Filmfest München

    Sechs Filme, die man nicht verpassen sollte

    Regisseur Aron Lehmann (Mitte) mit Golo Euler und Rosalie Thomass präsentieren beim Filmfest München den Film "Die letzte Sau"
    Regisseur Aron Lehmann (Mitte), Golo Euler und Rosalie Thomass präsentieren beim Filmfest München den Film "Die letzte Sau" © Filmfest München 2016/Bernhard Schmidt
    Von Noemi Schneider und Sven Crefeld |
    Die zweite Halbzeit beim Filmfest München beginnt, hier sind unsere neuesten Festival-Tipps: Filme über Palästinenser im Rampenlicht, afghanische Kinder im "Garten Gottes", deutsche Wutbürger im Recht und kluge US-Teenager in Kostümen.
    Hiba Attalah in dem Film "Ein Lied für Nour" von Hany Abu-Assad
    Hiba Attalah in dem Film "Ein Lied für Nour" von Hany Abu-Assad© Filmfest München 2016

    "Ein Lied für Nour" (Regie: Hany Abu-Assad, Reihe: Spotlight)

    Der palästinensische Regisseur Hany Abu-Assad widmet sich in diesem Film einer wahren Begebenheit, der Lebensgeschichte des "Arab-Idol-Gewinner" Muhammad Assaf aus Gaza. Der Film hat zwei Teile: Muhammads Kindheit in Gaza und schließlich seine Teilnahme an der erfolgreichsten Musik-Casting-Show der Arabischen Welt 2013. Ein intensiver Film mit grandiosen Schauspielern und Laiendarstellern, besonders hervorzuheben ist Hiba Attalah als Nour Assaf. (Noemi Schneider)
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    Szene aus dem Film "El Clásico" von Halkawt Mustafa mit Wyra Ahmed und Dana Ahmed
    Szene aus dem Film "El Clásico" von Halkawt Mustafa mit Wyra Ahmed und Dana Ahmed© Filmfest München 2016

    "El Clasíco" (Halkawt Mustafa, Spotlight)

    Die Brüder Alan und Shirwan, beide kleinwüchsig, leben in einer kurdischen Stadt im Irak. Alan will seine Freundin Gona heiraten, doch ihr Vater hat etwas dagegen. Der Patriarch ist außerdem ein großer Real-Madrid-Fan. Kann Alan ihn vielleicht damit beeindrucken, dass er nach Spanien fährt und Real-Star Ronaldo ein Paar Schuhe übergibt, die der Vater angefertigt hat? In Halkawt Mustafas Film geht es um Frauen, Fußball und eine Reise durch den Irak. Ein beeindruckendes Road-Movie, das beiläufig vom Kriegszustand erzählt. (Noemi Schneider)
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    Szene aus dem Film "The Land of the Enlightened" von Pieter-Jan De Pue
    Szene aus dem Film "The Land of the Enlightened" von Pieter-Jan De Pue© Filmfest München 2016

    "The Land of the Enlightened" (Pieter-Jan De Pue, International Independents)

    Über sieben Jahre hat der belgische Regisseur Pieter-Jan De Pue in Afghanistan Kinder und US-Soldaten begleitet. Eine surreale, malerische und grausame Sinfonie über das Schlachtfeld Afghanistan, den "Garten Gottes". (Noemi Schneider)
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    Golo Euler in dem Film "Die letzte Sau" von Aron Lehmann
    Golo Euler in dem Film "Die letzte Sau" von Aron Lehmann© Filmfest München 2016

    "Die letzte Sau" (Aron Lehmann, Neues Deutsches Kino)

    Sie sprühen es auf jede Wand der Agrarfabriken: "So geht's nicht weiter" ist der Slogan des Tierbefreiers Huber und seiner militanten Jünger. Eine riesige Schweinerei ist die Massentierhaltung, das macht dieser Film sofort drastisch klar. Wegen der Qualen des Mastviehs und weil die kleinen Bauern pleite gehen. So wie Huber, der seinen Hof abfackelt und mit einem Schwein im Gepäck per Moped durch Deutschland fährt. Auf diesem Kriegspfad begegnen dem exzentrischen Schwaben andere wütende Modernisierungsverlierer, die z. B. von Insektiziden oder Immobilienhaien ruiniert wurden. Heimliches Ziel der Reise ist die Fleischfarm von Hubers Traumfrau in Brandenburg... Eine hinreißende Farce voller Situationskomik, die das Gestrige und Handgemachte in Agitprop-Manier so krass romantisiert, bis auch diese Idylle einen frösteln lässt. Selten so gelacht – einer der Publikumslieblinge beim Filmfest München. (Sven Crefeld)
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    Michael Johnston und Hannah Marks in dem Film "Slash" von Clay Liford
    Michael Johnston und Hannah Marks in dem Film "Slash" von Clay Liford© Filmfest München 2016

    "Slash" (Clay Liford, International Independents)

    Was machen 15-Jährige an ihrem Computer? Manche schreiben Literatur. Okay, es nennt sich Fan Fiction. Hm, eigentlich sind es Porno-Geschichten. Und huch, hier geht’s um schwule oder lesbische Fantasien: Superheld mit Superheld, Elfe mit Elfe, Zauberer mit Zauberer. Das gibt Eltern-Alarm für Neil, einen Newcomer in der Szene der Nerds, Geeks und Cosplayer. Von der erfahrenen Circe Julia gedrängt, mogelt der Milchbart bei seinem Alter und postet Stories in einem einschlägigen Forum – bald steckt er im Chat mit dem Connaisseur Denis, der eindeutige Absichten verfolgt. Julia und Neil fahren zur ComicConvention nach Houston, um ihr Debüt als Autoren zum Anfassen zu geben. Doch der verliebte Kurator Denis schaltet beim Anfassen sein Gehirn ein, zum Glück, denn die Altersbeschränkung ist im realen Leben schwerer zu foppen als im Internet! "Slash" überzeugt als behutsames, humorvolles Porträt zweier Teenager, die als Freaks gelten, aber nur zu begabt sind, um normal zu sein. (Sven Crefeld)
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    Jessica Biel und Patrick Wilson in dem Film "A Kind of Murder" von Andy Goddard
    Jessica Biel und Patrick Wilson in dem Film "A Kind of Murder" von Andy Goddard© Filmfest München 2016

    "A Kind of Murder" (Andy Goddard, Spotlight)

    Ein Fest für großartige Schauspieler, allen voran Vincent Kartheiser ("Mad Men") als unerbittlicher Detective, der zwei Todesfälle zu lösen hat und ihre Verbindung aufspürt. Dieser feinnervig-brutale Bulle sieht genüsslich zu, wie der New Yorker Architekt Walter mit einer Reihe von dämlichen Fehlern sich das eigene Grab schaufelt. Eiskalt und unglücklich ist dessen Ehe mit einer Frau am Rande des Suizids, daher zieht sich der Hobby-Schriftsteller in den Keller zurück, um Krimis zu schreiben. Der gewaltsame Tod der Frau eines Buchhändlers interessiert ihn mehr, als ihm gut tut – eine Inspiration für was? Für Mord oder nur eine Story? Walters Frau fällt von der Brücke, womöglich wurde sie gestoßen. Nun verheddert sich der planlose Baumeister in einem Netz aus Lügen und Fehltritten... Fesselndes, altmodisches Kino nach einem Roman von Patricia Highsmith, opulent und nostalgisch inszeniert, ein doppelbödiges Verwirrspiel dank der perfekten pseudo-naiven Panik von Patrick Wilson in der Hauptrolle. (Sven Crefeld)
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