US-Produktionen beim Filmfest Venedig

Düstere Americana-Erzählungen

07:11 Minuten
Brendan Fraser als dicklicher älterer Mann in der Hauptrolle in "The Whale".
Filmstill aus "The Whale" mit Brendan Fraser in der Hauptrolle. © A24 Films
Anke Leweke im Gespräch mit Marietta Schwarz |
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Beim Filmfest Venedig dominieren in der ersten Woche Produktionen aus den USA. Alle Filme handelten von Einzelgängern und Zurückgelassenen, sagt Kritikerin Anke Leweke. So auch der mit Standing Ovations gefeierte „The Whale“ von Darren Aronofsky.
„In den USA gibt es nur noch einsame Menschen, Menschen die scheinbar nicht mehr anschlussfähig sind“ – zu diesem Eindruck komme man, wenn man sich die US-Produktionen beim 79. Filmfestival von Venedig anschaue, sagt Filmkritikerin Anke Leweke.

Außenseiter aus allen sozialen Klassen

Wie etwa in „Monica“ von Andrea Pallaoro, ein Film über einen jungen Menschen, der von der Familie verstoßen wird, weil er sich „von einem Sohn zu einer Tochter hat umoperieren lassen“.
Oder der Eröffnungsfilm „White Noise“ von Noah Baumbach mit Adam Driver über eine Familie, die unter einem Dach aneinander vorbeilebe, so Leweke.
„Egal, aus welcher Klasse die Familien kommen: In all diesen Film geht es um Einzelgänger, Einzelkämpferinnen, Menschen, die zurückgelassen wurden, Traumatisierte.“

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Auch "Bones and All" mit Timothée Chalamet und Taylor Russell in den Hauptrollen erzähle von zwei Außenseitern: „Als Märchen funktioniert dieser Film sehr schön, aber warum sie Kannibalen sein müssen?“ Diese Metapher entwickle der Regisseur Luca Guadagnino leider nicht.

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„Aber der Film funktioniert auch als Roadmovie durch Amerika und in der Weite der Landschaft.“
In „The Whale“ von Darren Aronofsky geht es um Einsamkeit: Nach dem Tod seines Freundes will ein Mann nicht mehr weiterleben, frisst seinen Kummer in sich hinein: "Wie Brendan Fraser das trotz dieser Körperfülle spielt, das hat so was Zärtliches, Berührendes – ich könnte mir vorstellen, dass er hier einen Schauspielerpreis bekommt."

Geschichte der Unterdrückung bleibt gegenwärtig

Um Amerikas Vergangenheit und Gegenwart gehe es in Paul Schraders „Master Gardener“ mit Sigourney Weaver: Eine reiche Witwe hält ihren Gärtner wie einen Sklaven, wie in den alten Südstaaten.
Der amerikanische Regisseur Paul Schrader, hinter ihm hängen bauchige Glaslichter
Mit seinem neuen Film "Master Gardener" greife Paul Schrader auch die Machtverhältnisse im aktuellen Amerika auf, meint Kritikerin Anke Leweke. © picture alliance / AP / Joel C. Ryan
Der Film zeige die Machtverhältnisse in den USA, die man immer noch spüre, findet Leweke: „Das erzählt viel vom Amerika heute – auch wenn der Film nach draußen geht, lernen wir nur eine Umgebung der Gewalt kennen.“

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