Das gesamte Gespräch mit unserem Filmredakteur Patrick Wellinski:
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Österreichischer Film "Siebzehn" erhält Max-Ophüls-Preis
Um Machtspiele in jugendlichen Liebesbeziehungen geht es in dem Spielfilm-Debüt "Siebzehn" der Regisseurin Monja Art. Dafür bekam sie nun den Max-Ophüls-Preis, eine wichtige Auszeichnung für Nachwuchsregisseure. "Sehr kluges, mutiges Kino", urteilt unser Filmexperte Patrick Wellinksi.
Der österreichische Spielfilm "Siebzehn" hat am Samstagabend in Saarbrücken den mit 36.000 Euro dotierten Max-Ophüls-Preis 2017 gewonnen. Die 33-jährige Regisseurin Monja Art beschäftigt sich in ihrem Spielfilm-Debüt mit Machtspielen in jugendlichen Liebesbeziehungen. Art setzte sich mit ihrem Werk gegen 15 andere Spielfilme durch. Die Jury lobte, wie "sensibel und entschlossen inszeniert" der Film von der ersten Liebe und der Suche nach der eigenen Identität erzählt. Es geht um die Schülerin Paula, die sich in eine Mitschülerin verliebt.
Hauptdarstellerin Elisabeth Wabitsch als 17-jährige Paula wurde mit dem Preis als beste Nachwuchsschauspielerin geehrt. Bester Nachwuchsschauspieler wurde Leonard Kunz für seine Rolle in "Jenny" von Lea Becker. Insgesamt wurden beim 38. Max-Ophüls-Filmfestival 15 Preisen in einer Höhe von 111.500 Euro verliehen.
"Sehr kluges, mutiges Kino"
Mit "Siebzehn" ging der Ophüls-Preis nun bereits zum zweiten Mal in Folge nach Österreich. Unser Filmexperte Patrick Wellinski kann die Entscheidung der Jury gut nachvollziehen. Wir sprachen nach der Preisverleihung mit ihm in Saarbrücken:
Favorit war er, weil sich die Regisseurin sehr mutig und konsequent von ähnlichen Filmen absetze, so Wellinski. Themen wie Coming-of-age und Coming-out seien Genres, die gerade von Nachwuchsregisseuren sehr gerne bedient werden. Bei Monja Art sei das anders.
"Sie ist ganz nah bei diesen Schülern. Und sie exerziert das nicht nur anhand von Paula und ihrer nicht erwiderten Liebe zu dieser Mitschülerin durch, sondern alle anderen Figuren kommen auch zur Geltung. Es wird ein sehr komplexer Mikrokosmos dieser ganzen Schulklasse gezeigt. Ich fand es sehr konsequent, wie sie dieses Begehren wandern lässt anhand der Blicke. Und Blicke - das ist ja immer sehr schwer, auch sehr große Regisseure aus Amerika können das nicht immer so gut wie diese junge Regisseurin aus Österreich, zu zeigen, wie sich dieser ganze Sturm und Drang in diesen Teenagern widerspiegelt anhand von zwei, drei Blickwechseln, die sie sich in der Klasse zuwerfen. Das war sehr kluges, sehr mutiges Kino von einer Debütantin. So stark habe ich das schon lange nicht mehr gesehen."
Monja Art: Sehnsucht als Lebensthema
Monja Art selbst sagte zu ihrem Film noch vor der Bekanntgabe der Preisträger am Samstag im Deutschlandradio Kultur, der Film habe auch autobiografische Elemente, etwa den Herzschmerz und die Sehnsucht. Sehnsucht sei ohnehin ein Lebensthema. "Und diese banalen Lieben, dass man mit einem Menschen hätte zusammensein können, es aus bestimmten Gründen aber nichts wurde, also kein Paar wurde zum Beispiel." Den Film habe sie bewusst in Niederösterreich gedreht, da sie selbst dort aufgewachsen sei und eine Jugend auf dem Land erzählen wollte.
Das gesamte Interview mit Monja Art:
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Der Film "Club Europa" von Franziska Hoenisch ist mit dem u.a. von Deutschlandradio Kultur gestifteten Preis für den gesellschaftliche relevanten Film ausgezeichnet worden. Darin geht es um einen Afrikaner, der in einer Berliner WG einzieht und dann abgeschoben werden soll.
Das Filmfestival Max-Ophüls-Preis ist ein wichtiges Forum für Nachwuchsregisseure aus Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Weitere Informationen zum Filmfestival Max-Ophüls-Preis auf dessen Webseite
(abr)