Victoria
Deutschland 2015, Regie: Sebastian Schipper
Darsteller: Frederick Lau, Franz Rogowski, Laia Costa
140 Minuten
Filmhomepage
Endlosschleife fernab der urbanen Realität
Der vielgepriesene Film von Sebastian Schipper, "Victoria", wirke nur wie ein Versuch, das Lebensgefühl der hippen Weltstadt Berlin zu zeichnen und kratzt es doch bloß an, sagt unser Kritiker Jörg Taszman. Er kann den Hype um "Victoria" jedenfalls nicht verstehen.
Selten war sich die deutsche Presse auf der Berlinale so einig. Victoria ist ein Meisterwerk! Aber warum eigentlich? Nur weil der Film 140 Minuten lang mit einer einzigen Kamerafahrt auskommt? Oder weil die Groschenromangeschichte so originell ist? Zusammengefasst passiert nichts weiter, als das vier dumme Jungs sich zudröhnen, Autos knacken, permanent Gangster spielen und dann eine Bank überfallen. Und Victoria, eine naive Spanierin, hilft ihnen dabei. Und schon faseln alle von der Neugeburt des deutschen Kinos, von einem Film wie es ihn noch nie gab und nie wieder geben wird ?
Zugegeben der Film verströmt eine gewisse Energie, kann mit der unbekannten, überzeugenden Hauptdarstellerin Laia Costa aufwarten, einem soliden Frederick Lau und das wars dann aber auch schon. Die so gepriesene Endlos-Kamerafahrt ist bestenfalls durchschnittlich choreografiert und nervt extrem durch viel sinnloses Gewackel. Richtig ärgerlich ist dabei, wie schlecht die Schauplätze ausgeleuchtet wurden. So verschwimmt alles in einem dunklen Bilderbrei.
Sebastian Schipper ist ein sehr guter Darsteller und wirklich sympathischer Regisseur, der schon immer Jungsfilme gedreht hat. Doch bereits sein gelungenes Erstlingswerk "Absolute Giganten" (1999) wurde etwas zu sehr hochgejubelt. Überzeugender war dann sein 2. Spielfilm "Ein Freund von mir" (2006), in dem Jürgen Vogel und Daniel Brühl u.a. nackt Porsche fahren. "Victoria" hätte ein sehr viel besserer Film werden können, wenn er seine dünne Geschichte in kurzen, knackigen 80 Minuten erzählt hätte. So aber wirkt er nur wie eine überdimensionierte Endlosschleife, die das Lebensgefühl der hippen Weltstadt Berlin hier und da großklappig ankratzt, aber meist nur behauptet. Genre "Made in Germany", fernab der sozialen und urbanen Realitäten.