollen, stößt die "Befreierin" auf ziemliche Probleme und reichlichen Widerstand. Und identifiziert sich bald schon wieder mit ihrer "eigentlichen" "Herrinnen-Rolle" und Boss-Figur. Als "Big Mama" hat sie jetzt, bei gleichbleibenden Verhältnissen, das Sagen - hier.

Marionettenhaftes Kopf-Polit-Kino, mit natürlich zahlreichen Anspielungen und Verweisen auf die aktuelle (Irak-)Amerika-Politik; rabenschwarz, belehrend, wie eine abstrakte Bertolt-Brecht-Fabel daherkommend, und dann auch - nach dem fulminanten Vorläufer-Streich "Dogville" - nicht mehr so stimmungsvoll-originell wirkend und zunehmend reizlos und hölzern tönend in Stil, Weltanschauungs-Gedanken und düsterer Atmosphäre. Geht Lars von Trier die filmische Puste aus?

In den Schuhen meiner Schwester
USA 2005, Regie: Curtis Hanson, Darsteller: Cameron Diaz, Toni Colette, Shirley McLaine

"In den Schuhen meiner Schwester" von Curtis Hanson, Jahrgang '45, einem renommierten Hollywood-Regisseur, der sich mit spannenden Qualitätsfilmen wie "Das Schlafzimmerfenster" (1987), "Die Hand an der Wiege" (1992), "L.A. Confidential" (1997/9 "Oscar"-Nominierungen), "Die Wonder-Boys" (mit Michael Douglas/ebenfalls mehrere "Oscar"-Nominierungen/"Oscar" für Boby Dylan = "Bester Song") und "8 Mile" (mit Eminem) einen sehr guten Namen geschaffen hat. Hier hat er - basierend auf dem Bestsellerroman "In Her Shoes" von Jennifer Weiner aus dem Jahr 2002 - einen reinen Frauenfilm gemacht: Über zwei Schwestern, die unterschiedlicher gar nicht sein können: Hier die flippige, lebenslustige, ziemlich oberflächliche Party-Blondine Meggie, dort die eher unterkühlt wirkende, karriere-orientierte Anwältin Rose mit dem Tick zu ausgefallenen Schuhen.

Der Film erzählt von der Identitätsfindung dieser beiden Frauen, die mal Freundinnen, mal Rivalinnen und dann eben "nur" Verwandte/Schwestern sind. Wobei "Oma" Shirley MacLaine dabei eine erhebliche (Vermittler-)Rolle spielt.

Schönes, emotionales Komödien- und Darstellerinnen-Kino: Cameron Diaz ("Verrückt nach Mary") in ihrer ersten Charakterrolle, die ihren bisherigen "dauergrinsenden Blondchen-Typ" kräftig anpiekst, während die bislang viel zu "nebensächlich" behandelte und beachtete Australierin Toni Collette ("Muriels Hochzeit"; "Sixth Sense"/die Mutter des Jungen, der Tote sieht und hört; "About A Boy"/die verhuschte Hippie-Mutter des Jungen, der "Yuppie" Hugh Grant dauernd nervt) hier endlich ihren verdienten internationalen Durchbruch hat. Ein gescheites Drehbuch mit hübschen Pointen, bei denen es prickelnd-vergnüglich menschelt, großartige Schauspielerinnen, tragikomische Gefühle pur: Prima-Frauen-Power-Unterhaltungskino, an dem auch Männer ihren Spaß haben sollten.
Die Schauspielerinnen Toni Colette und Cameron Diaz bei der Premiere des Films "In den Schuhen meiner Schwester" in London.
Toni Colette und Cameron Diaz bei der Premiere von "In den Schuhen meiner Schwester" in London.© AP