Zwischen silberner Rose und goldener Palme
Richard Strauss war neugierig auf das neue Medium Film. Und da der Komponist mit der Zeit gehen wollte und sich auch für die Tantiemen interessierte, stimmte er der Idee seines Librettisten Hugo von Hofmannsthal ohne große Bedenken zu, aus seiner Oper "Der Rosenkavalier" einen Stummfilm zu machen. Für die Qualität des Projekts bürgte der Regisseur Robert Wiene. Er war durch seinen Film "Das Cabinet des Dr. Caligari" (1920) zu einem frühen Star des Kinos geworden.
Für diesen Zweck arrangierte Richard Strauss seine Opernmusik rein instrumental und komponierte einige Passagen neu. Und Wiene hat daraus – ausgehend von der Musik, also vom Tempo und Rhythmus der Klänge! – einen ungewöhnlichen Film mit zahlreichen Außenaufnahmen gedreht: Der fesche Octavian klettert die Schlossfassade hoch, um ins Schlafgemach der Marschallin einzusteigen; der verlotterte Baron Ochs schaukelt mit seiner Kutsche durch die niederösterreichische Landschaft Richtung Wien; die liebreizende Sophie verliebt sich in einem Biergarten in einen jungen Adeligen…
"Ein sonderbar Ding"
Da der Schluss des 1926 in Dresden uraufgeführten Stummfilms nicht erhalten ist, hat der Dirigent Frank Strobel 2006 eine rekonstruierte Fassung in der Semperoper aufgeführt. Rekonstruktion bedeutet immer auch Interpretation. Strobel berichtet, welche weitreichenden Folgen dieses Film-Projekt für die Aufführung des "Rosenkavaliers" auch als Oper hat. Er spricht über die technischen Tücken bei der Aufführung und erläutert, warum die Musik von Strauss so oft in Filmen verwendet wurde: von Stanley Kubricks "2001 – Odyssee im Weltraum" bis zu Werner Herzogs "Fitzcarraldo". Auch in Hollywood hat die Klangsprache von Richard Strauss musikalische Spuren hinterlassen, u.a. bei Erich Wolfgang Korngold und heute bei John Williams.