Filmfestival Max Ophüls Preis
Ausgezeichnet beim Max Ophüls Preis: Der Film "Breaking the Ice" erzählt die Geschichte einer Emanzipation. Mira (links) muss sich auch beim Eishockey durchsetzen. © Johannes Hoss / Nikolaus Geyrhalter Filmproduktion GmbH
Würdige Preisträger und eine Branche in der Krise
08:30 Minuten
Beim Max Ophüls Preis sind die Filme "Alaska", "Breaking The Ice" und "Letzter Abend" ausgezeichnet worden. Die Filme sind herausragend - aber in der Branche geht der Frust um, berichtet unser Filmredakteur Patrick Wellinski.
Beim 44. Filmfestival Max Ophüls Preis in Saarbrücken sind die Preise vergeben worden. Mit dem Hauptpreis für den besten Spielfilm wurde "Alaska" von Max Gleschinski ausgezeichnet. "Breaking the Ice" von Clara Stern bekam drei Auszeichnungen: den Preis der Jugendjury, denjenigen für das beste Drehbuch, sowie den Preis für den gesellschaftlich relevanten Film.
Als bester Schauspielnachwuchs wurden Augustin Groz in "Wer wir einmal sein wollten" und Alina Stiegler für "Sprich mit mir" geehrt. Lukas Nathrath bekam den Preis für die beste Regie für "Letzter Abend".
Intelligente Erzählung und schöne Bilder
Bei dem Siegerfilm "Alaska" geht es um eine ostdeutsche Familie an der Mecklenburgischen Seenplatte, die versucht, sich neu zu erfinden.
"Es ist herausragend, wie Regisseur Max Gleschinski die Geschichte zurückgenommen, literarisch und auch sehr poetisch verdichtet. Der Film ist ein Glücksfall, weil er intelligentes Geschichtenerzählen mit einem wunderschönen Zugriff auf Bilder und Atmosphären verbindet", sagt unser Filmredakteur Patrick Wellinski.
Der Film verhandelt Ostbiografien aus der Perspektive von Menschen, die erst nach der Wende geboren wurden, und verbinde gegenwärtige und vergangene politische Fragen auf eine sehr spannende Art.
Eigenständiger Film mit tollem Ensemble
Auch über den Preis für die beste Regie für "Letzter Abend" freut sich Wellinski sehr. "Riesenlob für die Jury! Ich hätte nicht gedacht, dass sie einen so eigenständigen Film mit einem Preis ehren." Darin lädt ein Paar, das umzieht, Freunde zu einem letzten Essen in die alte Wohnung.
"Bei diesem Essen implodieren und explodieren unterschiedliche Egoismen und Lebenslügen werden offenbart. Das erinnert an Tschechow und an Cassavetes. Es wird tragisch und lustig, präzise und energisch, von einem herausragenden Ensemble junger unbekannter Schauspieler umgesetzt", begeistert sich Wellinski. "Unfassbar, dass dieser Film nur 4000 Euro gekostet hat und in einer Woche auf die Beine gestellt worden ist. Den Namen Lukas Nathrath sollten wir uns merken."
Eine Branche in der Sackgasse
Clara Sterns "Breaking the Ice" kann man als den wahren Gewinner des Abends bezeichnen. Dass dieser Film gleich dreifach ausgezeichnet wurde, kann Wellinski gut verstehen. "Er gibt der Emanzipation einer jungen Frau, ihrer Identitätssuche und dem Thema Gleichberechtigung sehr nachvollziehbare Bilder. Clara Stern schafft es, all diese Schichten in einen sehr stimmigen Coming-of-Age-Stoff zu packen."
Insgesamt sehnt sich der deutsche Filmnachwuchs nach einer neuen Art von Förderung, sagt Wellinski. "Die alten Produktionsmechanismen sind an ihrem Ende angekommen. Ich habe eine Branche erlebt, die sich in der Sackgasse befindet. Und ich habe viel Frustration gehört. Das gegenwärtige Filmfördersystem scheint junge Energie auszubremsen. Alle sagen, es muss sich etwas ändern, so wie wir bisher Filme in Deutschland hergestellt haben, kann es nicht weitergehen."
Viele Augen richteten sich dabei auf Claudia Roth und ihre angekündigte Reform der Förderung, so Wellinski. "Alle sehen mit Spannung darauf, ob ein positiver Impuls aus der Politik kommen könnte. Richtig glauben tut das allerdings keiner."
(rja)