Die "Wütenden" machen ihre eigenen Filme
05:15 Minuten
Abseits der französischen Filmindustrie arbeitete Regisseur Ladj Ly jahrelang an seinem Film "Les Misérables", der in Cannes ausgezeichnet wurde. Aufgrund seiner Erfahrungen hat er die Filmschule Kourtrajmé mit gegründet – und das mit Erfolg.
In einem hellen kleinen Unterrichtsraum sitzt ein Dutzend junger Frauen und Männer an Tischen. Sie heißen Ibou, Aladine, Florence, Rodrigue oder Ming, sind seit letzten Oktober Schüler der Filmschule Kourtrajmé, Sektion Regie. Sie warten auf ihren Lehrer, der heute eine Gastdozentin mit in die Klasse bringt. Casting-Direktorin Judith Chalier. Die Mittdreißigerin hat einen Namen in der französischen Filmbranche.
Sie hat "La vie d´Adele" gecastet, 2013 goldene Palme in Cannes. Die Besetzung der viel gelobten Mini-TV-Serie "Die Wilden" geht ebenfalls auf Chaliers Konto. Ein politischer Thriller über zwei französische Brüder maghrebinischer Herkunft, der im Herbst gelaufen ist.
Die Schüler hängen an den Lippen der Casting-Direktorin, als sie beginnt über ihre Arbeit zu sprechen. Erfolgreiche Profis der Filmbranche kommen immer öfter hierher, in die kleine aber feine Filmschule mitten im Pariser Banlieu-Viertel Clichy-sous-Bois: Regisseure, Drehbuchautoren, Kameraleute. Auch Schauspielerstars wie Vincent Cassel oder Schauspieler und Filmemacher Mathieu Kassovitz. Sie sollen ihr Knowhow und wertvolles Insiderwissen an die Schüler weitergeben.
Sie hat "La vie d´Adele" gecastet, 2013 goldene Palme in Cannes. Die Besetzung der viel gelobten Mini-TV-Serie "Die Wilden" geht ebenfalls auf Chaliers Konto. Ein politischer Thriller über zwei französische Brüder maghrebinischer Herkunft, der im Herbst gelaufen ist.
Die Schüler hängen an den Lippen der Casting-Direktorin, als sie beginnt über ihre Arbeit zu sprechen. Erfolgreiche Profis der Filmbranche kommen immer öfter hierher, in die kleine aber feine Filmschule mitten im Pariser Banlieu-Viertel Clichy-sous-Bois: Regisseure, Drehbuchautoren, Kameraleute. Auch Schauspielerstars wie Vincent Cassel oder Schauspieler und Filmemacher Mathieu Kassovitz. Sie sollen ihr Knowhow und wertvolles Insiderwissen an die Schüler weitergeben.
Der Erfolg gibt der Schule recht
Ein Foto, auf dem ein strahlender Cassel mit Kourtrajmé-Schülern posiert, schmückt eine Bürowand eine Etage tiefer. Hier sitzt Penda am PC. Sie gehört zum festen Ausbilderteam der Banlieue-Filmschule, ist verantwortlich für den Fachbereich Produktion. Die Schule kann sich vor Bewerbungen kaum retten, sagt sie.
"Wir haben enorm viele Bewerbungen. 1500 im letzten Herbst für nur dreißig Plätze. Es war extrem hart für uns, die Schüler auszuwählen. Sie haben viel Talent, haben sich auch schon vieles selbst beigebracht. Zuhause, mit Anleitungen aus dem Internet und so. Wirklich beeindruckend."
In der Banlieue-Filmschule Kourtrajmé bekommen sie eine Chance, die ihnen die traditionsreichen Filmschulen nicht geben. Wer bei der renommierten Pariser Fémis unterkommen will, sagt Penda, braucht nicht nur Hochschulreife, sondern auch viel Schulgeld und die richtigen Beziehungen.
"Unsere Schule ist für die Schüler 100 Prozent gratis, wir verlangen auch keine Abschlusszeugnisse. Hauptsache sie haben gute Ideen und sind motiviert. Männer und Frauen, mit Schleier oder ohne, schwarz oder weiß, schwul oder transgender. Wir nehmen sie, wie sie sind. Hier gibt es keine Diskriminierung."
Im Herbst 2018 – nach mehreren Jahren Vorbereitung – gründet Filmemacher Ladj Ly Kourtrajmé als gemeinnützigen Verein, mit Hilfe bescheidener staatlicher Zuschüsse vom Departement Seine-Saint-Denis. Als er ein halbes Jahr später in Cannes den Jurypreis für "Les Misérables" bekommt, springen andere Geldgeber auf: die französische Filmförderung, das öffentlich-rechtliche Fernsehen und Sponsoren aus der Wirtschaft.
Amadou Ly, Bruder und rechte Hand des Filmemachers, isst mit einigen Schülern zusammen Mittag. Fastfood aus transparenten Plastikverpackungen. Die Gelder, die Kourtrajmé bekommt, sind keine milden Gaben, sondern eine interessante und lohnende Investition, sagt Amadou Ly, den hier jeder Amade nennt.
"Sie sind hierher gekommen, haben gesehen, dass die Schule funktioniert. Dass unsere Schüler – trotz der komplizierten Voraussetzungen – sehr gute Kurzfilme realisieren. Genauso gut wie an den großen Filmschulen, nur längst nicht so teuer. Also haben sie sich gesagt, die können das hier schaffen."
"Unsere Schule ist für die Schüler 100 Prozent gratis, wir verlangen auch keine Abschlusszeugnisse. Hauptsache sie haben gute Ideen und sind motiviert. Männer und Frauen, mit Schleier oder ohne, schwarz oder weiß, schwul oder transgender. Wir nehmen sie, wie sie sind. Hier gibt es keine Diskriminierung."
Im Herbst 2018 – nach mehreren Jahren Vorbereitung – gründet Filmemacher Ladj Ly Kourtrajmé als gemeinnützigen Verein, mit Hilfe bescheidener staatlicher Zuschüsse vom Departement Seine-Saint-Denis. Als er ein halbes Jahr später in Cannes den Jurypreis für "Les Misérables" bekommt, springen andere Geldgeber auf: die französische Filmförderung, das öffentlich-rechtliche Fernsehen und Sponsoren aus der Wirtschaft.
Amadou Ly, Bruder und rechte Hand des Filmemachers, isst mit einigen Schülern zusammen Mittag. Fastfood aus transparenten Plastikverpackungen. Die Gelder, die Kourtrajmé bekommt, sind keine milden Gaben, sondern eine interessante und lohnende Investition, sagt Amadou Ly, den hier jeder Amade nennt.
"Sie sind hierher gekommen, haben gesehen, dass die Schule funktioniert. Dass unsere Schüler – trotz der komplizierten Voraussetzungen – sehr gute Kurzfilme realisieren. Genauso gut wie an den großen Filmschulen, nur längst nicht so teuer. Also haben sie sich gesagt, die können das hier schaffen."
Ladj Ly gibt anderen Selbstvertrauen
Mehrere Schüler aus dem ersten Jahrgang haben schon eigene Aufträge bekommen. Mourad, der mit dem neuen Jahrgang im Oktober angefangen hat, hat sein Drehbuch für einen 20-Minuten-Kurzfilm gerade an France Television verkauft, darf sogar selbst Regie führen.
"Echt genial, dass das Fernsehen mein Drehbuch nimmt. Und dass ich auch noch selbst Regie machen darf – das ist total verrückt, was mir gerade passiert. Ich bin super froh und stolz."
Mourad ist mit 42 der älteste Schüler, hat noch vor kurzem bei Amazon in der Logistik gearbeitet und immer erst nach Feierabend zuhause Geschichten für Drehbücher geschrieben. 20 Jahre, erzählt er, für die Schublade. Bis er von Ladj Lys Schule erfahren hat, dessen Filmarbeit er seit vielen Jahren verfolgt, als Künstler und Mensch bewundert.
"Ladj ist für uns alle ein Vorbild. Leute wie er, pushen dich, dein Ding zu machen. Filme, wie du sie machen willst."
"Echt genial, dass das Fernsehen mein Drehbuch nimmt. Und dass ich auch noch selbst Regie machen darf – das ist total verrückt, was mir gerade passiert. Ich bin super froh und stolz."
Mourad ist mit 42 der älteste Schüler, hat noch vor kurzem bei Amazon in der Logistik gearbeitet und immer erst nach Feierabend zuhause Geschichten für Drehbücher geschrieben. 20 Jahre, erzählt er, für die Schublade. Bis er von Ladj Lys Schule erfahren hat, dessen Filmarbeit er seit vielen Jahren verfolgt, als Künstler und Mensch bewundert.
"Ladj ist für uns alle ein Vorbild. Leute wie er, pushen dich, dein Ding zu machen. Filme, wie du sie machen willst."