Filme der Woche

Beeindruckende Reise in die Vergangenheit

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La’Chaim! Ruth (Hannelore Elsner) und Jonas (Max Riemelt) beherzen den beliebten jüdischen Trinkspruch ausgiebig. © Camino Filmverleih
Von Hannelore Heider |
"Auf das Leben!" ist eine Holocaustgeschichte und beruht auf wahren Begebenheiten. Der Film schafft es, ohne Sentimentalität, die beeindruckende Begegnung einer alten Frau und eines jungen Mannes zu erzählen - auch dank der grandiosen Schauspieler.
"Auf das Leben!" beeindruckt mit seinem durchaus gelungenen Anliegen, aus der Begegnung einer alten Frau und eines jungen Mannes eine Holocaustgeschichte aus dem Dunkel der Vergangenheit zu holen. So wird auf verschiedenen Ebenen Spannung erzeugt und die Zeit seit dem Geschehen überbrückt und mit unserer Gegenwart verbunden. Erzählt wird die weitgehend wahre Lebensgeschichte Marias, der Mutter von Filmproduzentin Alice Brauner, für deren filmisches Denkmal sie einen beeindruckenden Cast nicht nur deutscher Charakterdarsteller gewinnen konnte.
Auch wenn der Film in Sequenzen 70 Jahre zurückgeht, beginnt die Handlung ganz heutig. Die 80-jährige Ruth Weintraub (Hannelore Elsner) wird aus ihrer Wohnung und der Werkstatt, wo sie Musikinstrumente rekonstruiert, zwangsgeräumt. Unter den Möbelpackern ist Jonas (Max Riemelt), ein verschlossener junger Mann, der die alte Dame fasziniert. Nach einem Suizidversuch bringt er sie ins Krankenhaus nistet sich, selbst in einer Notsituation, in ihrer neuen Wohnung ein. Dort erfährt er über einen alten Filmprojektor die Geschichte der ehemaligen jüdischen Cabaretsängerin Ruth, die als Kind vor dem Lager fliehen konnte. In den 70er Jahren fand sie im Filmstudenten Victor, dem Möbelpacker Jonas so ähnlich sieht und der ebenfalls von Max Riemelt gespielt wird, ihre große Liebe. Sie zerbrach, als die Vergangenheit sie einholte.
Komplizierte Geschichte glaubwürdig erzählt
So kompliziert diese Handlungskonstruktion auch ist (und darüberhinaus noch verkompliziert wird durch die Krankengeschichte des jungen Mannes, der wegen einer tödlichen Krankheit auch die Verbindung zu seiner Frau (Aylin Tezel) abgebrochen hat), so dramaturgisch geschickt und damit glaubwürdig wird sie erzählt. Ruths Kindheitserinnerungen an die Flucht und die auf dem Filmprojektor eingefangenen Szenen ihrer Auftritte in den 7oer Jahren initiieren Rückblenden, in denen Sharon Brauner wie ihre Tante damals jüdische Lieder singt und tanzt. Das alles hätte bei der persönlichen Betroffenheit der Filmemacher und einer ausgeprägten Tendenz zur Filmkunst bei Kameramann Peter Joachim Krause leicht ins Sentimentale abgleiten können, was die durchweg hervorragenden Darsteller verhindern.
Hannelore Elsner ist wunderbar mit ihrem leichten Zug ins Sarkastische, Max Riemelt spielt sicher die anspruchsvollste Rolle seiner bisherigen Karriere und selbst eine Nebenrolle wie die des Psychiaters ist mit Andreas Schmidt interessant besetzt.
"Auf das Leben!" - BRD 2014 - Regie: Uwe Janson - Darsteller: Hannelore Elsner, Max Riemelt, Sharon Brauner, Aylin Tezel, Andreas Schmidt, Catherine H. Flemming, Marcus Maria Profitlich, Mathieu Carrière - 90 Minuten, ab 12 Jahren