„Die Leute filmen alles, was auf der Straße passiert: Gewalt, Proteste – und sie schicken das in die Social-Media-Kanäle.“
Iranische Filmemacherin Sepideh Farsi
Menschen im Iran filmen und posten ihre Videos in sozialen Netzwerken – Sepideh Farsi (Mitte) hat mit diesem Material ihren Dokumentarfilm „Daughters of Iran“ produziert. © picture alliance / AA / Jalal Morchidi
Filme für die Freiheit
08:38 Minuten
Sepideh Farsi berichtet aus dem französischen Exil über ihre Heimat Iran. Mit Bildern aus Mobiltelefonen umgeht die Filmemacherin die Zensur, dokumentiert die Proteste gegen das Regime. Zeichen des Widerstands müssten noch stärker sein, meint sie.
Über Proteste gegen die iranische Regierung hat Sepideh Farsi inzwischen mehrere Filme gedreht. Den aktuellen „Daughters of Iran“ hat sie nun in der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz präsentiert.
Schon 2009 dokumentierte die Filmemacherin in „Teheran without Permission“ den Widerstand der Bevölkerung. Damals setzten sich viele Iraner für die Pressefreiheit ein – sie protestierten gegen die von der Mullah-Regierung angeordnete Ausweisung ausländischer Journalisten.
Handybilder gegen die Zensur
Beide Filme verbinde das Thema "Protest" und das Drehmaterial: Die Bilder seien nur mit Handy-Kameras entstanden, erklärt Farsi.
Für den Film von 2009 habe sie noch selber gedreht, mit dem Handy, sichtbar für alle. Das Filmen mit dem Mobiltelefon habe dazu geführt, dass ihre Gesprächspartner die Aufnahmesituation vergessen hätten – ein Vorteil, weil sich die Interviewten so sehr natürlich vor der kleinen Kamera verhalten hätten.
Seitdem kann sie allerdings nicht mehr in ihrer Heimat arbeiten und lebt in Frankreich.
Authentizitätscheck
Auch „Daughters of Iran“ sei aus Bildern entstanden, die mit Smartphones aufgenommen wurden – von anderen Menschen. In sozialen Medien finde sie authentische Bilder, vorbei an der strengen Zensur der Regierung, erklärt Farsi.
Eine wichtige Aufgabe für sie sei es dann, vor deren Verwendung im Film die Echtheit anhand weiterer Quellen zu prüfen.
Im Iran sei es unmöglich als Filmemacherin öffentlich zu filmen, normale Bürger könnten dies aber mit ihren Handys tun.
Starke Signale gegen die Unterdrückung
Dass die iranische Fußball-Nationalmannschaft bei der WM in Katar die Nationalhymne nicht mitgesungen habe, sei ein positives Zeichen, sagt Farsi.
Die Menschen im Iran erwarteten aber angesichts der Gewalt und Repression der Regierung noch deutlich stärkere Signale des Protests, so Farsi, solche wie das der iranischen Kletterin Elnaz Rekabi.
Rekabi war beim Finale der internationalen Asienmeisterschaften ohne Kopftuch geklettert, als Zeichen für die Forderung nach mehr Freiheit für Frauen im Iran.
Dass die Sportlerin nach ihrer Verhaftung erklärte, es sei nur ein Versehen gewesen, sei nur unter Druck geschehen, sagt Farsi. Das verstünden aber alle Iraner.
Rebakis Aktion, das Kopftuch bei dem öffentlichen Auftritt zu verweigern, sei ein sehr starkes Zeichen des Protests gewesen.
(mle)