Filmpreise in Cannes

    Satire "The Square" gewinnt Goldene Palme

    Ruben Östlunds "The Square" gewinnt in Cannes die Goldene Palme (28. Mai 2017)
    Ruben Östlund freut sich über die Goldene Palme für seinen Film "The Square". © AFP / Alberto Pizzoli
    Der schwedische Regisseur Ruben Östlund erhält für seine Gesellschaftssatire "The Square" die Goldene Palme. Sehr verdient, urteilt unser Filmkritiker Patrick Wellinski. Als beste Schauspielerin wurde Diane Kruger im deutschen Wettbewerbsbeitrag von Fatih Akin ausgezeichnet.
    Erstmals geht die Goldene Palme des Filmfestivals Cannes nach Schweden. Die Gesellschaftssatire "The Square" bekam am Sonntagabend die höchste Auszeichnung – den Preis für den besten Film. Der schwedische Regisseur Ruben Östlund erzählt darin von einem Museumskurator, dessen Leben auf den Kopf gestellt wird, als er sein Handy verliert. "The Square" wird so zu einem Abbild der bürgerlichen Gesellschaft und wirft Fragen zu Moral, Vertrauen und Männlichkeit auf.
    Der Jury-Präsident der 70. Filmfestspiele in Cannes, der spanische Regisseur Pedro Almodovar, lobte den Film dafür, die "Diktatur" der Political Correctness und jene zu erforschen, die sich darin verstricken. "Sie leben deswegen in einer Art Hölle", sagte er.
    Großen Jubel gab es auch für den deutschen Wettbewerbsbeitrag "Aus dem Nichts": Der deutsche Hollywood-Start Diane Kruger gewann den Preis als beste Hauptdarstellerin für ihr Spiel in Fatih Akins NSU-Drama. Die 40-Jährige verkörpert darin eine Frau, die bei einem Bombenanschlag durch zwei Neo-Nazis in Hamburg ihren türkischen Ehemann und den kleinen Sohn verliert.

    Goldene Palme verdient oder nicht?

    "The Square", der erste schwedische Spielfilm im Wettbewerb von Cannes seit 2014, habe die Goldene Palme verdient, meint Filmredakteur Patrick Wellinski. Die Begegnung des Museumskurators bei der Suche nach seinem Handy zeigten, wie fremd sich alle geworden seien: "Man sieht: Die Armen aben Angst vor den Reichen, die Reichen Angst vor den Armen. Die Menschen verstehen die Kunstwelt nicht mehr und umgekehrt. Dieser Film erzählt viel über die Gegenwart."
    Filmkritikerin Anke Leweke versteht die Auszeichnung als Signal an Cannes, Risiken einzugehen und nicht immer nur diejenigen einzuladen, die bereits eine Palme gewonnen haben. Das Werk selbst habe sie jedoch nicht überzeugt. "Mir führt der Film die Kunstszene in ihrer Dekadenz zu sehr vor. Es gibt immer wieder wilde Partys und Museumseröffnungen und so weiter. Damit ist der Film auch in einer Art Zwickmühle. Er will selbst ein Kunstwerk sein, weiß aber keinen anderen Weg, als die Menschen, die in dem Film mit Kunst zu tun haben, auch so ein bisschen vorzuführen. Und damit wird er mir dann am Ende doch zu moralisch, denn der Museumsdirektor hat dann auch noch eine Läuterung. Also so ganz rund und provozierend ist der Film nicht. Aber vielleicht einfach mal eine Stimme hier in Cannes am Himmel."
    Die Preise des 70. Internationalen Filmfestivals in Cannes im Überblick:
    Goldene Palme für den besten Film: "The Square" von Ruben Östlund (Schweden)
    Großer Preis der Jury: "120 battements par minute" von Robin Campillo (Frankreich)
    Preis der Jury: "Nelyubov (Loveless)" von Andrej Swjaginzew (Russland)
    Beste Regie: Sofia Coppola für "The Beguiled" (USA)
    Beste Darstellerin: Diane Kruger in "Aus dem Nichts" von Fatih Akin (Deutschland)
    Bester Darsteller: Joaquin Phoenix in "You Were Never Really Here" von Lynne Ramsay (Großbritannien)
    Bestes Drehbuch: "You Were Never Really Here" von Lynne Ramsay (Großbritannien)/ "The Killing of a Sacred Deer" von Giorgos Lanthimos (Griechenland)
    Jubiläumspreis: Nicole Kidman
    Im Wettbewerb des 70. Internationalen Filmfestivals in Cannes haben folgende Filme um die Goldene Palme konkurriert:
    "Aus dem Nichts" von Fatih Akin (Deutschland)
    "The Meyerowitz Stories" von Noah Baumbach (USA)
    "OKJA" von Bong Joon Ho (Südkorea)
    "120 battements par minute" von Robin Campillo (Frankreich)
    "The Beguiled (Die Verführten)" von Sofia Coppola (USA)
    "Rodin" von Jacques Doillon (Frankreich)
    "Happy End" von Michael Haneke (Österreich)
    "Wonderstruck" von Todd Haynes (USA)
    "Le Redoutable" von Michel Hazanavicius (Frankreich)
    "Geu-Hu (The Day After)" von Hong Sang Soo (Südkorea)
    "Hikari (Radiance)" von Naomi Kawase (Japan)
    "The Killing of a Sacred Deer" von Giorgos Lanthimos (Griechenland)
    "A Gentle Creature" von Sergei Loznitsa (Ukraine)
    "Jupiter's Moon" von Kornél Mundruczó (Ungarn)
    "The Square" von Ruben Östlund (Schweden)
    "L'amant double" von François Ozon (Frankreich)
    "You Were Never Really Here" von Lynne Ramsay (Großbritannien)
    "Good Time" von Benny Safdie, Josh Safdie (USA)
    "Nelyubov (Loveless)" von Andrej Swjaginzew (Russland)
    (ske)
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