Dieses "Im Gespräch" ist eine Wiederholung vom 8.2.2019.
"Im nächsten Leben werde ich ein Erdbeerfrosch"
37:43 Minuten
Der Regisseur Rosa von Praunheim hat über 150 Filme gemacht, oft skurril und schräg, gerne mit älteren Damen, immer wieder über schwules Leben. Auf dem Max Ophüls Filmfestival erhält er nun den Ehrenpreis.
Spaß haben im Leben und viel arbeiten – das sind für Rosa von Praunheim alles andere als Gegensätze. Etwa 150 Filme hat der Regisseur bisher geschaffen. Immer wieder machte er die Liebe unter Männern zum Thema. Und er hat einen Hang zu älteren Damen, wie etwa zu Lotti Huber oder seiner Tante Luzi, der er in dem Kultfilm "Berliner Bettwurst" ein Denkmal setzte. "Das war was völlig Neues, mit Laien einen Film zu machen, die so schräg waren."
Rosa von Praunheim hat nie eine Filmhochschule besucht. Als er in den 60er-Jahren nach Berlin kam, habe ihn die Politisierung an der Universität sowieso abgestoßen. "Ich bin ja ein sehr dummes Kind gewesen. Ich war dreimal sitzen geblieben und hatte einen Hass auf das Akademische. Dieser Universitätstalk, der hat mir nicht gefallen. Ich war eher ein Poet, ein Künstler, habe meine Gedichte geschrieben und gemalt. Mein Herz war eher bei den Anarchisten, bei denen, die Spaßfraktion machten und das System infrage stellten."
Rosa von Praunheim hat nie eine Filmhochschule besucht. Als er in den 60er-Jahren nach Berlin kam, habe ihn die Politisierung an der Universität sowieso abgestoßen. "Ich bin ja ein sehr dummes Kind gewesen. Ich war dreimal sitzen geblieben und hatte einen Hass auf das Akademische. Dieser Universitätstalk, der hat mir nicht gefallen. Ich war eher ein Poet, ein Künstler, habe meine Gedichte geschrieben und gemalt. Mein Herz war eher bei den Anarchisten, bei denen, die Spaßfraktion machten und das System infrage stellten."
Initialzündung für die deutsche Schwulenbewegung
Auf eigene Faust machte er seine ersten Filme und landete schließlich einen Coup: "Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt" von 1971 bedeutete nicht nur seinen Durchbruch, sondern war auch die Initialzündung für die deutsche Schwulenbewegung. Dabei sei der Motor seines Films "Wut auf seine schwulen Freunde" gewesen, die sich in seinen Augen viel zu feige und angepasst verhalten hätten. "Die Leute bei den Vorführungen waren entsetzt und haben geschrien und mich beschimpft, aber dadurch entstand eine sehr produktive Diskussion. Wir haben über 40 Schwulengruppen dann gegründet."
Als in den 80er-Jahren das Thema Aids aufkam, trat Rosa von Praunheim mit Verve für "Safer Sex" ein und geriet wieder heftig in die Kritik. 'Wenn du jetzt so radikal Safer Sex forderst, dann wird der Staat Homosexualität verbieten', habe man ihm gesagt - oder 'Jeder hat das Recht auf Aids'. Das habe ihn wahnsinnig wütend gemacht, sagt Praunheim. "Es war ein großer Kampf. Zum Teil kam ich ins Kino mit 500 Leuten, die mich fertig machten, und ich habe die aber innerhalb von einer Viertelstunde umdrehen können und denen klargemacht, wie wichtig Safer Sex ist und dass eine Freiheit uns nichts nützt, wenn wir daran sterben."
Die Ziehmutter hat ihn "mitgenommen"
Erst mit 60 Jahren erfuhr Rosa von Praunheim, dass die Frau, die ihn aufgezogen hatte, gar nicht seine leibliche Mutter war. In dem Film "Meine Mütter – Spurensuche in Riga" geht er seiner eigentlichen Herkunft nach. Er war in einem Gefängnis als Holger Radtke im lettischen Riga geboren worden und dann zunächst in einem Waisenhaus gelandet. Da habe ihn seine Ziehmutter entdeckt und ihn "mitgenommen". Sie habe ihm "ein wunderbares Leben ermöglicht. Sonst wäre ich unter Stalin Soldat geworden." Er wuchs dann zunächst im brandenburgischen Teltow und später in Praunheim bei Frankfurt auf – daher sein Künstlername. Der Vorname Rosa rührt vom "Rosa Winkel" her, den Homosexuelle im KZ tragen mussten.
Wenn sich Rosa von Praunheim einem Filmstoff nähert, dann spielt für ihn "das Gefühl" eine große Rolle. Als Lehrer hat er das auch seinen Schülerinnen und Schülern vermittelt, zu denen renommierte Regisseure wie Tom Tykwer, Chris Krauss oder Julia von Heinz gehören. "Mit Abitur verdirbt man sich ja schon vieles. Man wird so vorgeformt in ein theoretisches Denken und das ist gerade für kreative Menschen nicht so günstig. Ich musste denen überhaupt beibringen, was Gefühle sind. Film ist ja nicht Gedanken in Bildern, sondern Gefühle in Bildern." In dem Film "Rosakinder" haben ihm fünf seiner ehemaligen Studenten ein Denkmal gesetzt und nennen ihn darin einen "sexbesessenen Menschenfresser".
Mindestens vier Jahre will Rosa von Praunheim noch leben und dann zu seinem 80. Geburtstag eine große Ausstellung machen. Und was er in seinem nächsten Leben sein möchte, ist auch schon klar: "Ein Erdbeerfrosch, die sind so klein und giftig, haben rote Flecken, so Erdbeerfarben. Über das Liebesleben von Erdbeerfröschen habe ich mal einen Film gesehen und das würde mir behagen."
Wenn sich Rosa von Praunheim einem Filmstoff nähert, dann spielt für ihn "das Gefühl" eine große Rolle. Als Lehrer hat er das auch seinen Schülerinnen und Schülern vermittelt, zu denen renommierte Regisseure wie Tom Tykwer, Chris Krauss oder Julia von Heinz gehören. "Mit Abitur verdirbt man sich ja schon vieles. Man wird so vorgeformt in ein theoretisches Denken und das ist gerade für kreative Menschen nicht so günstig. Ich musste denen überhaupt beibringen, was Gefühle sind. Film ist ja nicht Gedanken in Bildern, sondern Gefühle in Bildern." In dem Film "Rosakinder" haben ihm fünf seiner ehemaligen Studenten ein Denkmal gesetzt und nennen ihn darin einen "sexbesessenen Menschenfresser".
Mindestens vier Jahre will Rosa von Praunheim noch leben und dann zu seinem 80. Geburtstag eine große Ausstellung machen. Und was er in seinem nächsten Leben sein möchte, ist auch schon klar: "Ein Erdbeerfrosch, die sind so klein und giftig, haben rote Flecken, so Erdbeerfarben. Über das Liebesleben von Erdbeerfröschen habe ich mal einen Film gesehen und das würde mir behagen."