"Ich mag die Randzonen"
Am Samstag hat ein "Polizeiruf 110" mit dem Titel "Wölfe" Weltpremiere beim Filmfest München. Regisseur ist Christian Petzold, der dort mit einer Retrospektive gefeiert wird. Im Interview erzählt er von seiner Leidenschaft für Reihenhaussiedlungen und Verbrechen, die nur in München stattfinden können.
Das Filmfest München ehrt den Regisseur Christian Petzold mit einer umfassenden Retrospektive – von seinen studentischen Kurzfilmen über "Wolfsburg" und "Barbara" bis hin zu "Phoenix". Außerdem hat ein Polizeiruf mit Barbara Auer und Matthias Brandt Premiere auf dem Filmfest. "Wölfe" ist Petzolds zweiter Münchner "Polizeiruf", spielt aber nicht in der Metropole, sondern eher auf dem bayerischen Land. In der Sendung "Vollbild" sprechen wir mit dem Filmemacher über den ewigen Vergleich Berlin/München, den deutschen Film nach dem Cannes-Triumph von "Toni Erdmann" und das seltsame Gefühl, jetzt mit einer Retrospektive im "Museum" gelandet zu sein.
"Ich mag immer die Randzonen der Städte", sagte Christian Petzold über seinen "Polizeiruf" aus München, "ich habe immer das Gefühl, dass in den Zentren am wenigsten passiert, sondern in den Reihenhaussiedlungen, da laufen Männer mit Plastiksäcken rum und verbuddeln Leichenteilen. (...) Wenn ich einen Film in Leverkusen gedreht habe, dann habe ich nicht das Bayer-Kreuz drin gehabt, und wenn ich in Wolfsburg gedreht habe, taucht die Silhouette des VW-Werks auch nur vielleicht mal ganz im Hintergrund auf. Es geht ja nicht darum, hier Ansichtspostkarten-Motive an die ARD zu senden, sondern mich interessiert ja eher das München zwischen und in den Menschen. Der Münchner geht anders, sie haben mehr Geld, die Immobilienpreise zerstören einiges an Kultur und aber auch an sozialem Leben. Gleichzeitig wehren sich die Menschen dagegen. Ich habe immer den Traum gehabt, ein Verbrechen zu drehen, und Thomas Fritsch in weißen Jeans da durchgehen zu sehen. Das würde nie in Berlin stattfinden, so ein Verbrechen, das gibt es nur in München."