Jeremy Menuhin und Mookie Lee Menuhin, Klavier
Magie der hellen Klänge
Im Arp-Museum Bahnhof Rolandseck endet die 14. Ausgabe des Kammermusikfestivals mit Stücken zum Thema Licht und Farben - Leiterin Mihaela Martin spielt mit bekannten und jungen Gästen Werke von Enescu, Franck, Dvořák, Bruch und Jeremy Menuhin.
Das Rolandseck-Kammermusikfestival findet in seinem 14. Jahr zum dritten Mal unter Leitung der renommierten Geigerin Mihaela Martin statt. Veranstaltet wird es von der Johannes-Wasmuth-Gesellschaft, einem Verein von Musik- und Kunstliebhabern, die die Erinnerung an den Galeristen und Kulturförderer wach halten wollen. Wasmut hatte den Bahnhof Rolandseck in den 1970er-Jahren vor dem Abriss gerettet und zu einem Musenheim umfunktioniert.
Eigentlich dominieren beim Festival im heutigen rheinland-pfälzischen Landesmuseum, dem Arp-Museum Bahnhof Rolandseck im nördlichsten Zipfel des Bundeslandes die kleinen Formationen, die junge und erfahrene Gastmusiker während der Probenwoche im Kulturbahnhof am Rheinufer südlich von Bonn bilden. Aber auch Solisten und besondere größere Ensembels sind im Kulturbahnhof zu Gast.
Alchemie und Himmelssturm
Der aktuelle Festivaljahrgang bezieht sich nach Worten der Organisatoren auf eine Ausstellung mit Kunstwerken des Rheinländers Otto Piene. Die findet noch bis zum Januar 2020 unter dem Motto "Alchemist und Himmelsstürmer" statt.
Alchemisten und Himmelstürmer waren die Komponisten auf jeden Fall, die in diesem Musikprogramm vertreten sind. Allen voran George Enescu, der als 19 Jahre alter Student in Paris mit seinem gewaltigen Streichoktett einen Beweis für seine genialische Begabung geliefert hat. Dieses Werk steht mit seiner komplexen Vielstimmigkeit und seiner Fülle an musikalischen Ideen außerhalb alles Gängigen in der Kammermusik.
Festivalleiterin spielt selbst
Festivalleiterin Mihaela Martin wird selbst zu hören sein als Primgeigerin in Enescus Oktett, sie spielt das voluminöse Werk zusammen mit einigen Festivalkünstlern und Studierenden der Berliner Barenboim-Said-Akademie, an der sie auch lehrt.
Nicht weniger groß und maßstabsetzend ist das Klavierquintett von César Franck. Das entstand quasi zeitgleich mit der d-Moll-Symphonie und der Violinsonate, den beiden bekanntesten Werken des belgisch-französischen Komponisten. Die spätromantische Süffigkeit dieses Werks kann nur ein Resultat alchemistischer Fähigkeiten sein.
Mit folkloristischen Farben wollte Max Bruch spielen - seine romantische Klangvorstellung basierte auf Volksmelodien. In diesem Zusammenhang komponierte er auch sein berühmtes "Kol Nidrei" für Cello und Klavier. Das ist eigentlich kein religiöses Stück, kein Gebet, sondern ein Stück im Volkston, das durch seinen Titel dennoch den Rang eines andächtigen, ja liturgischen Musikwerks erhalten hat.
Kol Nidrei bezeichnet am Versöhnungstag "Jom Kippur" ein formelhaftes Gebet, das vor Gott "alle Gelübde" relativiert. Niemand würde dagegen auf die Idee kommen, die Slawischen Tänze Antonín Dvořáks in den Rang eines nationalreligiösen Musikcorpus zu erhöhen. Dabei stehen sie beispielhaft dafür, wie Volks- und Kunstmusik sich gegenseitig beeinflussen und befruchten können.
Besonderer Gast beim 14. Rolandseck-Festival sind Mookie Lee Menuhin und ihr Duo- und Lebenspartner Jeremy Menuhin. Der musikhistorische Kreis schließt sich, wenn der Sohn Yehudi Menuhins mit seiner Fantasie für zwei Klaviere den Abend in Rolandseck eröffnet und dann am Ende das Oktett George Enescus erklingt. Enescu war einer der wichtigsten Violinlehrer Yehudi Menuhins.
14. Rolandseckfestival
Arp-Museum Bahnhof Rolandseck
Aufzeichnung vom 4. Juli 2019
Arp-Museum Bahnhof Rolandseck
Aufzeichnung vom 4. Juli 2019
Jeremy Menuhin
"Fantasy" für zwei Klaviere
"Fantasy" für zwei Klaviere
Max Bruch
"Kol Nidrei" für Violoncello und Klavier op. 47
"Kol Nidrei" für Violoncello und Klavier op. 47
Kyril Zlotnikov, Violoncello
Jeremy Menuhin, Klavier
César Franck
Klavierquintett f-Moll
Klavierquintett f-Moll
Enrico Pace, Klavier
Friedemann Eichhorn, Violine
Liza Ferschtman, Violine
Kyoungmin Park, Viola
Andrei Ioniţă, Violoncello
Antonín Dvořák
"Slawische Tänze" op. 72 für Klavier zu vier Händen (Auswahl)
"Slawische Tänze" op. 72 für Klavier zu vier Händen (Auswahl)
Diana Ketler, Myriam Farid, Klavier
George Enescu
Streichoktett C-Dur op. 7
Streichoktett C-Dur op. 7
Mihaela Martin, Stephen Waarts, 1. Violine
Vashka Delnazavi, Yamen Saadi, 2. Violine
Razvan Popovici, Katrin Spiegel, Viola
Assif Binness, Kyril Zlotnikov, Violoncello