Patrick Wellinski hat in "Vollbild" mit Lav Diaz über "The Woman Who Left" gesprochen – noch vor der Bekanntgabe der Preise bei den Filmfestspielen in Venedig.
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Goldener Löwe geht auf die Philippinen
Lav Diaz ist für seine extrem langen Kino-Epen bekannt. Jetzt hat der philippinische Regisseur den Goldenen Löwen in Venedig gewonnen - mit einem Werk, das nur rund vier Stunden dauert und damit für ihn vergleichsweise kurz ausfällt.
Das philippinische Drama "The Woman Who Left" des Regisseurs Lav Diaz hat die Jury bei den Filmfestspielen in Venedig am meisten beeindruckt. Der Lohn: Ein Goldener Löwe. Der Film erzählt von einer Frau, die 30 Jahre lang zu Unrecht im Gefängnis saß und nach ihrer Entlassung versucht, wieder ins Leben zurückzufinden. Es ist der erste Hauptpreis des Festivals überhaupt, der an das asiatische Land geht.
Unsere Filmkritiker vor Ort sind mit der Entscheidung der Jury sehr einverstanden. Es habe definitiv der richtige Film gewonnen, kommentierte "Vollbild"-Redakteur Patrick Wellinski den Goldenen Löwen für "The Woman Who Left": "Ein Film, der als er gezeigt worden ist, alles überstrahlt hat." Auch sie habe der Film begeistert, sagte Anke Leweke: Die epische Länge des Dramas von Lav Diaz habe sie in den Alltag der unheimlich einsamen Protagonistin und die Abgründe der philippinischen Gesellschaft mitgenommen, so unserer Filmkritikerin.
Großer Preis der Jury für Tom Ford
Den Großen Preis der Jury erhielt der US-Modedesigner Tom Ford mit "Nocturnal Animals", einem Thriller. Sie habe den Film sehr gerne gesehen, so Leweke, weil er einen großen Unterhaltungswert habe und sehr spannend sei. Er müsse sich immer wieder kneifen, dass Tom Ford kein gelernter Filmregisseur sei, fügte Wellinski hinzu: "Der Mann beherrscht die Bilder, er beherrscht die Kunst zu erzählen."
Als beste Schauspieler wurden die US-Amerikanerin Emma Stone und der Argentinier Oscar Martínez ausgezeichnet. Der Preis für die beste Regie wurde geteilt - er ging an den Mexikaner Amat Escalante für "La Región Salvaje (The Untamed)" und den Russen Andrej Kontschalowski für "Paradise".
Als beste Nachwuchsdarstellerin wurde die Deutsche Paula Beer mit dem Marcello-Mastroianni-Preis geehrt. Die 21-Jährige spiele in dem Drama "Frantz" des Franzosen François Ozon die Hauptrolle einer trauernden Witwe nach dem Ersten Weltkrieg sehr minimalistisch, sagte Leweke: "Und man spürt trotzdem die ganze Zeit das Drama in ihr."
Im Wettbewerb hatten 20 Beiträge um die Auszeichnungen konkurriert. Das Filmfestival Venedig ist das älteste der Welt.
(ahe/hum)