Ophüls? Da will ich hin!
Gerade erst ging wieder das Max-Ophüls-Filmfestival in Saarbrücken über die Bühne. Wer hier seinen Film präsentiert, hat gute Chancen, auch danach Erfolge zu feiern. Über die Bedeutung der Veranstaltung und die Begeisterung für sie.
Filmausschnitt: "Joana, lass' uns das wann anders besprechen, o.k.? Nein!"
Die Situation für Leon wird immer aussichtsloser.
Filmausschnitt: "Ich mach Schluss, ich bin schwul."
Der jugendliche Held flüchtet sich in die Lüge. Er hat keine Lust darauf, sich mit seiner Umgebung auseinanderzusetzen, weder mit der Freundin, noch mit dem Vater, geschweige denn mit sich selbst und seinen beruflichen Perspektiven. Bei aller Tragik ist Leon ein liebenswerter Taugenichts, der das Publikum zum Lachen bringt.
Michaely: "Wir hatten eine Genre-Diskussion. Ich habe gesagt, das ist eine Komödie, was wir drehen. Alissa, meine Autorin, war eher der Überzeugung, dass es ein Drama ist. Ich glaube, wir haben als Dramödie eine gute Mischung gefunden."
"Eine ganz tolle Magie"
Der Regisseur, der sich an einer "Dramödie" versucht hat, heißt Jörn Michaely.
Michaely: "Ich hab' ganz viel Lebenserfahrung gewonnen, bin reif und erwachsen geworden."
Schließlich sei er während der Dreharbeiten mächtig gealtert, fügt er schmunzelnd hinzu.
Michaely: "Als wir den Film gedreht haben war ich 19, mittlerweile bin ich 20, das ist ja auch schon ein bisschen her."
Jörn hat es nicht als Schüler sondern als Praktikant der Filmhochschule Baden-Württemberg zum Max Ophüls –Festival geschafft.
Michaely: "Ich finde, bei unserem Projekt ist auf alle Fälle eine ganz tolle Magie da. Aber ein paar handwerkliche Dinge unterscheiden dann doch noch den Praktikantenfilm vom Studentenfilm, aber es ist doch unser Ziel, dass wir daran arbeiten. Also, es ist eine große Auszeichnung mit anderen Studentenfilmen hier auf dem Max-Ophüls -Preis in der Kurzfilm-Reihe zusammen zu laufen, mit denen gemeinsam in einer Reihe zu sein."
Selbst den gestrengen Augen der Kritiker, wie denen von Elisabeth Schabus, hält der Streifen stand.
Schabus: "Der war nett, der war schön, ja."
Das Nachwuchs-Film-Festival Max Ophüls ist für junge Schauspieler, Regisseure und Drehbuchautoren mehr als nur eine Spielwiese, es ist eine Art kleiner Ritterschlag, selbst dann wenn ihre Erstlingswerke außer Konkurrenz laufen.
Autschbach: "Ich hab' schon viele Drehbücher geschrieben, aber es war das erste, dass es zur Realisierung geschafft hat und ein Film daraus gemacht wurde, das war schon mal ein riesen Ding für mich."
Mehr als nur ein Türöffner für den Nachwuchs
Alissa Autschbach, die Autorin von "Leon lügt", hat große Pläne, sie hat sich bei Filmhochschulen in Deutschland und England beworben. Da es heute aufgrund der digitalen Technik sehr leicht geworden sei, Filme zu drehen, sei es umso bedeutender, durch das Festival aus der Masse hervorgehoben zu werden. Ophüls ist jedoch mehr als ein Türöffner für junge Nachwuchskünstler. Das Saarbrücker Festival schaffe Begegnung, über die Generationen hinweg, sagt Ulrike Hensel-Kornblum.
Hensel-Kornblum: "Ich treffe ständig junge Menschen hier, ältere auch und diese Durchmischung gefällt mir besonders gut, ich weiß nicht wo das sonst stattfindet. Ich finde das ganz wichtig, gerade dass so ganz arrivierte Menschen wie Geißendörfer oder Hannelore Hoger sich mischen mit den Jungen und die einfach mal die Möglichkeit haben, sich zu präsentieren."
Die 73-Jährige ist aus Bonn angereist und gönnt sich eine Woche Film. Ihr Kinovergnügen plant Ulrike Hensel-Kornblum akribisch.
Hensel -Kornblum: "Ich habe mir einen kleinen Stundenplan gemacht, so richtig wie in der Schule, es ist ja gar nicht so einfach mit den vielen Filmen. Und ich muss von Tag zu Tag gucken, was kann ich denn noch verkraften. Bis jetzt bin ich ganz glücklich, wie es läuft."
42.000 Menschen haben das diesjährige Max-Ophüls-Festival besucht. Sie konnten einen Eindruck davon gewinnen, was junge Menschen bewegt und wie sie es filmisch umsetzten. Selbst zu nachtschlafender Zeit, als „Leon lügt" uraufgeführt wird, sind die Kinosäle voll. Das Filmteam ist nervös.
Michaely: "Wahnsinnig aufregend. Ich hab gezittert und war sehr gespammt, wie er auf der großen Leinwand aussieht, wir haben ihn da ja auch noch nicht gesehen."
Nach 20 Minuten löst sich die Spannung.
"Jörn komm nach unten...und bring doch das ganze Team mit."
Jörn stellt sein Team vor: Schauspieler, Kameraleute, Maskenbildner, den Komponisten und muss sich entscheiden, wem er die obligatorische Rose aushändigt.
Jörn: "Die muss ich einfach der wunderschönen Esra Laske geben, als unserer weiblichen Hauptrolle, und Küsschen wenn's geht."