Neue Perspektiven für Südafrika?
Südafrika feiert in diesem Jahr den 20. Geburtstag seiner Demokratie mit den ersten freien Wahlen im Land. Ein Jubiläum, das auch am ältesten und bedeutendsten Filmfestival des Landes nicht spurlos vorbei geht, das gerade in der Hafenstadt Durban begonnen hat.
"Vor langer Zeit hat Südafrika den Zug in die Freiheit genommen. Ist er heute von der Strecke abgekommen?"
Nachdenklich steht Lesego Rampolokeng an den Bahngleisen. Im Dokumentarfilm "Word down the line" begibt sich der Schriftsteller auf eine Reise zu Dichtern in ganz Südafrika, um dieser Frage auf den Grund zu gehen. Jungen Poeten und Veteranen des Freiheitskampfes.
"Die Frucht der Freiheit verliert langsam ihren Geschmack", rezitiert James Matthews aus einem seiner Gedichte und gibt damit den Ton des Dokumentarfilms vor. Kritisch, wütend und teils desillusioniert ziehen die Dichter 20 Jahre nach den ersten demokratischen Wahlen Bilanz. Im Gespräch mit Lesego Rampolokeng prangern sie Korruption, Misswirtschaft, Armut und die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich an.
"Diese Begegnungen haben meine Diagnose bestätigt, dass sich die Dinge nicht so entwickelt haben, wie wir es uns erträumt haben. Das 'Wunder', an das wir glauben sollen, gibt es nicht. Welches Wunder kostet Millionen von Menschen das Leben? Das klingt in all diesen unterschiedlichen Stimmen an. Der Befreiungskampf dauert an. Wir haben die Mauern der Unterdrückung eingerissen, aber auf den Ruinen sind neue errichtet worden, die erneut zu der Unterdrückung der Menschen beitragen. Es ist an der Zeit diese monströsen Strukturen zu überholen."
Kämpferisch, nachdenklich und differenziert beleuchten Südafrikas Filmemacher den Weg, den ihr Land in den letzten beiden Jahrzehnten zurückgelegt hat. Es geht die großen Fragen: Freiheit, Gerechtigkeit, Identität. Die Perspektiven reichen von historischen Retrospektiven und Porträts bis zu sehr persönlichen Betrachtungen.
Die meisten Filme blicken zurück - auf die bleierne Zeit der Apartheid und die Gratwanderung beim Übergang zur Demokratie, der immer wieder als Wunder bezeichnet wird. Woran es mangelt, sind Perspektiven für die Zukunft, räumt Festival-Manager Peter Machen ein.
"Wir sind noch immer dabei unsere Vergangenheit aufzuarbeiten. Vielleicht werden wir das auch noch viele Jahre tun. Und ich denke, wir sind uns noch nicht sicher, wohin die Reise geht. Früher war die Zukunft noch eine Verheißung. Heute jedoch wissen wir nicht so recht, was die Zukunft bringt. Wir leben in einem Land voller Widersprüche und Paradoxien – auf der einen Seite dieses unglaubliche Wunder, auf der anderen eine sehr harte Realität. Im einen Augenblick kommen einem die Freudentränen und im nächsten bricht es einem das Herz. Dieses Wechselbad der Gefühle spiegelt sich in vielen Filmen wieder. Dabei wird deutlich, dass die Wahrheit sehr komplex und nicht schwarz-weiß ist."
Schwere Themen, mit denen aber vor allem die neue Generation südafrikanischer Filmemacher zunehmend spielerisch und humorvoll umgehen.
In "Love the one you love" versucht ein Paar mit Hypnose um herauszufinden, ob es wirklich Liebe ist, die es verbindet, oder ob sie die Opfer einer gesellschaftlichen Verschwörung sind. Sie besuchen Wunderheiler und Priester. Im Internet kursiert eine Liste von Paaren, die füreinander geschaffen sind. Fake oder Wirklichkeit?
Auf den ersten Blick ist das Spielfilmdebut der 27-Jährigen Kapstädterin Jenna Cato Bass eine skurrile, leicht überdrehte Liebesgeschichte. Auf den zweiten jedoch viel mehr.
"Ein großer Teil unseres Lebens dreht sich um Beziehungen und die Liebe. Wir idealisieren sie und machen sie unantastbar. Doch unser Glück bleibt dabei häufig auf der Strecke. Für mich gleicht das der Beziehung zu unserer Heimat: Südafrika, das Land in dem ein Wunder geschehen ist, das sich aber gar nicht so anfühlt. Die Botschaften im Fernsehen und auf Plakatwänden gleichen einer Propaganda. Sie haben nichts damit zu tun, was sich in unserem Inneren abspielt. Unser Land ist noch immer tief gespalten, aber die Suche nach Liebe verbindet uns. Deshalb war dieses scheinbar harmlose Thema für mich eine gute Möglichkeit, mich mit diesen schwierigeren Fragen auseinanderzusetzen."
Es ist ein faszinierender Blick durchs Kaleidoskop, das junge und etablierte Filmemacher beim diesjährigen Festival in Durban bieten. Sie nehmen neue Perspektiven ein und beleuchten Facetten, die bislang im Schatten lagen. Doch so unterschiedlich ihre Ansätze und Erzählweisen auch sind, so einig sind sie sich in ihrer Bilanz: Der Weg zur Freiheit ist noch lange nicht zu Ende.
"Die Frucht der Freiheit verliert langsam ihren Geschmack", rezitiert James Matthews aus einem seiner Gedichte und gibt damit den Ton des Dokumentarfilms vor. Kritisch, wütend und teils desillusioniert ziehen die Dichter 20 Jahre nach den ersten demokratischen Wahlen Bilanz. Im Gespräch mit Lesego Rampolokeng prangern sie Korruption, Misswirtschaft, Armut und die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich an.
"Diese Begegnungen haben meine Diagnose bestätigt, dass sich die Dinge nicht so entwickelt haben, wie wir es uns erträumt haben. Das 'Wunder', an das wir glauben sollen, gibt es nicht. Welches Wunder kostet Millionen von Menschen das Leben? Das klingt in all diesen unterschiedlichen Stimmen an. Der Befreiungskampf dauert an. Wir haben die Mauern der Unterdrückung eingerissen, aber auf den Ruinen sind neue errichtet worden, die erneut zu der Unterdrückung der Menschen beitragen. Es ist an der Zeit diese monströsen Strukturen zu überholen."
Kämpferisch, nachdenklich und differenziert beleuchten Südafrikas Filmemacher den Weg, den ihr Land in den letzten beiden Jahrzehnten zurückgelegt hat. Es geht die großen Fragen: Freiheit, Gerechtigkeit, Identität. Die Perspektiven reichen von historischen Retrospektiven und Porträts bis zu sehr persönlichen Betrachtungen.
Die meisten Filme blicken zurück - auf die bleierne Zeit der Apartheid und die Gratwanderung beim Übergang zur Demokratie, der immer wieder als Wunder bezeichnet wird. Woran es mangelt, sind Perspektiven für die Zukunft, räumt Festival-Manager Peter Machen ein.
"Wir sind noch immer dabei unsere Vergangenheit aufzuarbeiten. Vielleicht werden wir das auch noch viele Jahre tun. Und ich denke, wir sind uns noch nicht sicher, wohin die Reise geht. Früher war die Zukunft noch eine Verheißung. Heute jedoch wissen wir nicht so recht, was die Zukunft bringt. Wir leben in einem Land voller Widersprüche und Paradoxien – auf der einen Seite dieses unglaubliche Wunder, auf der anderen eine sehr harte Realität. Im einen Augenblick kommen einem die Freudentränen und im nächsten bricht es einem das Herz. Dieses Wechselbad der Gefühle spiegelt sich in vielen Filmen wieder. Dabei wird deutlich, dass die Wahrheit sehr komplex und nicht schwarz-weiß ist."
Schwere Themen, mit denen aber vor allem die neue Generation südafrikanischer Filmemacher zunehmend spielerisch und humorvoll umgehen.
In "Love the one you love" versucht ein Paar mit Hypnose um herauszufinden, ob es wirklich Liebe ist, die es verbindet, oder ob sie die Opfer einer gesellschaftlichen Verschwörung sind. Sie besuchen Wunderheiler und Priester. Im Internet kursiert eine Liste von Paaren, die füreinander geschaffen sind. Fake oder Wirklichkeit?
Auf den ersten Blick ist das Spielfilmdebut der 27-Jährigen Kapstädterin Jenna Cato Bass eine skurrile, leicht überdrehte Liebesgeschichte. Auf den zweiten jedoch viel mehr.
"Ein großer Teil unseres Lebens dreht sich um Beziehungen und die Liebe. Wir idealisieren sie und machen sie unantastbar. Doch unser Glück bleibt dabei häufig auf der Strecke. Für mich gleicht das der Beziehung zu unserer Heimat: Südafrika, das Land in dem ein Wunder geschehen ist, das sich aber gar nicht so anfühlt. Die Botschaften im Fernsehen und auf Plakatwänden gleichen einer Propaganda. Sie haben nichts damit zu tun, was sich in unserem Inneren abspielt. Unser Land ist noch immer tief gespalten, aber die Suche nach Liebe verbindet uns. Deshalb war dieses scheinbar harmlose Thema für mich eine gute Möglichkeit, mich mit diesen schwierigeren Fragen auseinanderzusetzen."
Es ist ein faszinierender Blick durchs Kaleidoskop, das junge und etablierte Filmemacher beim diesjährigen Festival in Durban bieten. Sie nehmen neue Perspektiven ein und beleuchten Facetten, die bislang im Schatten lagen. Doch so unterschiedlich ihre Ansätze und Erzählweisen auch sind, so einig sind sie sich in ihrer Bilanz: Der Weg zur Freiheit ist noch lange nicht zu Ende.