Erst rausgeputzt, dann angefressen
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Bill Murray, Adam Driver und Tilda Swinton, die Stars aus Jim Jarmuschs Zombie-Komödie "The Dead Don't Die", haben Cannes eröffnet. Erst auf dem roten Teppich und dann auf der Leinwand. Unsere Kritikerin hätte sich mehr Eigensinn von Jarmusch gewünscht.
Es ist nicht Jim Jarmuschs erster Genre-Film in Cannes. Er ist schon zuvor mit dem Western "Dead Men" mit Johnny Depp und dem Vampirfilm "Only Lovers Left Alive", in dem Vampire als Hüter unserer abendländischen Kultur auftreten, angereist. Nun ist Jarmusch mit einem Zombiefilm vertreten, der eine hochkarätige Besetzung aufweist: Bill Murray, Adam Driver und Tilda Swinton spielen in "The Dead Don't Die" mit - aber auch Iggy Pop, Selena Gomez und Tom Waits.
Jarmusch nutze das Zombie-Genre, um eine "politisch-kulturelle Landkarte der USA" zu entwerfen, meint unsere Filmkritikerin Anke Leweke.
"Eine Lage der Nation, bei der, wie im Zombie-Genre üblich, die Untoten in ihre Städte zurückkehren und hier dann alle Handys in die Hände bekommen." Diese Zivilisationskritik sei etwas dünn geraten, findet Leweke.
"Und wenn man schon auf das Genre zurückgreift, dann muss man mehr Eigensinn entwickeln, als es Jim Jarmusch gemacht hat." Dass durch das Energiegewinnungsverfahren Fracking eine Zombiekatastrophe ausgelöst wird, findet Leweke zu simpel gedacht.
Stammtischpokal Goldene Palme?
Insgesamt würden viele Regisseure in Cannes auf Genre-Filme zurückgreifen, etwa auf Western oder Thriller. In Cannes tummeln sich auch in diesem Jahr die üblichen Verdächtigen, neben Jarmusch auch Ken Loach, Pedro Almodovar oder die Dardenne-Brüder.
"Was will man als Filmfestival von Cannes auch anderes machen? Das sind sozusagen die Ziehsöhne von Cannes. Insofern hat die Goldene Palme auch etwas von einem Stammtischpokal", sagt Leweke.