Filmkomponist Howard Shore
Filmszene aus "Herr der Ringe - Die Gefährten": Eine Gruppe von Wanderern ist als Schattenriss zu sehen. © picture-alliance
Der Klang von Mittelerde
05:39 Minuten
Howard Shore hat die Musik von zahlreichen Kinofilmen komponiert. Und doch ist sein Name vor allem mit der monumentalen "Herr der Ringe"-Trilogie verknüpft. Jetzt wird der Mann, der den Soundtrack für Frodo und seine Gefährten lieferte, 75 Jahr alt.
"Du musst auf den Film hören, er sagt die Wahrheit. Wenn du ihm zuhörst, erfährst du alles, was du brauchst, um diese Geschichte zu erzählen", sagt der Filmkomponist Howard Shore.
Shore ist ein guter Zuhörer: In seiner Musik untermalt er nicht nur die Geschichte eines Films, er schreibt sie selbst mit, wie bei seinem monumentalen und vielfach preisgekrönten Soundtrack zur "Herr der Ringe"-Trilogie.
Die Musik ist vor dem Film da
Denn schon früh in seiner langen Karriere hat der 1946 in Toronto geborene Howard Leslie Shore eine wichtige Sache gelernt: dass die Arbeit eines Filmkomponisten nämlich nicht erst während der Dreharbeiten, sondern schon viel früher anfangen sollte.
"Ich finde es wichtig, bevor der Film gemacht wird, nur zur Geschichte oder dem Drehbuch schon Musik zu schreiben. Dann kann man im Verlauf der Dreharbeiten immer wieder Ideen einbringen."
Anfänge als Saxofonist in einer Band
Und er fügt erläuternd hinzu: "Ich bin im Theater groß geworden. Da musste ich mich jeden Tag auf ein neues Genre einlassen, von der Komödie bis zum Drama. Über Radio und Fernsehen bin ich dann zum Film gekommen. Da war es für mich ganz natürlich, mich nicht auf das eine oder andere zu beschränken."
Nach seinem Musikstudium in Boston hatte sich Howard Shore in den 1970er-Jahren zunächst als Saxofonist der Band "Lighthouse" und dann als Mitbegründer und musikalischer Leiter der legendären US-Comedyshow "Saturday Night Live" einen Namen gemacht. Anfang der 1980er wechselte er dann endgültig zur Filmmusik.
Erheblichen Anteil daran hatte auch der Regisseur David Cronenberg – ein Jugendfreund, mit dem Howard Shore bis heute immer wieder zusammenarbeitet, erzählt er: "Es ist einfach wichtig, einen Filmemacher zu finden, der ähnlich denkt wie man selbst, mit dem man alt werden und sich weiterentwickeln kann. Ich hatte das Glück, schon ganz früh in meiner Heimatstadt David Cronenberg kennenzulernen."
Vertrauensverhältnis mit dem Regisseur
Bernard Hermann hatte Alfred Hitchcock, John Williams seinen Spielberg – und auch für Howard Shore bedeutet die langjährige Zusammenarbeit mit einem erfolgreichen Regisseur wie David Cronenberg mehr als nur einen sicheren Job. Ihr entsprangen unter anderem gefeierte Filme wie "Die Fliege", "Crash" und "Tödliche Versprechen".
"Die enge Zusammenarbeit mit einem Regisseur bringt einen immer voran. Man blickt nach vorn, probiert neue Dinge aus, die man sonst vielleicht nicht gemacht hätte. Es entwickelt sich eine gute Vertrauensbasis."
Auch zu anderen Filmemachern hat Howard Shore über die Jahre vertrauensvolle und langlebige Arbeitsbeziehungen entwickelt: Hollywood-Größen wie Martin Scorsese oder David Fincher greifen immer wieder auf seine Dienste zurück.
Die "Herr der Ringe"-Sinfonie füllt auch Konzertsäle
Gerade die Kooperation mit "Herr der Ringe"-Regisseur Peter Jackson ermöglichte es ihm, Filmmusik auch über die Kinosäle hinaus populär zu machen: Shores "Herr der Ringe"-Sinfonie feiert seit vielen Jahren große Erfolge auf Konzertbühnen in aller Welt und beweist eindrucksvoll, dass Filmmusik – unter bestimmten Voraussetzungen – auch ohne die Bilder funktionieren kann.
"Einige Kompositionen lassen sich gut für den Konzertsaal adaptieren. Beim 'Herrn der Ringe' war die Wirkung besonders stark: mit 240 Musikern auf der Bühne – Orchester, verschiedene Chöre, Solisten. Das ist etwas ganz Besonderes", schwärmt der Komponist.
Intensive Beschäftigung mit Richard Wagner
Howard Shores musikalische Vision der Fantasiewelt Mittelerde, für die er sich intensiv mit Richard Wagners Leitmotivtechnik beschäftigte, ist seine vielleicht traditionellste Arbeit. Geschätzt wird er aber weltweit auch für seine Experimentierfreude und sein schier grenzenloses Klangspektrum, das er in zahllosen Soundtracks unter Beweis stellte.
Doch letztendlich war und ist es bis heute die Musik zu "Der Herr der Ringe", die ihm die größte Anerkennung – und auch seine drei Oscar-Trophäen – eingebracht hat. Mit ihr hat sich Howard Shore schon zu Lebzeiten selbst ein Denkmal gesetzt.