Unsere Filmredakteurin Susanne Burg erlebte Jurypräsident Spike Lee bei der Eröffnungs-Pressekonferenz. Wie so oft habe der Regisseur die Gelegenheit eindrucksvoll für ein politisches Statement genutzt: Er erinnerte an seinen Film "Do the Right Thing", der vor 32 Jahren im Wettbewerb von Cannes lief und den Alltagsrassismus gegen Afroamerikaner thematisierte.
Offenbar, meinte Lee, habe sich seither noch nicht viel verändert, das zeigten Ereignisse wie der Mord an dem Schwarzen George Floyd 2020
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Der Tanz um die Goldene Palme beginnt
05:50 Minuten
Spike Lee, Sean Penn, Wes Anderson - mit einem großen Programm und viel Prominenz starten die Filmfestspiele in Cannes. Deutsche Akzente werde man wieder einmal "mit der Lupe suchen müssen", sagt unser Filmredakteur.
Mit der Vorführung des Musicalfilms "Annette" von Leos Carax starten am Dienstagabend die Filmfestspiele von Cannes. Die Organisatoren haben sich offenbar viel vorgenommen, um den coronabedingten Ausfall des Festivals im vergangenen Jahr vergessen zu machen, berichtet Filmredakteur Patrick Wellinski:
"Man spürt, man will hier etwas kompensieren, den gekränkten Nationalstolz, dass man letztes Jahr das einzige Festival war, das nicht stattfinden konnte, und heute will man größer auftrumpfen als je zuvor."
Strandtouristen dominieren das Stadtbild
Noch allerdings sei in Cannes wenig von den Filmfestspielen zu spüren: "Ich habe den Eindruck, dass ganz Frankreich sich hier für den Sommerurlaub zusammengefunden hat. Wir sehen eher Strandtouristen, die das Stadtbild dominieren. Die laufen dann barfuß mit Handtuch durch die Stadt", so Wellinski.
"Das Festival will zwar das Kino wieder aus dem Coronaschlaf erwachen lassen, aber die entsprechenden Bilder hat es meines Erachtens noch nicht produziert, vielleicht heute Abend."
Als Juryvorsitzender wird dann US-Regisseur Spike Lee das Festival eröffnen. Auch andere Prominenz hat sich für Cannes 2021 angekündigt:
"Sean Penn zeigt sein Familiendrama 'Flag Day', dann kommt der Texas-Amerikaner Wes Anderson und zeigt seine heiß ersehnte Pressesatire 'The French Dispatch'."
Auch Kirill Serebrennikows Film "Die Petrows mit Grippe" wird in Cannes zu sehen sein. Der Regisseur selbst allerdings nicht, weil er nicht aus Russland ausreisen dürfe. "Wir sind jetzt schon gespannt, wie politisch die Premiere sein wird."
"Schauspielerische Spurenelemente" aus Deutschland
Deutsche Akzente müsse man wie immer in Cannes "ein bisschen mit der Lupe suchen", sagt Wellinski. Immerhin gebe es einige deutsche Co-Produktionen und "schauspielerische Spurenelemente" aus Deutschland - etwa in Gestalt von Franz Rogowski, der in der österreichisch-deutschen Co-Produktion "Große Freiheit" einen Homosexuellen spiele, der im Nachkriegsdeutschland unter zahlreichen Repressionen zu leiden hat. Oder Ulrich Matthes, der in dem ungarischen Film "The Story of My Wife" mitwirke. "Die werden wir auch versuchen, in den nächsten Tagen noch stärker nach vorne zu bringen", sagt Wellinski.
Am meisten aber freue er sich auf den Eröffnungsfilm "Annette": "Ich glaube, das könnte ein sehr seltsamer, aber auch erfrischender Film werden und nicht wieder so ein übliches Biopic, was man zur Eröffnung immer gern zeigt."
(uko)