Nippon Connection
Das 20. Japanische Filmfestival findet vom 9. bis 14. Juni 2020 digital statt
Krasse und streitbare Frauenbilder
10:48 Minuten
Das japanische Filmfestival "Nippon Connection" findet in diesem Jahr digital statt und setzt einen Schwerpunkt auf Frauen in der japanischen Gesellschaft. Den Frauen werde eine wichtige Stimme gegeben, sagt die Japanologin Dinah Zank.
Das japanische Filmfestival "Nippon Connection" widmet sich mit dem Schwerpunkt "Female Futures – Neue Frauenbilder in Japan" der Situation von Frauen und Regisseurinnen in Japan.
In verschiedenen Genres verhandeln die auf dem Festival gezeigten Filme unter anderem die gegenwärtige Stellung von japanischen Frauen in der Berufswelt, die Diskrepanz zwischen den Erwartungen an sie innerhalb der Familie versus ihre eigenen Wünsche (Film: "Shades of Red"), die Wahrnehmung des weiblichen Körpers (Film: "Little Miss Period") oder sie thematisieren häusliche Gewalt und die Objektifizierung von Frauen.
Einer der "streitbarsten Filme des Programms", wie es in der Ankündigung heißt, ist der Film "Under Your Bed", ein Film der Regisseurin Mari Asato, der als "Stalking-Thriller" ausgewiesen ist. Der Horror, den man am Ende sehe, sei der Horror, den Frauen jeden Tag auf der Welt erleben, sagt die Japanologin Dinah Zank. Die Regisseurin habe es geschafft, den "Plot sehr still zu halten", gerade in den Momenten, in denen der Film am brutalsten werde.
Frauen eine Stimme geben
Das Besondere an den Filmen des Festivals sei, dass "gerade die krasseren Filme den Frauen eine Stimme geben", so Zank. Und dass sie "wertungsfrei" seien. In "Shades of Red" gehe es um den Alltag einer japanischen Ehefrau und psychische Gewalt, die sie erfährt. "Wenn eine Frau heiratet in Japan, wird eigentlich davon ausgegangen, dass sie ihren Beruf aufgibt. Die Frage ist: Gibt es da überhaupt einen Schuldigen?"
Es gibt im Programm nicht nur Spielfilme, sondern auch eine Sektion mit Dokumentarfilmen von und über Frauen in Japan. Einer davon ist "This Planet is not my Planet", eine Dokumentation über Mitsu Tanaka, eine Pionierin des Feminismus in Japan. Diese Dokumentation sei besonders stark, da sie sehr "intim und persönlich" sei, und sich mit der Opferstigmatisierung in Japan beschäftige, so Zank.