Filmproduktion

Zu Besuch im Highend-Studio in Babelsberg

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Eines der Studios der Rotor Film Babelsberg GmbH in Potsdam © Rotor Film Babelsberg
Von Annette Weiß |
Die Rotor Film Babelsberg GmbH in Potsdam bietet modernste Technik für die Postproduktion von Ton und Bild. Zurzeit arbeiten dort Größen wie Luc Besson und Sönke Wortmann an ihren Werken. Wir werfen einen Blick über die Mischpulte.
"Der erste stimmt, der zweite nicht. - Ich mache die mal ein bisschen später. - Genau."
Sounddesignerin Johanna Wienert und Tonmeister Matthias Schwab geben dem Kurzfilm "Nighthawk", auf deutsch etwa Nachtschwärmer, den letzten Schliff. Im dunklen Misch-Atelier leuchtet nur das meterlange Paneel der Ton-Nachbearbeitung: unzählige Regler, Fader, Knöpfe und mehrere Monitore, auf einem läuft das Schnittprogramm.
Das Autoradio einen Tick später, der Aufprall muss deutlicher zu hören sein – minimale Änderungen sind es, immer wieder läuft die gleiche Szene über die Leinwand: die Hauptfigur in dem Animationsfilm ist ein betrunkener Dachs im Trabi, der seine Fahrtauglichkeit überschätzt und in die Rabatten fährt. Eigenhändig illustriert von der slowenischen Autorin, Regisseurin und Produzentin Spela Cadez.
"Das ist mein zweiter Film, den ich hier mische, mit Johanna"
Der erste war ihr mehrfach ausgezeichneter Kurzfilm "Boles".
"In diesem Atelier jetzt in diesem Raum nach dem Umbau seit Dolby Atmos und Auro 3D sitze ich das erste Mal. Ist schon toll."

Den Film wie ein Zuschauer erleben

Dolby Atmos und Auro 3 D – das sind die zwei modernsten Audio-Systeme, beide kann man in Studio F parallel einsetzen und hin- und herschalten. Auch das ist einmalig. Im Studio: 200 Sitzplätze, eine riesige Leinwand, zwei Konsolen für Bild und Ton, 10 Meter hohe Wände und überall sind LED-Lichtleisten und Lautsprecher: 69 sind es, dazu neun Subwoofer für die Bässe. Man könne die Töne frei herumwandern lassen, schwärmt Matthias Schwab, und: ein Regisseur sehe seinen Film dann so, wie ihn auch der Zuschauer erleben werde.
"Im Schneideraum gibt es in aller Regel keine Leinwand, nicht das entsprechende Abhörsystem, die Musik ist nicht final, die Vertonung ist nicht final, und durch dieses Kommen in diesen Raum entstehen noch mal neue Ideen und man macht sich nochmal andere Gedanken, wenn man hier reinkommt und sitzt und sich fühlt wie ein Zuschauer im Kinosaal."
Ein Stockwerk tiefer, in der offenen Küche, dem Treffpunkt der Mitarbeiter.
"Kevin, machst du bitte noch ein Backup von der zwei auf den DSC und ein normales Backup brauchen wir nicht, dafür sind die selber zuständig. - Ok, alles klar. "
Andreas Drost übergibt den fertig abgemischten Film "Nighthawk" dem auszubildenden Misch-Assistenten. 16 festangestellte Mitarbeiter arbeiten hier bei Rotor Film, Andreas Drost ist Tonmeister und von Anfang an dabei. Vor fünf Jahren haben die zwei Gründer das Haus von Studio Babelsberg gemietet.
"Im Prinzip ist alles, was wir jetzt als Rotor Film betreiben, völlig in sich zerfallen gewesen. Es gab zwar Räume, die waren aber nicht nutzbar. Man musste bei fast allen Sachen alles rausreißen bis auf die Grundmauern und alles, alles neu machen."

Eine gesonderte Mischung fürs Heimkino

Es gibt fünf weitere Studios. Im ältesten, holzvertäfelten Studio C hat schon Marlene Dietrich aufgenommen. Die Filme kommen bei Rotor als Rohmaterial an und werden durch Sprachaufnahmen und Geräusche ergänzt.
"Hier oben so ein altes Bakelit Telefon, Tastaturen, Schilder, Ketten natürlich."
Besonders ist auch Studio E: klein wie ein Wohnzimmer, mit abgerundeten Wänden wie in einem Tunnel und dolbygemäß ausgestattet. Hier machen die Tonmeister den sogenannten Premix oder den Downmix: für kleinere Kinos oder fürs Fernsehen oder das Internet. Viele Regisseure belegen gerne beide Studios, E und F, wie jetzt zum Beispiel Luc Besson.
"Da gehen die Mischtonmeister zu uns und machen oben im F die Hauptmischung in Dolby Atmos und gehen dann runter in das E und machen dort die Homevariante, und die müssen natürlich die Möglichkeit haben, immer mal wieder nach oben zu gehen und gegenzuchecken, ob das so war, wie sie es in Erinnerung haben."
Andreas Drost erzählt begeistert von der digitalen Technik, wie dem Grading, der Farbkorrektur.
"Wir haben hier einen Barco-Projektor mit einer sehr hohen Lichtausbeute, und das Baselight Zwei, das ist auch der neueste Shit, würde ich sagen, gibt noch nicht viele Studios, die das haben, es gibt in den 30er-Zahlen auf der ganzen Welt, das ist ein hochmodernes System, mit dem man Licht bestimmen, kolorieren kann."
So um einem Film den speziellen Look zu verpassen, zum Beispiel den Grünstich bei "Matrix". Im vergangenen Herbst haben die zwei Gründer noch einmal anderthalb Millionen Euro in die Technik investiert. Seitdem füllen sich die Auftragsbücher auch mit internationalen Produktionen, wie "A cure for wellness" von Gore Verbinski – und Filme, über die noch nichts verraten werden darf.
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