"DAU" von Ilya Khrzhanovsky findet im Théâtre du Châtelet, Théâtre de la Ville und Centre Pompidou vom 24.1. – 17.2.2019 statt.
"Ein gigantomanisches Projekt"
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Es gilt als spektakuläres Kunstprojekt. "DAU" erzählt die Geschichte des Physikers Lew Landau, der an der sowjetischen Wasserstoffbombe mitgearbeitet hat, auch anhand von Filmen. Nils Menrad war bei den Dreharbeiten dabei.
Nils Menrad war Filmstudent an der Hochschule für Gestaltung Karlsruhe, als er vor sieben Jahren einen Aufruf der Produktionsfirma von Ilya Khrzhanovsky, Regisseur von "DAU", las. Gesucht wurden damals Filmstudenten höherer Semester mit einer Videokamera, um für einige Tage in der nordukrainischen Stadt Charkiw an einem Filmprojekt mitzuwirken. Mit einer kleinen Gruppe von Kommilitonen reiste Menrad damals in die Ukraine. Er erinnert sich an die Ankunft:
"Der Drehort war ein riesiges Filmset in einem ehemaligen Schwimmbad. Man kann sich das wie ein großes Kolosseum mit umstellten Kulissenwänden vorstellen. Als wir ankamen, waren Hunderte schwarz Uniformierte am Eingangsbereich. Wir wussten weder, was gedreht wird, noch was passieren sollte - wurden aber sehr herzlich empfangen."
Eine ganze Stadt im Bauch des Kolosseums
Im Inneren des Kolosseums hatte man das sowjetische Institut von Lew Landau rekonstruiert – mit Labor-, Büro- und Wohnräumen, Geschäften, Friseur. Nicht nur die Requisiten mussten aus der Zeit von vor 1968 sein. Menrad musste sich für die Dreharbeiten die Haare schneiden lassen.
"Wir bekamen ein Wörterbuch. Begriffe, die nach 1968 erfunden wurden, durften im Inneren des Instituts nicht benutzt werden. Nach diesen größeren Vorbereitungen haben wir das Innere betreten."
Die Kulissen versetzten die Filmstudenten in ein totalitäres System zurück:
"Als wir die Wohnräume besichtigt haben, war das ganze Leben des Instituts noch in vollem Gange. Lew Landau wird von einem griechischen Dirigenten gespielt. Als wir damals da waren, war er gerade in seinem Schlafzimmer und hat sich ausgeruht."
"Merkwürdige Gestalten im Aufenthaltsraum"
Die Stimmung am Set sei angenehm und locker gewesen, berichtete Menrad im Deutschlandfunk Kultur. Es habe anlässlich der Dreharbeiten sogar eine spontane Techno-Party mit DJ Spooky in Charkiw gegeben. Doch auch einige zwielichtige Komparsen sind ihm in Erinnerung geblieben:
"Im Aufenthaltsraum gab es einige merkwürdige Gestalten. Eine davon war ein angeblich russischer Neonazi, der an der Zerstörung des Instituts später beteiligt werden sollte. Zusätzlich waren verschiedene Menschen mit Maschinengewehren und Militäruniformen zugange. Es wurde die ganze Zeit gemunkelt, welche echte Militärs und welche ausgestattete Schauspieler sind."
Menrad ist von "DAU" noch immer beeindruckt: "Es ist ein total gigantomanisches Projekt. Vor sieben Jahren war ich da und zu diesem Zeitpunkt hatte der Regisseur schon über fünf Jahre an diesem Projekt gearbeitet. Es ist sicher eines der größten Kunstprojekte dieses Jahrzehnts."
(cosa)