Deutsches Symphonie-Orchester Berlin spielt Zimmer und Bartók

Flug ins faszinierend Dunkle

Auf einem Hochhaus wird das Symbol von Batman angestrahlt, davor steht eine große Batman-Figur auf einem anderen Häuserdach.
Hans Zimmer ist ein Meister der Filmmusik, der digitale Klänge mit klasssichen für seine Filmmusik zu "Batman" verunden hat. © Imago / Cover-Images
Moderation: Volker Michael · 25.03.2022
Das Konzert vereint "Batman"-Filmmusik von Hans Zimmer und Bartóks Oper "Herzog Blaubarts Burg". Bariton Matthias Goerne übernimmt hier die Titelpartie. Beide Hauptfiguren haben ihre dunklen Fassetten. Dazwischen thematisiert Peter Eötvös das Fliegen in seinem Werk.
Der deutsche Hollywood-Komponist Hans Zimmer hat für Christopher Nolans Batman-Filme den Soundtrack geliefert. Das sind normalerweise artifizielle Studioaufnahmen. In einer Art Retro-Verfahren wurden daraus auch Orchesterpartituren generiert. Der Arrangeur Nikiforos Chrysoloras hat aus der Musik zu drei Filmen eine Konzertsuite gemacht. Dirigent Christian Schumann beschreibt die musikalischen Herausforderungen:
„Hans Zimmers Musik zu Batman nimmt einerseits gewisse Elemente der Musik auf, andererseits viel elektronisches Material. Das im Konzert zu spielen, erfordert eine ganz andere Herangehensweise, weil wir Zimmers Musik als etwas Präzises, fast schon Digitales kennen.“

Doppelleben

Batman, der heldenhafte Fledermausmensch, tauchte 1939 erstmals als Comic-Figur in den USA auf. Er ist eine Fantasy-Figur, die gegen Ungerechtigkeit und Kriminelle auftritt. Er führt ein Doppelleben als menschlicher Milliardär und als vermenschte Fledermaus mit übermenschlichen und übertierischen Fähigkeiten. Gerade in diesem Fledermausdasein liegen die Verbindungen zu den anderen beiden Werken des Konzertprogramms, zum schwebenden Adler bei Peter Eötvös und zur dunkel-schaurigen Blaubart-Burg bei Béla Bartók, lebt doch die Fledermaus in einer Höhle unter der Millionärsvilla.

Baskische und spanische Inspirationen

Batman ist der gute Fledermausmensch, der mehr erreicht, weil er fliegen kann. Mit dem Fliegen, Schweben und Gleiten eines Adlers hat sich der ungarische Komponist Peter Eötvös beschäftigt. Sein Werk „The Gliding of the Eagle in the skies“ ist das zweite Stück, das in diesem Programm den Aufstieg zu Herzog Blaubarts Burg erleichtert.
Allerdings führt Eötvös weit weg von Düsternis, Übermenschlichkeit und Heldentum. Eher hell und himmelwärts gewandt ist diese Musik. Peter Eötvös hat das Orchesterstück 2011 für das baskische Nationalorchester geschrieben. Er hat als ganz junger Mensch bei Zoltán Kodály studiert. Seitdem lässt er sich nicht zuletzt von anderen Musikkulturen inspirieren, in diesem Fall tauchen baskische und spanische Instrumente im Orchester auf oder werden imitiert, die Kastentrommel Cajon beispielsweise oder hohe schrille Flöten.

Faszinierende Dunkelheit

„Herzog Blaubarts Burg“ ist Béla Bartóks einziger Beitrag zur Gattung gesungener Musikdramatik. Blaubart ist eine mythische Figur, ein frauenverzehrender, ansonsten einsamer und verbitterter Mann mit Macht und Reichtum. Judith wiederum ist die Frau, die sich unerschrocken und fasziniert von der erotischen Ausstrahlung des Blaubart in die Burg begibt. Überall entdeckt sie schreckliche, aber auch schöne Dinge in der finsteren Behausung. Wände, Pflanzen und Geräte tragen Blut an sich.
Judith kämpft dafür, alle sieben hermetisch verschlossenen Türen zu öffnen. Um jeden einzelnen Schlüssel wird gerungen. Blaubart ziert sich, doch gibt immer nach, auch als Judith ahnt, dass sie nur die nächste von einigen Frauen sein wird, die Blaubart gefangen hält. Hinter den sieben Türen verbergen sich die Folterkammer, die Waffen- und Schatzkammer, der wunderliche Burggarten, der Blick auf das gesamte herzögliche Reich, und schließlich der See der Tränen der gefangenen Frauen und ihr Verlies. 

Film als Fortsetzung der Oper vorgedacht

Belá Bartók schrieb das Stück ab 1911 auf ein Libretto von Béla Balázs. Dieser Schriftsteller war auch Filmtheoretiker und Kritiker und sah in einer technischen Visualisierung die einzig mögliche Zukunft der Gattung Oper.
Das Werk wird auf Ungarisch gesungen, beginnt aber mit dem Deutsch gesprochenen Prolog, ausgeführt von David Nathan.
Aufzeichnung vom 20.03.2022 aus der Philharmonie Berlin

Hans Zimmer
Suite aus der Musik zu „Batman“-Filmen

Peter Eötvös
„The Gliding of the Eagle in the Skies“

Béla Bartók
"Herzog Blaubarts Burg"
Oper in einem Akt

Karen Cargill, Mezzosopran
Matthias Goerne, Bariton
David Nathan, Sprecher

Deutsches Symphonie-Orchester Berlin
Leitung: Christian Schumann

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