Programmtipp: Ab 18:05 Uhr gibt es mit der Filmkritikerin Katja Nicodemus ein Gepräch über Woody Allens Film "Café Society" in der Sendung Studio 9.
Selfies unerwünscht
Heute beginnen die Filmfestspiele in Cannes. Nach langer Abstinenz ist mit Maren Ades "Toni Erdmann" ein deutscher Beitrag im Wettbewerb vertreten. Fans, die auf Schnappschüsse mit den Stars hoffen, werden an der Croisette enttäuscht.
"Café Society" heißt der neue Film von Woody Allen, mit dem die 69. Internationalen Filmfestspiele in Cannes beginnen. Die Komödie spielt in der Traumfabrik vom Hollywood der 30er-Jahre. Die Starbesetzung mit Kristen Stewart, Steve Carell, Blake Lively und Jesse Eisenberg wird zur Eröffnung den roten Teppich schmücken.
Eigensinnige deutsche Filmemacherin
Seit sechs Jahren ist das erste Mal wieder ein deutscher Film im Wettbewerb von Cannes. Die Berliner Regisseurin Maren Ade, die mit dem Film "Alle anderen" über die Generation der Mittdreißiger bekannt wurde, ist mit "Toni Erdmann" dabei. Die Tragikomödie zeigt eine komplizierte Vater-Tochter-Beziehung. In den Hauptrollen sind Sandra Hüller und Peter Simonischek zu sehen. Filmkritikerin Anke Leweke freut sich über die Teilnahme der "eigensinnigen Filmemacherin":
"Sie hat erst zwei Filme gedreht, damit aber schon für große Aufmerksamkeit gesorgt. Sie ist eine sehr präzise und kluge Beobachterin. In 'Toni Erdmann' versucht der Loser-Vater die Gunst seiner erfolgreichen Tochter zurückzuerobern. Maren Ade hat einen Hang für absurde und peinliche Situationen, die trotzdem ihre Figuren nie vorführt."
Filmischer Adelsstand
Insgesamt nehmen 21 Filme am Rennen um die Goldene Palme teil, mit dem Künstler in den filmischen Adelsstand erhoben werden. Regie-Altmeister wie Pedro Almodóvar, die Brüder Dardenne, Asghar Farhadi, Jim Jarmusch, Ken Loach und Sean Penn werfen wieder ihren Hut in den Ring. Neben dem Beitrag der 39-jährigen Ade haben es auch andere jüngere Regisseure in den Wettbewerb geschafft wie der US-Amerikaner Jeff Nichols und sein Rassismusdrama "Loving" über die Ehe zwischen einer Schwarzen und einem Weißen in den 50er- und 60er-Jahren.
Twitter-Nachrichten gelten als uncool
Hauptthema des Festivals sei "L'amour, L'amour, L'amour" sagt Anke Leweke. Die Figur, die Isabelle Huppert in "Elle" von Paul Verhoeven verkörpere, entdecke die Abgründe ihres Begehrens und Juliette Binoche feiere in "Slack Bay" die romantische Liebe des 19. Jahrhunderts. Insgesamt sagt sie über das Festival:
"Cannes ist sicher nach wie vor das wichtigste Filmfestival. Das spielt man auch mit einer gewissen arroganten Attitüde aus. Dazu gehört der Smoking- und Abendgarderobenzwang. Es darf keine Selfies am roten Teppich geben. Und Twitter-Nachrichten nach dem Film findet man völlig unangemessen."
Das zehntägige Festival endet an der La Croisette am Sonntag, den 22. Mai 2016, mit der Verleihung der begehrten Goldenen Palme. Präsident der Jury ist in diesem Jahr der australische Regisseur George Miller, der für seinen Animationsfilm "Happy Feet" über einen Pinguin einen Oscar erhielt.
Nach den Terroranschlägen in Frankreich und Belgien herrschen in Cannes erhöhte Sicherheitsvorkehrungen.